Zeitschrift für Humor und Aunst
„Gut. wird gemachtI" versetzte der Direktor, und einige
Wochen später wohnten die beiden Familien Tür' an Tür' in
anscheinend vollkommenster Eintracht.
Anscheinend. Denn die Frau Ingenieur und die Frau
Direktor waren sich noch nie recht grün, nur daß die heimliche
Abneigung, die zwischen ihnen bestand, auf allerhöchsten Befehl
zurückgehalten wurde und nicht zum offenen Ausbruch gelangen
durfte. Unter der pand kam es aber beständig zu leichten
Plänkeleien. So ärgerte sich einmal die sparsame Frau In-
genieur über die Maßen, daß bei einer Pauskollekte die Frau
Direktor zehn Mark zeichnete, was sie, die sich am liebsten gedrückt
hätte, zwang, die Gegnerin durch Ueberbietung zu demütigen.
Und diese Notwendigkeit empsand sie hart; so wütend „giftete"
sie sich darüber, daß sie das Rachebedürfnis nicht länger zurück-
dämmen konnte.
Bei den Müllerschen mündete ein Kammerfenster in den
Pos, bei den Streberschen ebenfalls. An diesen Fenstern spielte
sich nunmehr der heimliche Krieg, der trotz alledem entstand, in
einer gar eigentümlichen Weise ab.
So kam es, daß eines schönen Mittwochs bei ihrem Fenster
das Prachtexemplar einer gut gemästeten Gans heraushing, die,
um allen Irrtümern vorzubeugen, an ihrem palse ein Schleif-
chen trug, just von jener Farbe, die die Frau Ingenieur
Müller mit besonderer Vorliebe sür sich zu wählen pflegte.
Und als sich am selbigen Abend die beiden perren trafen,
da sagte der Ingenieur Müller zu seinem Freunde, dem Direktor:
„Du, hör 'mal, Deine bessere pälfte hat heute zu ihrem Fenster
ein Gleichnis herausgehängt, das meiner Frau anstößig erscheint.
Was machen wir denn da? Sie ist doch ein bißchen zu deutlich,
diese Gans!"
„Was?" schrie der Direktor, „die Gans? Da soll doch
gleich ein Donnerwetter . . ."
„Nur kalt," mahnte der Ingenieur.
„Na, weißt Du, es ist mir selber schon ausgefallen, daß
meine Frau am Werktag sich zu einem solchen Leckerbissen ver-
steigt. Sonst gibt's halt Rindfleisch mit gerösteten Erdäpfeln . . .
sie hält mich in der Regel verdammt kurz. Aber da scheint sie
Eines Morgens war nämlich
dorten ein paubenkoxf aufgestellt.
Lin ganz blödes, überaus einfaches,
hölzernes Püppchen ohne jede sym-
bolische oder gar individuelle An-
deutung. Und dieser Koxf trug ein
weißes päubchen, wie es ehedem
üblich war und heute noch von der
Frau Direktor getragen zu werden
pflegte.
Am selbigen Abend sagte der
Direktor Streber zu seinem Freunde
Müller: „Du, hör'mal, Deine Gattin
hat da einen paubenkoxf an das
Fenster gestellt, die meinige ist dar-
über tot-unglücklich, weil sie hierin
eine Verhöhnung erblickt. Was
machen wir denn da?"
„Da weiß ich natürlich gar
nichts davon," erklärte Müller,
hellauf lachend. „Aber, mein Gott,
. . . es wäre vielleicht das Ge-
schickteste, Du brächtest Deiner Frau
bei, sie solle so tun, als ob sie gar
nichts bemerkte. Du brauchst ihr
nur zu suggerieren, dieses Ver-
fahren sei geeignet, meine Frau
zur Raserei zu bringen."
„Gut. wird gemachtI" ent-
gegnete der Direktor. Und schmun-
zelnd drückten sich die beiden alten
Schlauberger die pand.
Die gekränkte Frau Direktor
bemühte sich, der Anleitung ihres
Gatten folgend, bei den zufälligen
Begegnungen noch weit höflicher,
weit liebenswürdiger zu sein, als
je vorher. Innerlich zufrieden war
sie indessen nicht mit dieser Re-
vanche, die sie für eine ungenügende
Entschädigung hielt, für eine halbe
Sache, bei der ein greifbarer Erfolg
nicht zu sehen war. Ihr Perz
dürstete nach einer höheren Be-
friedigung.
