Zeitschrift für chunior und Aunst
Die „Vernunft."
gefunden; bitte, überzeugen Sie sich selbst! Sie würden ja die
Sendung gleich an der Packung erkennen!' —,Selbstverständlich!' —
perr Müller begab sich in das Magazin, mit leeren pänden
kehrte er zurück, sichtlich erregt. Er ließ Worte fallen wie
Schlamperei, anzeigen und ähnliche. Ich erwiderte. Mein
Kollege, der Assistent weiniger, der im anstoßenden Bureau
arbeitete, wurde aufmerksam und fragte, was es gäbe.
,Ein Paket ist verloren gegangen!'
,welche Nummer?' fragte er weiter.
,Nummer 455!' riefen wir ihm im Lhore zu.
,Lassen Sie mich doch einmal nachsuchen — schaden kann
es nicht!'
,Geben Sie sich keine Mühe, es ist alles bereits zehnmal
durchgesucht!' so rief ich, der Kommis, der Amtsdiener und
perr Müller gleichzeitig.
Aber schon war weiniger im Magazine verschwunden, und
saft im selben Augenblicke erscholl seine Stimme: ,Aber, da
liegt ja das Paket — Nummer 4551 Ich habe es beim ersten
Griff gefunden!'
wir stürzten hinaus, weiniger hielt in seiner pand ein
Paket, von dem im hellsten Rot die Nummer 455 winkte; zu
allem Ueberfiusse stand noch deutlich darauf ,Safran!' Es war
tatsächlich die langgesuchte Sendung. Sehen Sie, meine perren,
einen so schändlichen Streich hatte uns die Phantasie gespielt.
Denn der Safran war diesmal ausnahmsweise in einem
Blechkästchen verpackt, und weiniger, der nichts von dem In-
halte der Sendung wußte, spähte nur nach der Nummer 4.55,
während wir alle in der Vorstellung der Salamiwurst be-
fangen waren.
was halten Sie nun von der Phantasie im Amte?"
- H.
Anspielung.
Sommerfrischler: „Das w asserleitun gs waffer ist doch
nicht mehr so gut, wie das frühere Brunnenwasser?"
Wirt: „Das können Sie doch nicht sagen, da sie ja kein
Wasser trinken."
Sommerfrischler: „Aber — wein."
Rührende Nürsorge.
ben fuhr die herrschaftliche Equipage mit der Gräfin beim
Einödbauern vorbei, als die Achse des wagens brach. Drei
Stunden im Umkreis gab's keinen Schmied, der den Schaden
hätte beheben können, zudem brach auch schon die Nacht herein
und so entschloß sich denn die hochgeborene Dame, die freundlichst
angebotene Gastfreundschaft des Einödbauern in Anspruch
zu nehmen.
Den braven, einfachen Leutchen fuhr freudiger Schreck durch
die Glieder — diese hohe Ehrei Sie räumten der Gräfin die
beste Stube ein und setzten das Gastbett unter Beihilfe von
einem halben Dutzend Federbetten und Kopfxolstern instand. Schier
bis zur niederen Zimmerdecke reichten die stramm gestopften Feder-
schläuche, und die Gräfin hatte Mühe, den guten Menschen
begreiflich zu machen, daß sie nicht gewöhnt sei, mit pilfe einer
Leiter ins Bett zu steigen.
Besonders rührig in ihren Beinühungen um eine angenehme
Nachtruhe des hochgeborenen Gastes zeigte sich die alte Groß-
mutter des Einödbauern, „das Ahnl", welche vor fünfzig Jahren
einmal im Schlosse als Kuhmagd bedienstet gewesen war und die
Gräfin noch als Kind gekannt hatte. Sie war es, welche das
Vogelbauer von der wand loshakte und in die Küche trug, damit
der Star nicht etwa schon in aller Morgenfrühe störe; sie war es,
die das quiekende Schwein, das einzige des Einödhofes, beim
borstigen Dhr packte und für diese Nacht unbarmherzig in den
Keller sperrte; sie war es, welche darauf drang, daß die lärmende
Kinderschar auf dem peuboden untergebracht wurde. — Nur eines
bereitete ihr noch große Sorge: Knapp beim paus lief der
Schienenstrang der Sekundärbahn vorüber, und wenn des Nachts
der lange Lastzug daherkeuchte, erzitterte der Erdboden, krachten
die alten Möbel in ihren Fugen, klirrten die Gläser aneinander
und raschelte es in den Mauern, wenn sie da nur abhelfen
könnte! . . .
