Meggendorfer-Blätter, München
<^)aß Deines Lebens Lenz entschwand,
Das spürt nicht nur Dein Blut. —
Ls war ein blütenschimmernd Land,
Drauf einst Dein Blick geruht,
Und mar ein achtlos rascher Schritt,
Der Dich darübertrug.
Das ging wie harter Sichelschnitt,
Der tausend Wunden schlug.
Wandlungen.
Du hast die Seufzer nicht gehört
Der Totgetret'nen dort.
Du hast Dich lachend abgekehrt
Und lachend zogst Du fort. —
Nun liegt's wie herbstlich Heideland
Vor Dir in weiter Rund.
Daß Deines Lebens Lenz entschwand,
Nun wird Dir's plötzlich kund.
Du spähst hinaus, Du spähst zurück.
Dein Herz ist weich wie nie.
Nach frischen Blüten sucht Dein Blick,
wie sie der Lenz verlieh.
Und lockt ein selten Blümlein Dich
Und neigt Dein Herz ihm zu,
Dann drückt es bang zur Seite sich
Und bebt und fleht: „Nicht Du!" —
Das Beste bleibt, Dein Sehnen träumt Und was der leichte Sinn versäumt,
Sich wieder jugendwärts, Genießt das alte Herz.
Ernst Weber.
In den HunbsLagcn.
Humoreske von Hans Horina.
Standpunkt klar
Von
Herr
der
wohl,
erwiderte
Amtsvorstand Töggler an
seinem Kanzlisten, „der
err Tippelmann," sagte der
einem heißen Iulitage zu
/ Lammeibein, dieser
t windige Diurnist,
schläft ja den ganzen Tag.
So geht's nicht mehr weiter!
Sie, Herr Tippelmann, sitzen
mit ihm in einem Zimmer;
passen Sie auf, und wenn
das Faultier wieder einmal
schläft, so melden Sie mir's
sogleich; ich werde dem Kerl
daun den
machen I"
„Sehr
Vorstand!"
Kanzlist devot und be¬
gab sich an seine Arbeit.
— Lammelbein, der Ge¬
genstand dieser kurzen Zwie¬
sprache, saß an seinem
Schreibpult und kritzelte schläfrig an einem Aktenstück.
Zeit zu Zeit sielen ihm unwillkürlich die müden Augenlider
zu, sein schweres Haupt sank immer tiefer herab, und nachdem
er noch eine weile vergeblich gegen die immer stärker wer-
dende Schlafsucht angekämpft, überließ er sich'schließlich willig
dem so aufdringlich gewordenen Schlummergotte.
Tippelmann, welcher
ihn gemäß dem gewordenen
Auftrage unausgesetzt im
Auge behielt, hätte ange-
sichts seines Visavis am
liebsten auch die Feder hin-
gelegt und ein Nickerchen
gemacht, denn auch ihn be-
schlich heute, bei 23° Reau-
mur im Schatten, eine nahe-
zu unwiderstehliche Schlaf-
sucht; nun aber raffte er
sich auf, erhob sich so ge-
räuschlos als möglich, schlich
auf den Zehenspitzen zur
Türe des Nebenzinimers,
wo der allgewaltige Amts-
vorstand residierte, und sachte,
sachte, ohne erst anzuklopfen,
damit der verbrecherische Schlaf des Diurnisten nicht etwa eine
Störung erfahre, öffnete er die Türe. Schon wollte er nach einer
tiefen Verbeugung in der Richtung des Vorstandspultes die
Meldung erstatten, da erstarb ihm das Wort auf den Lippen:
Ab onnemenl - Ginla dun g.
Meggendovfev - WtäLLev, München.
III. Duarial. 1905. 62. Band. 17. Jahrgang.
Mit nächster Dummer beginnt rin neues Nuarkat <62. Sand) und ersuchen wir unsre verehrtichen Abon-
nenten, ihre Bestellungen sofort zu erneuern, damit in der regelmäßigen Zusendung keine Verzögerung rinkritk. —
Preis pro Luartal (13 Dummern) in Deutschland Mk. 3.—. Postbezug Mk. 3.05, in Vesterrrich-Dugarn Ar. 3.66
bei allen Buch- und Kunsthandlungen, Zeitungs-Expeditionen und Postämtern.