Ihre Trauer.
„Gut. wird gemachtI" versetzte der Direktor, und einige
Wochen später wohnten die beiden Familien Tür' an Tür' in
anscheinend vollkommenster Eintracht.
Anscheinend. Denn die Frau Ingenieur und die Frau
Direktor waren sich noch nie recht grün, nur daß die heimliche
Abneigung, die zwischen ihnen bestand, auf allerhöchsten Befehl
zurückgehalten wurde und nicht zum offenen Ausbruch gelangen
durfte. Unter der pand kam es aber beständig zu leichten
Plänkeleien. So ärgerte sich einmal die sparsame Frau In-
genieur über die Maßen, daß bei einer Pauskollekte die Frau
Direktor zehn Mark zeichnete, was sie, die sich am liebsten gedrückt
hätte, zwang, die Gegnerin durch Ueberbietung zu demütigen.
Und diese Notwendigkeit empsand sie hart; so wütend „giftete"
sie sich darüber, daß sie das Rachebedürfnis nicht länger zurück-
dämmen konnte.
Bei den Müllerschen mündete ein Kammerfenster in den
Pos, bei den Streberschen ebenfalls. An diesen Fenstern spielte
sich nunmehr der heimliche Krieg, der trotz alledem entstand, in
einer gar eigentümlichen Weise ab.
So kam es, daß eines schönen Mittwochs bei ihrem Fenster
das Prachtexemplar einer gut gemästeten Gans heraushing, die,
um allen Irrtümern vorzubeugen, an ihrem palse ein Schleif-
chen trug, just von jener Farbe, die die Frau Ingenieur
Müller mit besonderer Vorliebe sür sich zu wählen pflegte.
Und als sich am selbigen Abend die beiden perren trafen,
da sagte der Ingenieur Müller zu seinem Freunde, dem Direktor:
„Du, hör 'mal, Deine bessere pälfte hat heute zu ihrem Fenster
ein Gleichnis herausgehängt, das meiner Frau anstößig erscheint.
Was machen wir denn da? Sie ist doch ein bißchen zu deutlich,
diese Gans!"
„Was?" schrie der Direktor, „die Gans? Da soll doch
gleich ein Donnerwetter . . ."
„Nur kalt," mahnte der Ingenieur.
„Na, weißt Du, es ist mir selber schon ausgefallen, daß
meine Frau am Werktag sich zu einem solchen Leckerbissen ver-
steigt. Sonst gibt's halt Rindfleisch mit gerösteten Erdäpfeln . . .
sie hält mich in der Regel verdammt kurz. Aber da scheint sie
Eines Morgens war nämlich
dorten ein paubenkoxf aufgestellt.
Lin ganz blödes, überaus einfaches,
hölzernes Püppchen ohne jede sym-
bolische oder gar individuelle An-
deutung. Und dieser Koxf trug ein
weißes päubchen, wie es ehedem
üblich war und heute noch von der
Frau Direktor getragen zu werden
pflegte.
Am selbigen Abend sagte der
Direktor Streber zu seinem Freunde
Müller: „Du, hör'mal, Deine Gattin
hat da einen paubenkoxf an das
Fenster gestellt, die meinige ist dar-
über tot-unglücklich, weil sie hierin
eine Verhöhnung erblickt. Was
machen wir denn da?"
„Da weiß ich natürlich gar
nichts davon," erklärte Müller,
hellauf lachend. „Aber, mein Gott,
. . . es wäre vielleicht das Ge-
schickteste, Du brächtest Deiner Frau
bei, sie solle so tun, als ob sie gar
nichts bemerkte. Du brauchst ihr
nur zu suggerieren, dieses Ver-
fahren sei geeignet, meine Frau
zur Raserei zu bringen."
„Gut. wird gemachtI" ent-
gegnete der Direktor. Und schmun-
zelnd drückten sich die beiden alten
Schlauberger die pand.
Die gekränkte Frau Direktor
bemühte sich, der Anleitung ihres
Gatten folgend, bei den zufälligen
Begegnungen noch weit höflicher,
weit liebenswürdiger zu sein, als
je vorher. Innerlich zufrieden war
sie indessen nicht mit dieser Re-
vanche, die sie für eine ungenügende
Entschädigung hielt, für eine halbe
Sache, bei der ein greifbarer Erfolg
nicht zu sehen war. Ihr Perz
dürstete nach einer höheren Be-
friedigung.
Ihre Trauer.