Die Nacht brach herein, man legte sich zur Ruhe, und auch
das alte Großmutter! suchte sein Lager auf. Sie mußte doch
etwas gefunden haben wider den „sakrischen Spektakel" des
Lastzuges, denn nun kicherte sie beruhigt in sich hinein und
murmelte:
„So, jetz'n wird s' guat schlafen, unsre gnädige Frau Gräfin!"
Es ging auf die zweite Morgenstunde, der Lastzug ward
fällig. Und wirklich tauchten dort beim Taleinschnitt zwei
feurige Augen auf, ein pusten und Keuchen ward vernehmbar,
näher und näher rollte der Zug in dunkler Schlangenlinie . .
Jetzt war er schon fast beim Einödhof, da ertönten mit einem-
mal drei schrille Pfiffe von der Lokomotive, quietschend und
knarrend zogen die Bremsen an und schnaubend hielt der Zug
gerade vor dem päuschen. Die aufgeschreckten Schläfer hörten
das Zugpersonal laute Rufe ausstoßen, der Schein der hoch-
geschwungenen Laternen zuckte gespensterisch über die Zimmer-
decken, und jetzt, jetzt wurde gar ungestüm an die Paustüre
geklopft — erregte Stimmen verlangten Einlaß.
Mit einem entsetzten „Jeff' Marandjosef!" welches die
Schläfer vollends aufschreckte, fuhr die Einödbäuerin in die
pöhe und öffnete zaghaft. Und was war's? . . . In rühren-
der Sorge um den Schlummer der Frau Gräfin hatte das „Ahnl"
Die „Vernunft."
gefunden; bitte, überzeugen Sie sich selbst! Sie würden ja die
Sendung gleich an der Packung erkennen!' —,Selbstverständlich!' —
perr Müller begab sich in das Magazin, mit leeren pänden
kehrte er zurück, sichtlich erregt. Er ließ Worte fallen wie
Schlamperei, anzeigen und ähnliche. Ich erwiderte. Mein
Kollege, der Assistent weiniger, der im anstoßenden Bureau
arbeitete, wurde aufmerksam und fragte, was es gäbe.
,Ein Paket ist verloren gegangen!'
,welche Nummer?' fragte er weiter.
,Nummer 455!' riefen wir ihm im Lhore zu.
,Lassen Sie mich doch einmal nachsuchen — schaden kann
es nicht!'
,Geben Sie sich keine Mühe, es ist alles bereits zehnmal
durchgesucht!' so rief ich, der Kommis, der Amtsdiener und
perr Müller gleichzeitig.
Aber schon war weiniger im Magazine verschwunden, und
saft im selben Augenblicke erscholl seine Stimme: ,Aber, da
liegt ja das Paket — Nummer 4551 Ich habe es beim ersten
Griff gefunden!'
wir stürzten hinaus, weiniger hielt in seiner pand ein
Paket, von dem im hellsten Rot die Nummer 455 winkte; zu
allem Ueberfiusse stand noch deutlich darauf ,Safran!' Es war
tatsächlich die langgesuchte Sendung. Sehen Sie, meine perren,
einen so schändlichen Streich hatte uns die Phantasie gespielt.
Denn der Safran war diesmal ausnahmsweise in einem
Blechkästchen verpackt, und weiniger, der nichts von dem In-
halte der Sendung wußte, spähte nur nach der Nummer 4.55,
während wir alle in der Vorstellung der Salamiwurst be-
fangen waren.
was halten Sie nun von der Phantasie im Amte?"
- H.
Anspielung.
