Is36
Aleggendorffer-Blätter, München
KaNbtütig.
Gattin: „wenn Du noch ein einziges Mal so spät aus der Kneipe kommst, wie gestern — —
springe ich in diesen Teich I"
Gatte: „Unsinn! — Da schwimmen so schon genug Gänse drin herum!"
Der Lodenhutene kicherte
in sich hinein. „So, da hat
er's, der ekelhafte Kerl! Wie
er sich bei der Kleinen ein-
schmeicheln will, dieser fade
Gesell, mit seinem gefälschten
Kognak. Kostet sicher nur
drei Mark die Flasche und
nicht so wie der meinige:
Sechs Sterne! Zwölfe fünf-
zig die kleine Bouteille!"
Und ostentativ entkorkte er
seinen Kognak. —
Die alte Schwarzwälder-
uhr am (Querbalken schlug
die neunte Abendstunde. Die
Sennerin, welche inzwischen
fertiggcgesscn hatte, wischte
den Löffel ab und sagte
gähnend und auf die Leiter
hinweisend, welche auf den
Dachboden führte:
„So, jetz'n krallts aufi,
ös zwoa; i möcht' schlafa
geh'n!"
Das war deutlich. Die
beiden erhoben sich und
krochen die Leiter hinauf.
Mben wandte sich der eine
nach rechts, der andre nach
links, und jeder bettete sich,
so gut er's konnte, ins duf-
tende Heu. Die Leiter aber
stellte das Veverl wieder bei-
seite und schlüpfte, die (Über-
kleider ablegend, ins Bett.
Der Lodenhutene schien
bald eingeschlafen zu sein —
oder markierte er dies bloß
durch seine tiefen, regel-
mäßigen Atemzüge? ... Der
mit dem Drei Mark-Kognak
lauschte hinüber. „Ja, der
ekelhafte Kerl schläft wirklich
schon!" murmelte er be-
friedigt vor sich hin. Dann
knüpfte er, da die Leiter bei-
seite gestellt war, vorsichtig
sein Seil an einen Dach-
balken und ließ sich herab.
Sachte schlich er sich näher
und näher. Und jetzt — o
„Humm . . . may . . .?"
„versuchen Sie 'mal!"
„A naa! Mi' kriegst D' net dran I" wehrte Veverl ab. „I bleib'
bei mein' Schmarr'n; iß Du Dei' Homad'-Dösen alloan!"
Unmutig wandte sich der Lodenhutene ab. Da kam schon
der andre mit einem Gläschen Kognak angerückt. „Gefällig,
gnädiges Fräulein?" Nun mußte das Veverl geradeheraus
lachen. „Gnäd'ges Fräulein hat er g'sagt! I hab' ja koa
Schleppen net und koan Federnhut, daß D' mi a gnäd'ges
Fräulein hoaßt!" rief sie, „und an' Schnaps mag i scho' gar net;
i trink' lieber mei' Milli'!"
freudiger Schreck! — schlug Veverl die Augen auf, blitzte ihn
schelmisch an, erhob sich, ohne ein Wort zu sprechen, nahm ihn
beim Handgelenk und — führte ihn vor die Hütte. Draußen
war's stockpechrabenschwarz. Der sieghafte Drei Mark-Kognak-
mensch zögerte. Doch da flüsterte ihm Veverl so verheißungs-
voll zu: „Komm nur, mei' liaber Bua!" daß er mit ihr bis ans
Ende der Welt gegangen wäre. Und sie gingen eine gute
Strecke Wegs. Endlich ließ sie seine Hand los und wispelte:
„So! Da bleibst D' jetz'n steh'n, und rühr Di net, sunst fällst D' ma
wo abi; i muaß no g'schwind zan Viech schau'n, nacha kimm
i glei'I" Damit huschte sie davon und ließ den Sieghaften in
der finsteren Nacht zurück.
Aleggendorffer-Blätter, München
KaNbtütig.
Gattin: „wenn Du noch ein einziges Mal so spät aus der Kneipe kommst, wie gestern — —
springe ich in diesen Teich I"
Gatte: „Unsinn! — Da schwimmen so schon genug Gänse drin herum!"
Der Lodenhutene kicherte
in sich hinein. „So, da hat
er's, der ekelhafte Kerl! Wie
er sich bei der Kleinen ein-
schmeicheln will, dieser fade
Gesell, mit seinem gefälschten
Kognak. Kostet sicher nur
drei Mark die Flasche und
nicht so wie der meinige:
Sechs Sterne! Zwölfe fünf-
zig die kleine Bouteille!"
Und ostentativ entkorkte er
seinen Kognak. —
Die alte Schwarzwälder-
uhr am (Querbalken schlug
die neunte Abendstunde. Die
Sennerin, welche inzwischen
fertiggcgesscn hatte, wischte
den Löffel ab und sagte
gähnend und auf die Leiter
hinweisend, welche auf den
Dachboden führte:
„So, jetz'n krallts aufi,
ös zwoa; i möcht' schlafa
geh'n!"
Das war deutlich. Die
beiden erhoben sich und
krochen die Leiter hinauf.
Mben wandte sich der eine
nach rechts, der andre nach
links, und jeder bettete sich,
so gut er's konnte, ins duf-
tende Heu. Die Leiter aber
stellte das Veverl wieder bei-
seite und schlüpfte, die (Über-
kleider ablegend, ins Bett.
Der Lodenhutene schien
bald eingeschlafen zu sein —
oder markierte er dies bloß
durch seine tiefen, regel-
mäßigen Atemzüge? ... Der
mit dem Drei Mark-Kognak
lauschte hinüber. „Ja, der
ekelhafte Kerl schläft wirklich
schon!" murmelte er be-
friedigt vor sich hin. Dann
knüpfte er, da die Leiter bei-
seite gestellt war, vorsichtig
sein Seil an einen Dach-
balken und ließ sich herab.
Sachte schlich er sich näher
und näher. Und jetzt — o
„Humm . . . may . . .?"
„versuchen Sie 'mal!"
„A naa! Mi' kriegst D' net dran I" wehrte Veverl ab. „I bleib'
bei mein' Schmarr'n; iß Du Dei' Homad'-Dösen alloan!"
Unmutig wandte sich der Lodenhutene ab. Da kam schon
der andre mit einem Gläschen Kognak angerückt. „Gefällig,
gnädiges Fräulein?" Nun mußte das Veverl geradeheraus
lachen. „Gnäd'ges Fräulein hat er g'sagt! I hab' ja koa
Schleppen net und koan Federnhut, daß D' mi a gnäd'ges
Fräulein hoaßt!" rief sie, „und an' Schnaps mag i scho' gar net;
i trink' lieber mei' Milli'!"
freudiger Schreck! — schlug Veverl die Augen auf, blitzte ihn
schelmisch an, erhob sich, ohne ein Wort zu sprechen, nahm ihn
beim Handgelenk und — führte ihn vor die Hütte. Draußen
war's stockpechrabenschwarz. Der sieghafte Drei Mark-Kognak-
mensch zögerte. Doch da flüsterte ihm Veverl so verheißungs-
voll zu: „Komm nur, mei' liaber Bua!" daß er mit ihr bis ans
Ende der Welt gegangen wäre. Und sie gingen eine gute
Strecke Wegs. Endlich ließ sie seine Hand los und wispelte:
„So! Da bleibst D' jetz'n steh'n, und rühr Di net, sunst fällst D' ma
wo abi; i muaß no g'schwind zan Viech schau'n, nacha kimm
i glei'I" Damit huschte sie davon und ließ den Sieghaften in
der finsteren Nacht zurück.