Sri direkter Zusendung unter Kreuzband: In Deutschland 3 Mk. 25 Psg., in Vestrrreich-Ungarn Kr. 4. — .
ins Ausland Mk. 3.60 — 4 Iranks 50 Cts. — Einzelne Dummer 30 Pfennig oder 36 Heller.
München — Eßlingen — Wien I (Domgasse 4).
Ncrlag Ser MeWiilMstr-Mtlec.
<^)aß Deines Lebens Lenz entschwand,
Das spürt nicht nur Dein Blut. —
Ls war ein blütenschimmernd Land,
Drauf einst Dein Blick geruht,
Und mar ein achtlos rascher Schritt,
Der Dich darübertrug.
Das ging wie harter Sichelschnitt,
Der tausend Wunden schlug.
Wandlungen.
Du hast die Seufzer nicht gehört
Der Totgetret'nen dort.
Du hast Dich lachend abgekehrt
Und lachend zogst Du fort. —
Nun liegt's wie herbstlich Heideland
Vor Dir in weiter Rund.
Daß Deines Lebens Lenz entschwand,
Nun wird Dir's plötzlich kund.
Du spähst hinaus, Du spähst zurück.
Dein Herz ist weich wie nie.
Nach frischen Blüten sucht Dein Blick,
wie sie der Lenz verlieh.
Und lockt ein selten Blümlein Dich
Und neigt Dein Herz ihm zu,
Dann drückt es bang zur Seite sich
Und bebt und fleht: „Nicht Du!" —
Das Beste bleibt, Dein Sehnen träumt Und was der leichte Sinn versäumt,
Sich wieder jugendwärts, Genießt das alte Herz.
Ernst Weber.
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Standpunkt klar
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Herr
der
wohl,
erwiderte
Amtsvorstand Töggler an
seinem Kanzlisten, „der
err Tippelmann," sagte der
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/ Lammeibein, dieser
t windige Diurnist,
schläft ja den ganzen Tag.
So geht's nicht mehr weiter!
Sie, Herr Tippelmann, sitzen
mit ihm in einem Zimmer;
passen Sie auf, und wenn
das Faultier wieder einmal
schläft, so melden Sie mir's
sogleich; ich werde dem Kerl
daun den
machen I"
„Sehr
Vorstand!"
Kanzlist devot und be¬
gab sich an seine Arbeit.
— Lammelbein, der Ge¬
genstand dieser kurzen Zwie¬
sprache, saß an seinem
Schreibpult und kritzelte schläfrig an einem Aktenstück.
Zeit zu Zeit sielen ihm unwillkürlich die müden Augenlider
zu, sein schweres Haupt sank immer tiefer herab, und nachdem
er noch eine weile vergeblich gegen die immer stärker wer-
dende Schlafsucht angekämpft, überließ er sich'schließlich willig
dem so aufdringlich gewordenen Schlummergotte.
Tippelmann, welcher
ihn gemäß dem gewordenen
Auftrage unausgesetzt im
Auge behielt, hätte ange-
sichts seines Visavis am
liebsten auch die Feder hin-
gelegt und ein Nickerchen
gemacht, denn auch ihn be-
schlich heute, bei 23° Reau-
mur im Schatten, eine nahe-
zu unwiderstehliche Schlaf-
sucht; nun aber raffte er
sich auf, erhob sich so ge-
räuschlos als möglich, schlich
auf den Zehenspitzen zur
Türe des Nebenzinimers,
wo der allgewaltige Amts-
vorstand residierte, und sachte,
sachte, ohne erst anzuklopfen,
damit der verbrecherische Schlaf des Diurnisten nicht etwa eine
Störung erfahre, öffnete er die Türe. Schon wollte er nach einer
tiefen Verbeugung in der Richtung des Vorstandspultes die
Meldung erstatten, da erstarb ihm das Wort auf den Lippen:
Ab onnemenl - Ginla dun g.
Meggendovfev - WtäLLev, München.
III. Duarial. 1905. 62. Band. 17. Jahrgang.
Mit nächster Dummer beginnt rin neues Nuarkat <62. Sand) und ersuchen wir unsre verehrtichen Abon-
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München — Eßlingen — Wien I (Domgasse 4).
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