Sommerfrischler: „Das w asserleitun gs waffer ist doch
nicht mehr so gut, wie das frühere Brunnenwasser?"
Wirt: „Das können Sie doch nicht sagen, da sie ja kein
Wasser trinken."
Sommerfrischler: „Aber — wein."
Rührende Nürsorge.
ben fuhr die herrschaftliche Equipage mit der Gräfin beim
Einödbauern vorbei, als die Achse des wagens brach. Drei
Stunden im Umkreis gab's keinen Schmied, der den Schaden
hätte beheben können, zudem brach auch schon die Nacht herein
und so entschloß sich denn die hochgeborene Dame, die freundlichst
angebotene Gastfreundschaft des Einödbauern in Anspruch
zu nehmen.
Den braven, einfachen Leutchen fuhr freudiger Schreck durch
die Glieder — diese hohe Ehrei Sie räumten der Gräfin die
beste Stube ein und setzten das Gastbett unter Beihilfe von
einem halben Dutzend Federbetten und Kopfxolstern instand. Schier
bis zur niederen Zimmerdecke reichten die stramm gestopften Feder-
schläuche, und die Gräfin hatte Mühe, den guten Menschen
begreiflich zu machen, daß sie nicht gewöhnt sei, mit pilfe einer
Leiter ins Bett zu steigen.
Besonders rührig in ihren Beinühungen um eine angenehme
Nachtruhe des hochgeborenen Gastes zeigte sich die alte Groß-
mutter des Einödbauern, „das Ahnl", welche vor fünfzig Jahren
einmal im Schlosse als Kuhmagd bedienstet gewesen war und die
Gräfin noch als Kind gekannt hatte. Sie war es, welche das
Vogelbauer von der wand loshakte und in die Küche trug, damit
der Star nicht etwa schon in aller Morgenfrühe störe; sie war es,
die das quiekende Schwein, das einzige des Einödhofes, beim
borstigen Dhr packte und für diese Nacht unbarmherzig in den
Keller sperrte; sie war es, welche darauf drang, daß die lärmende
Kinderschar auf dem peuboden untergebracht wurde. — Nur eines
bereitete ihr noch große Sorge: Knapp beim paus lief der
Schienenstrang der Sekundärbahn vorüber, und wenn des Nachts
der lange Lastzug daherkeuchte, erzitterte der Erdboden, krachten
die alten Möbel in ihren Fugen, klirrten die Gläser aneinander
und raschelte es in den Mauern, wenn sie da nur abhelfen
könnte! . . .
Die Nacht brach herein, man legte sich zur Ruhe, und auch
das alte Großmutter! suchte sein Lager auf. Sie mußte doch
etwas gefunden haben wider den „sakrischen Spektakel" des
Lastzuges, denn nun kicherte sie beruhigt in sich hinein und
murmelte:
„So, jetz'n wird s' guat schlafen, unsre gnädige Frau Gräfin!"
Es ging auf die zweite Morgenstunde, der Lastzug ward
fällig. Und wirklich tauchten dort beim Taleinschnitt zwei
feurige Augen auf, ein pusten und Keuchen ward vernehmbar,
näher und näher rollte der Zug in dunkler Schlangenlinie . .
Jetzt war er schon fast beim Einödhof, da ertönten mit einem-
mal drei schrille Pfiffe von der Lokomotive, quietschend und
knarrend zogen die Bremsen an und schnaubend hielt der Zug
gerade vor dem päuschen. Die aufgeschreckten Schläfer hörten
das Zugpersonal laute Rufe ausstoßen, der Schein der hoch-
geschwungenen Laternen zuckte gespensterisch über die Zimmer-
decken, und jetzt, jetzt wurde gar ungestüm an die Paustüre
geklopft — erregte Stimmen verlangten Einlaß.
Mit einem entsetzten „Jeff' Marandjosef!" welches die
Schläfer vollends aufschreckte, fuhr die Einödbäuerin in die
pöhe und öffnete zaghaft. Und was war's? . . . In rühren-
der Sorge um den Schlummer der Frau Gräfin hatte das „Ahnl"