Meggendorfers Humoristische Blätter.
53
Ärif dem Kriegspfade.
„wenn die Indianer in den Arieg ziehen, bemalen sie sich . . ."
„Zieht denn die Tante Ida auch in den Arieg?!"
Daß die Aunst das Aenßerste
hatte aufbieten müssen und
besonders die Nase seiner
Nachbarin einer stnnden-
langen Behandlung bedurste,
um in der blendenden Weiße
zu erscheinen, wie sie sich
ihm präsentierte, blieb ihm,
dem naiven Menschen, natür-
lich verborgen. Die Zusam-
menkunst hatte vor einigen
Tagen stattgefunden und er
sie um ein lViederseben ge-
beten, — so oft er aber an
die Bank im Park kam, sand
er diese leer.
Daß dies ihrerseits ledig-
lich in der Absicht gcschah,
sie in seinen Augen interes-
santer zn machen, ahnte er
selbstverständlichwiedernicht,
sondern er that genau das,
was sie im voraus berechnet
hatte — er wurde aufs
äußerste erpicht,sie wiederzu-
sehen und griff schließlich zu
dem in diesem Falle vielbe-
nützten Mittel der Annonce.
Unter bemitleidenswerten
gZualen rang er sich sogar
zu diesem Zwecke ein Gedicht
ab, in welchem er sie als
Rose seierte — dann würde
sie schon wissen, daß gerade
sie gemeint sei, denn sie
hatte während ihrer ersten
Zusammenkunft eine pracht-
volle rote Rose im Gürtel
stecken gehaht, die sie ihm
auf sein Bitten geschenkt
hatte.
Mein kserz verblutet
langsam sich,
Getroffen von Amors
Geschosse —
D sag', wann beglückst
Du wieder mich,
Du, mit Deiner roten
Rose? -
Die rote Rose.
r war all' seiner Lebtage ein Pechvogel gewesen und
darüber ziemlich in die Iahre gekommen. Ietzt aber
schien ihm das Glück lächeln zu wollen. Er hatte ge-
legentlich eines Spazierganges im Stadtparke eine Dame kennen
gelernt, als er sich ermüdet auf einer Bank niedergelassen hatte.
Sie schien an seinem devoten lvesen Gefallen zu finden
und schenkte ihm manchen Blick, der, obwohl er sonst äußerst
naiv in punkto Liebe war, ihn ermunterte, sich von der vor-
teilhaftesten Seite zu zeigen. Sie wurde offener, erzählte, daß
sie Witwe und bestsituiert sei. Dieser letztere jdunkt zog ihn
ganz besonders an, denn er hatte kaum satt zu essen. Sie in-
teressierte ihn immer mehr nnd er fand sie schließlich sehr hiibsch.
So sollte morgen im
Tagblatt stehen: das ,rote
Rose' so fett als nur irgend möglich — sie mußte sosort verstehen.
Er begab sich schon vor der Ausgabe des Blattes in den
park, sie konnte ja ehe sie das Blatt las, von dem er wußte
daß sie es sich hielt, gerade heute endlich gekommen sein. N)äre
das nicht der Fall, so wollte er auf der bekannten Bank bis
zur Dämmerung aushalten — hilf Amorl —
Er sah auf seine Uhr — nun konnte das Blatt in
ihrer Lsand sein, würde sie kommen?? In die angenehmste
Träumerei versunken, merkte er nicht, wie ihn die große 6itzc
in Schlaf versetzte. —
Sein Erwachen war ein plötzliches und schreckhaftes. Lr
hatte geträumt, ein Airchturm wäre ihm auf den Ropf gefallen,
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Ärif dem Kriegspfade.
„wenn die Indianer in den Arieg ziehen, bemalen sie sich . . ."
„Zieht denn die Tante Ida auch in den Arieg?!"
Daß die Aunst das Aenßerste
hatte aufbieten müssen und
besonders die Nase seiner
Nachbarin einer stnnden-
langen Behandlung bedurste,
um in der blendenden Weiße
zu erscheinen, wie sie sich
ihm präsentierte, blieb ihm,
dem naiven Menschen, natür-
lich verborgen. Die Zusam-
menkunst hatte vor einigen
Tagen stattgefunden und er
sie um ein lViederseben ge-
beten, — so oft er aber an
die Bank im Park kam, sand
er diese leer.
Daß dies ihrerseits ledig-
lich in der Absicht gcschah,
sie in seinen Augen interes-
santer zn machen, ahnte er
selbstverständlichwiedernicht,
sondern er that genau das,
was sie im voraus berechnet
hatte — er wurde aufs
äußerste erpicht,sie wiederzu-
sehen und griff schließlich zu
dem in diesem Falle vielbe-
nützten Mittel der Annonce.
Unter bemitleidenswerten
gZualen rang er sich sogar
zu diesem Zwecke ein Gedicht
ab, in welchem er sie als
Rose seierte — dann würde
sie schon wissen, daß gerade
sie gemeint sei, denn sie
hatte während ihrer ersten
Zusammenkunft eine pracht-
volle rote Rose im Gürtel
stecken gehaht, die sie ihm
auf sein Bitten geschenkt
hatte.
Mein kserz verblutet
langsam sich,
Getroffen von Amors
Geschosse —
D sag', wann beglückst
Du wieder mich,
Du, mit Deiner roten
Rose? -
Die rote Rose.
r war all' seiner Lebtage ein Pechvogel gewesen und
darüber ziemlich in die Iahre gekommen. Ietzt aber
schien ihm das Glück lächeln zu wollen. Er hatte ge-
legentlich eines Spazierganges im Stadtparke eine Dame kennen
gelernt, als er sich ermüdet auf einer Bank niedergelassen hatte.
Sie schien an seinem devoten lvesen Gefallen zu finden
und schenkte ihm manchen Blick, der, obwohl er sonst äußerst
naiv in punkto Liebe war, ihn ermunterte, sich von der vor-
teilhaftesten Seite zu zeigen. Sie wurde offener, erzählte, daß
sie Witwe und bestsituiert sei. Dieser letztere jdunkt zog ihn
ganz besonders an, denn er hatte kaum satt zu essen. Sie in-
teressierte ihn immer mehr nnd er fand sie schließlich sehr hiibsch.
So sollte morgen im
Tagblatt stehen: das ,rote
Rose' so fett als nur irgend möglich — sie mußte sosort verstehen.
Er begab sich schon vor der Ausgabe des Blattes in den
park, sie konnte ja ehe sie das Blatt las, von dem er wußte
daß sie es sich hielt, gerade heute endlich gekommen sein. N)äre
das nicht der Fall, so wollte er auf der bekannten Bank bis
zur Dämmerung aushalten — hilf Amorl —
Er sah auf seine Uhr — nun konnte das Blatt in
ihrer Lsand sein, würde sie kommen?? In die angenehmste
Träumerei versunken, merkte er nicht, wie ihn die große 6itzc
in Schlaf versetzte. —
Sein Erwachen war ein plötzliches und schreckhaftes. Lr
hatte geträumt, ein Airchturm wäre ihm auf den Ropf gefallen,