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Meggendorfer-Blätter — 61.1905 (Nr. 745-757)

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Nr. 757
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https://doi.org/10.11588/diglit.28176#0154
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Zeitschrift für L)umor und Kunst


Dort saß ja der würdige perr Vorstand, behaglich in sein Schreib-
tischfauteuil zurückgelehnt, und — schnarchte
Fensterscheiben zitterten I
Kopfschüttelnd schlich sich der
Kanzlist wieder an seinen Platz
zurück, lächelte still vor sich hin,
gähnte hierauf mehreremal hinter¬
einander, nahm die Feder pro lorirm
in die pand und — schlummerte
alsdann auch ein. — Tiefe Stille
herrschte eine Zeitlang in den
Bureaus. Endlich regte sich's im
Zimmer des Amtsvorstandes; der
Alte" war aufgewacht. Erst streckte
und dehnte er sich ein wenig, dann
erhob er sich, wackelte bedächtig zur
Türe und machte einen Blick ins
Nebenzimmer.
„Ah, ahl Unerhört I" entfloh es seinen Lippen, als er nun
nicht nur den Diurnisten, sondern auch den Kanzlisten schlafen
sah, und zürnend rief er dem letzteren, welcher entsetzt aus seinem
Schlafe fuhr, zu: „perr Tippelmann, auf ein Wort!" Der

Kanzlist erhob sich und folgte seinem Vorstand ins Zimmer.
„So beaufsichtigen Sie also den Lammeibein?" fuhr ihn der
Gewaltige an und setzte dann zu
einer Strafpredigt ein: „perr,
haben Sie denn schon alles Pflicht-
gefühl — "
„Entschuldigen perrVorstand,"
unterbrach ihn gekränkt der Kanz-
list, „ich konnte ja nicht —"
„Was konnten Sie nicht?"
„Anmelden, daß der Diurnist
schläft I"
„Warum?"
„Weil — weil — ich wollte
nicht stören; perr Vorstand haben
gerade auch ge—ge-ge—schrieben!"
„kjm," machte der Gestrenge
etwas betreten und sagte dann in
bedeutend milderem Tone: „Na, 's ist gut, mein Lieber;
stören darf man seinen Vorstand nie bei der Arbeit I"
Und seit jenem Tage kümmert sich der Amtsvorstand nicht
mehr um den Schlaf seiner Untergebenen.

selbst, daß die



Klimmt.


Frau: „Mann, wie schaust denn Du aus?!" —
Mann: „Ich — ich schau' überhaupt nicht aus, liebe Emilie.
 
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