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Meggendorfer-Blätter, München
Unter Nreundinnen.
— „Mein neuestes Meid erregt die Aufmerksamkeit jedes eleganten Lserrn."
— „Ja, es ist unter den bisherigen Dein bestes Angelgerät."
Der Ausreißer.
an hat ja im allgemeinen recht, wenn man von dem
gebildeten Menschen erwartet, daß er über die wichtig-
sten Daten der vaterländischen Geschichte unterrichtet
ist und wie hier speziell über Momente aus Schillers Leben
und Schaffen, über das wesentlichste aus seinen Werken und
über seine Beziehungen zur Frauenwelt (was damals noch er-
laubt war). Aber, Du lieber Gott, man ist doch schließlich froh,
wenn die langweilige Pennalzeit vorüber ist, und wer dann
noch auf die verschiedenen Staatsexamina schanzen muß, ist
geradezu darauf angewiesen, einen Teil des überflüssigen Wissens-
ballastes über Bord zu werfen. Denn ein scharfsinniger Philo-
soph sagte einmal nicht mit Unrecht: „Das Gedächtnis des Men-
schen ist wie eine Schiefertafel; ist sie vollgeschrieben, so muß
man einen Teil davon auslöschen, bevor wieder neues Platz
haben kann." Und kurz und gut, man kann eben nicht von jedem
Menschen verlangen, daß er seinen Schiller im Kopfe hat wie
ein Privatdozent der Literaturgeschichte.
Diesen und ähnliche Monologe hielt sich etwa zum hundert-
sten Male der Kanzleisekretär Ambrosius Bröselmeier, ohne des-
wegen seine Nervosität, in die ihn die bevorstehende Schiller-
feier versetzt hatte, beschwichtigen zu können. Er hatte wohl
seinerzeit viel über Schiller gewußt; ja, er hatte ihm sogar noch
einige Goethesche Werke zugeschrieben, aber jetzt wußte er
absolut nichts mehr davon, und dieser „Rummel", mit dem man
Meggendorfer-Blätter, München
Unter Nreundinnen.
— „Mein neuestes Meid erregt die Aufmerksamkeit jedes eleganten Lserrn."
— „Ja, es ist unter den bisherigen Dein bestes Angelgerät."
Der Ausreißer.
an hat ja im allgemeinen recht, wenn man von dem
gebildeten Menschen erwartet, daß er über die wichtig-
sten Daten der vaterländischen Geschichte unterrichtet
ist und wie hier speziell über Momente aus Schillers Leben
und Schaffen, über das wesentlichste aus seinen Werken und
über seine Beziehungen zur Frauenwelt (was damals noch er-
laubt war). Aber, Du lieber Gott, man ist doch schließlich froh,
wenn die langweilige Pennalzeit vorüber ist, und wer dann
noch auf die verschiedenen Staatsexamina schanzen muß, ist
geradezu darauf angewiesen, einen Teil des überflüssigen Wissens-
ballastes über Bord zu werfen. Denn ein scharfsinniger Philo-
soph sagte einmal nicht mit Unrecht: „Das Gedächtnis des Men-
schen ist wie eine Schiefertafel; ist sie vollgeschrieben, so muß
man einen Teil davon auslöschen, bevor wieder neues Platz
haben kann." Und kurz und gut, man kann eben nicht von jedem
Menschen verlangen, daß er seinen Schiller im Kopfe hat wie
ein Privatdozent der Literaturgeschichte.
Diesen und ähnliche Monologe hielt sich etwa zum hundert-
sten Male der Kanzleisekretär Ambrosius Bröselmeier, ohne des-
wegen seine Nervosität, in die ihn die bevorstehende Schiller-
feier versetzt hatte, beschwichtigen zu können. Er hatte wohl
seinerzeit viel über Schiller gewußt; ja, er hatte ihm sogar noch
einige Goethesche Werke zugeschrieben, aber jetzt wußte er
absolut nichts mehr davon, und dieser „Rummel", mit dem man