Zeitschrift für Humor und Aunst
„Seid ihr denn hier
immer so poetisch aufge-
legt?" fragte er argwöhnisch.
„Jeder gibt es so gut,
wieer'shat," antwortete mit
einem vielsagenden Lächeln
der Herr Schwager. „Du
mußt nicht denken, daß wir
hier außen ganze Bar-
baren sind; im Gegenteil.
Gustav, beweise es dem
Onkel I"
wie auf ein langerwar-
tetes Stichwort schnellte
Gustav von seinem Platze
empor, stellte sich mitten ins
Zimmer und begann:
„Die Glocke — die
Glocke von Schiller." Dem
Sekretär gab es einen Stich.
„Festgemauert in der
Erden steht die Form aus
Lehm gebrannt, heute muß
die Glocke werden. — Festge-
mauert in der Erden, heute
muß die Glocke werden —
Glocke werden — und kein
Lehm ist nicht zur Hand,
Festge -
„Schwager, ums Him-
mels willen, was soll denn
das heißen?" rief entsetzt
der Sekretär.
Die reiche Zraut.
Glocke vordeklamieren I"
„Sei nur nicht gleich
so hitzig, lieber Schwager,"
begütigte der Papa, „der
Junge hat es doch gestern
ganz gut gekonnt. Gustav,
sang noch einmal an."
Gustav stand das wei¬
nen ziemlich nahe, aber er
gehorchte.
„Die Glocke von
Schiller, von Schiller. — Die
Glocke, von Schiller,
Schiller!" . . .
Herr Bröselmeier tram¬
pelte nervös mit den Füßen.
„Das weiß ich, mein
lieber Junge," sagte er.
„Alles ist heut' von Schiller,
von Schiller, von Schiller!"
„Gustav," rief der
Vater streng, „wenn Du
Dich nicht zusammennimmst,
wird der Onkel Dich be¬
schämen und Dir die ganze
„Um Gottes willen nicht!" rief entsetzt der Onkel und sprang
aus. „Eine solche Rücksichtslosigkeit sei fern von mir. Aber
sage mir nur, Schwager, was das alles zu bedeuten hat?"
„wein lieber Freund," erwiderte der Schwager, „ich begreife
recht wohl, daß Du enttäuscht sein mußt von dein stümperhaften
Lallen eines Rindes, aber Dir soll reiche Entschädigung werden
und Du sollst ganz und voll auf Deine Rechnung kommen.
es kommen ja auch iminer die Zinsen hinzu!"
Sieh her!" Und der Schwager öffnete gleichzeitig die Türe zum
guten Zimmer. Lin magisches Licht flutete daraus hervor, ver-
mischt mit den: starken Dust der Tannenreiser, womit das ganze
Zimmer ausgeschmückt war. In einer Ecke aber prangte eine Art
Altar, und im Scheine zweier dicker Aerzen und umrahmt von
Tannenzweigen zeigte sich eine etwas ramponierte Schillerbüste.
„wa—wa—was soll denn das heißen?" stammelte erbleichend
der Sekretär. (Fortsetzung Seite sZ2)
— „wein Bräutigam liebt mich von Jahr zu Jahr mehr!
Freundin: „Nun,
„Seid ihr denn hier
immer so poetisch aufge-
legt?" fragte er argwöhnisch.
„Jeder gibt es so gut,
wieer'shat," antwortete mit
einem vielsagenden Lächeln
der Herr Schwager. „Du
mußt nicht denken, daß wir
hier außen ganze Bar-
baren sind; im Gegenteil.
Gustav, beweise es dem
Onkel I"
wie auf ein langerwar-
tetes Stichwort schnellte
Gustav von seinem Platze
empor, stellte sich mitten ins
Zimmer und begann:
„Die Glocke — die
Glocke von Schiller." Dem
Sekretär gab es einen Stich.
„Festgemauert in der
Erden steht die Form aus
Lehm gebrannt, heute muß
die Glocke werden. — Festge-
mauert in der Erden, heute
muß die Glocke werden —
Glocke werden — und kein
Lehm ist nicht zur Hand,
Festge -
„Schwager, ums Him-
mels willen, was soll denn
das heißen?" rief entsetzt
der Sekretär.
Die reiche Zraut.
Glocke vordeklamieren I"
„Sei nur nicht gleich
so hitzig, lieber Schwager,"
begütigte der Papa, „der
Junge hat es doch gestern
ganz gut gekonnt. Gustav,
sang noch einmal an."
Gustav stand das wei¬
nen ziemlich nahe, aber er
gehorchte.
„Die Glocke von
Schiller, von Schiller. — Die
Glocke, von Schiller,
Schiller!" . . .
Herr Bröselmeier tram¬
pelte nervös mit den Füßen.
„Das weiß ich, mein
lieber Junge," sagte er.
„Alles ist heut' von Schiller,
von Schiller, von Schiller!"
„Gustav," rief der
Vater streng, „wenn Du
Dich nicht zusammennimmst,
wird der Onkel Dich be¬
schämen und Dir die ganze
„Um Gottes willen nicht!" rief entsetzt der Onkel und sprang
aus. „Eine solche Rücksichtslosigkeit sei fern von mir. Aber
sage mir nur, Schwager, was das alles zu bedeuten hat?"
„wein lieber Freund," erwiderte der Schwager, „ich begreife
recht wohl, daß Du enttäuscht sein mußt von dein stümperhaften
Lallen eines Rindes, aber Dir soll reiche Entschädigung werden
und Du sollst ganz und voll auf Deine Rechnung kommen.
es kommen ja auch iminer die Zinsen hinzu!"
Sieh her!" Und der Schwager öffnete gleichzeitig die Türe zum
guten Zimmer. Lin magisches Licht flutete daraus hervor, ver-
mischt mit den: starken Dust der Tannenreiser, womit das ganze
Zimmer ausgeschmückt war. In einer Ecke aber prangte eine Art
Altar, und im Scheine zweier dicker Aerzen und umrahmt von
Tannenzweigen zeigte sich eine etwas ramponierte Schillerbüste.
„wa—wa—was soll denn das heißen?" stammelte erbleichend
der Sekretär. (Fortsetzung Seite sZ2)
— „wein Bräutigam liebt mich von Jahr zu Jahr mehr!
Freundin: „Nun,