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Meggendorfer-Blätter — 61.1905 (Nr. 745-757)

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Nr. 756
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https://doi.org/10.11588/diglit.28176#0142
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Zeitschrift für Humor und Kunst

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Auf der Hinterstruirler Alm.

„verdammt schlaues Dingi" lächelte dieser vor sich hin.
„Hält jedenfalls viel auf ihren Ruf und fürchtete wahrscheinlich,
daß dieser ekelhafte Kerl mit dem Lodenhut lauschen könnte.
Ra," — und damit warf er sich in die etwas schwach geratene
Brust — „sei dem, wie ihm wolle, jedenfalls bin wieder einmal ich
der Bevorzugtei Ja, ja, habe von jeher schauderöses Glück bei
Damen . . . Wo denn nur die Kleine bleibti? . . Doch halt,
jetzt höre ich Schritte!" Angestrengt lauschte er in die Nacht
hinaus. Dann schüttelte er den Kopf. „Das kann nicht das
Veverl sein; ich höre zwei daherkommeni" Und mit einem-
mal schnürte ihm ein Angstgedanke den Hals zu: „Am Ende
sind's gar zwei Raubschützen I" Endlich hielten die Schritte in
seiner Nähe; ein Flüstern, dann entfernte sich der eine, während
der andre zurückgeblieben sein mußte, denn er hörte jetzt deutlich
das Knacken eines dürren Astes — oder war's am Ende gar ein
Gewehrhahn?! . . .
„Wo nur das Veverl bleibt . . ich kann mich ja nicht einmal
einen Schritt weit wegrühren, denn wer weiß, ob nicht da neben
mir ein furchtbarer Abgrund gähnt!"
Der Sieghafte schnaxperte vor Angst und Kälte und ver-
wünschte alle Senndirnen auf der ganzen Welt; aber es half
ihm alles nichts, er mußte ausharren auf seinem Platz. Endlich,
endlich begann es im Dsten lichter zu werden. Sachte, sachte.
Drunten im Tale krähten die Hähne, da und dort regte sich ein
Vögelchen im Gebüsch, und nach und nach vermochte der Sieghafte
die Umrisse der nächsten Felspartien zu erkennen. Ja und dort,
dort — die Haare sträubten sich ihm zu Berge — stand ein
Mann, der unverwandt zu ihm Herüberblicktei Das mußte der

Raubschütz sein! Herrgott im Himmel, wenn der jetzt anlegt. . .
diese Kerle haben stets eine nie fehlende Kugel im Rohri
Aengstlich starrte er auf sein Visavis und auch der andre ließ
ihn nicht aus den Augen. Endlich zuckten die ersten Sonnen-
strahlen um die Höhen, und nun zuckte es auch in den Gesichtern
der beiden Männer. „Der Lodenhutenel" — „Der Drei Mark-
Kognakmensch I" kam es im Tone der Erleichterung von ihren
Lippen. Dann traten sie aufeinander zu und reichten sich wortlos
die froststarren Hände. Noch standen sie so beisammen, da gellte
von der Sennhütte her ein frischer Juchzer. Sie fuhren zusammen und
richteten empörte Blicke nach dem nun näherkommenden Veverl,
welches sie mit der unschuldigsten Miene von der Welt fragte, ob
sie gut geschlafen hätten und ob sie eine warme Milch haben wollten.
Nun brauste aber der Lodenhutene auf und schrie: „Sie
wollen uns wohl noch uzen, Sie . . Sie. . Stalldirne, Siel" und
der Sieghafte quäkte dazwischen: „Das lassen wir uns nicht bieten;
bringen Sie uns das Beschwerdebuch! . . So, haben keines?!
Nette Wirtschaft, das! 'n SkandalI Kommt in die ZeitungI
Wird zur Anzeige gebracht!"
Das Veverl zog sich scheu zurück; mit einemmal blitzte es
aber in ihren Augen auf: Dort kam um die Ecke eine stämmige
Iägergestalt geschritten und dieser Jäger pflanzte sich urplötzlich
vor den beiden Helden auf, stemmte die Fäuste in die Seiten und
maß sie von oben bis unten. Da verstummte sowohl der Loden-
hutene wie auch der Sieghafte; sie schlichen sich in die Hütte,
holten ihre Rucksäcke und stiegen zu Tale. Hinter ihnen aber lachte
und juchezte es noch lange her, daß ihnen für immer die Lust ver-
ging, jemals wieder hinaufzusteigen auf die Hinterstruisler Alin.

-Lukullisch.

Frau (zu ihrem Manne): „Schorschl, trink 's Wasser aus, wir gehen jetzt heim.
 
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