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Meggendorfer-Blätter — 61.1905 (Nr. 745-757)

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Nr. 756
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https://doi.org/10.11588/diglit.28176#0148
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Der Mantel.

Tapfcr verteidigt.

den Vfen und zog sich ins
anstoßende Zimmer zurück.
Da pochte jemand an die
Türe: Feuerwerker Steiner.
Mit irrem Blick trat er —
natürlich gleich mit der
Direktion auf den Mantel
— ein. Auf drei Schritte
Distanz schlug er die Hacken
zusammen, pendelte einmal
hin und her, salutierte stramm
und rief: „Herr Haupt-
mann, melde gehorsamst:
nichts Neues I" —
Darüber erwachte der
Hauptmann im Neben-
zimmer. wütend kam er
hervor und brüllte:
„Sie, Feuerwerker, sind
Sie schon wieder so be-
trunken, daß Sie meinen
Mant - —
plötzlich brach der Herr
Hauptmann kurz ab. Der
Feuerwerker war nämlich
gar nicht mehr da. Das,
was der Herr Hauptmann
angehaucht hatte, war auch
nur der Mantel gewesen.


Gerichtsvollzieher noch das Klavier pfänden, Papachen; aber da haben wir uns hingesetzt und
vierhändig gespielt ... da hat er sich nicht Herangetrauti"

Verschnappt.
Gast (grob): „was ist das für eine Wirtschaft bei Ihnen?
Eben wurde dem Kellner schon eine Bouillon zurückgegeben,
weil eine Fliege drin war, und jetzt entdecke ich in meiner
Tasse auch eine!"
Wirt: „was; hat der Lümmel sie immer noch nicht her-
ausgenommen?"

Zweifelhafter Rat.
„Du, dem Fräulein Sophie hat ihr Bräutigam abgeschrieben."
„Eil"
„Du, das wäre ein Mädel für Dich!"
„Glaubst Du, daß sie mich nimmt?"
„Gewiß, jetzt in ihrer — Verzweiflung."

Schlau.

er neue Generaldirektor ist den ersten Tag in seinem Bureau
und läßt sich vom Sekretär Huber über den „Hausbrauch"
informieren. „Hier, Herr Generaldirektor," erklärt Huber, „ist
ein Tableau mit zwölf elektrischen Drückern. Von Nummer
eins geht die Leitung zur Zentralbuchhaltung, von Nummer
zwei zur Ausgaben-Kontrolle, von Nummer drei zur Einnahmen-
Kontrolle, von Nummer vier zum Herrn Baudirektor, von
Nummer fünf" . . . „Aber, ich bitte Sie, mein Lieber, das
kann ich mir doch unmöglich merken," unterbricht der Herr
Generaldirektor. „Da werden Sie so freundlich sein, mir neue
Knöpfe mit entsprechenden Bezeichnungen
machen zu lassen. Bestellen Sie das sofort,
und einstweilen, bis die neuen Knöpfe fertig
sind, könnten Sie mir ja kleine Paxier-
zettel auf die Knöpfe kleben." — „Ja¬
wohl, Herr Generaldirektor, ich werde das
sofort veranlassen," entgegnete dienstbereit
Herr Huber und wird mit einem freund-
lichen: „Ich danke IhnenI" entlassen.
Herr Huber geht sofort daran, zwölf Papier-
scheibchen in der Größe der elektrischen
Drücker auszuschneiden und mit zierlichen
Aufschriften zu versehen, belehrt dann den
Kanzleidiener eindringlich über den Zweck
dieser Papierscheibchen und gibt ihm

den Auftrag, morgen früh vor Ankunft des Generaldirektors
die einzelnen Drücker zu bekleben und ja darauf zu achten, daß
keine Verwechslung stattfinde.
Der Kanzleidiener tut, wie ihm geheißen war und begibt sich
am andern Morgen in das Privatzimmer des Generaldirektors, um
dort die etwas mühsame Arbeit vorzunehmen, ehe dieser erscheint.
Der neue Herr ist indessen ein Frühaufsteher und ein
sehr pflichteifriger Beamter dazu, und Schlag acht Uhr betritt
er seine Diensträume. Sehr erstaunt ist er, im Vorzimmer eine
ganze Anzahl seiner personalreserenten in Erwartung seiner
Befehle vorzufinden. Da er keine solchen
zu erteilen hat und er ein äußerst höflicher
Mann ist, so fragt er, ob vielleicht die
Herren wünsche hätten. Aber ehe er noch
eine Antwort erhalten kann, stellt sich
wiederum ein Herr ein und gleich darauf
noch einer und noch einer, alle mit der
deutlich ausgesprochenen Ueberzeugung,
gerufen worden zu sein.
„Das ist doch zum Kuckuck," denkt sich
der Herr Generaldirektor, „hat sich denn
hier jemand einen schlechten Scherz er-
laubt?" Und voll zorniger Ahnung betritt
er sein Privatzimmer, wo ihm allerdings
des Rätsels Lösung in Gestalt des zettel-
 
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