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Meggendorfers humoristische Blätter: Zeitschr. für Humor u. Kunst — 24.1896 (Nr. 262-274)

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https://doi.org/10.11588/diglit.16562#0063
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59

Megge

ndorfers yumorislischc B l ä l l e r.

Von der Kchmiere.

^err (zum LchnurrrndirrklorN „IDcirilM llrll'cn ->e r>eiIII ricitcrn rlll-
statl „Narziß," „Miillcr und seiii Aind" gegcben?"^
lirektor: „Misscn S' iinser -chanspielcr, dcr den „Narzls;"
dätte geben sollen, hätt' sich erst rasieren laßcn
liiilNen nnli irl' konnt' idin k e l n e II !? o r s ch II ß dazn

müssen nnd
gebenl"

Rätselhatt.

Lin Profcssor vcrtanscht im Reftaurant scincn Neberzieher.
Beim Nachhausegehen findet er, das; er einen andern Ueber-
zieher und infolgcdesscn auch einen andcren Nausschlüssel
darinn hat. „Lsm, hm," meinte er, „es ist mir begreiflich, das;
ich ciuen andereu Ueberzieher erwischt habe, aber das; ich auich den
Isausschliissel vcrtauschen konnte ist mir unerklärli cb l"

Ärktärlich.

R eai mentsarzti „Ucrr Lieuteuant, Sie habcn. Speicheldrüseucntziindungl"
Lieutenant: „Kann nicht anders scin. Gcstern mit lauter schöuen Damcn ver-
kehrt. Immer 'vasser im lNundc zilsammcugelauscn."

Äuf der Rährlc.

vater (zu l->mm> So>>», -i»e»> pri>»»»cr): „Un fiihlst Uich nicht Ivohl, paul? Zeia'
doch mal die Znnge,

Ueiu Leidcn gehortl"

ivir iverden daun gleich schcn, zu ivclcher Katcrgorie

6k llieiintiiisiiii sls Lsiigiis.

tz»,»or-Lk- vc>» tN»r Hirschfeld.

„Uiein licber bscrr
kvalterl Soeben höre
ich, daß 5ie hier ange-
— kommen siud. Lhun 2ie mir dcn

Gefallcn nnd kommen 2ie heute
Ubcnd ouf meiueu Uiaskeuball. Bringcn 5ie abcr ein paar
hnbsche Liederchcu mit. Lrkeuntlich iverde ich schon sein.

Es grüßt unbekannterivcise Ihr ergcbencr

Zucker, Kommerzicnrat.

„Geliud beurtoilt, eine großartige Naivität l" grollte der
a.enorist lvalter, der, sür dic Stadtoper neu engagicrt, im tsotel
abgesticgen ivar. „Zch babc nic etmas von dem lliann gehört,
und iiuii ladct er micb eiu, als iväre icb sein intimstcr Uiener.
Uiag er aus mich ivartenl"

Uer Länger ivurde jedoch auderen Ä»nes, als er cin
Ziveites Couvcrt erbrach und solgcndes las:

„Eehr aeehrtcr tserrl Sollten Sic von dcr Neise nicht allzu
ermüdct scin, so ivärc cs mir licb, Sie hcnte Abend aus dem
Ukaskenball dcs Kommerzienrats Znckcr sprechen zu küniicn.
'Line Linladung haben Sie ivohl crhalten. Fräulein Uora Lbner,
wclche Sic ja kenucn, mird ebenfalls da sein. Uiit bestcm Gruß

Schulze, Uircktor."

s)a, gcwiß, Fräuleiu I>ora Ebncr, die crste Sängerin der
Dper, kennt er. Lr liebte sie sogar, und ihretwegen hatte er
^as Lngagemcnt angcnommcn. Zhretwegcu wollte er anch die
Einladung ailnehmeii. Lr licß cinigc Uiaskcn-Anziige znr Ans-
wahl kommen, wählte ein polnisches National-Kostüm, schlüpstc
hinciu und snhr ans den Uiaskeuball. ?ic Larvc licß er in
der Garderobc. Uann stcllte er sich dem Nausherrn vor, welcher

ihm ersrent die kjaud drül'kte uud sagte:

„Schr schän vo» Ihneu! Sie werden bald 'rankommen."

Als ivaltcr chränleiii Lbner gefunden hatte, vertiefte er
sich in eine Unlerhaltung mit ihr, in welcher cr dadurch gestört
wnrde, daß man die Sängerin bat, ein Lied vorzutragen. Sie
solgte lächelnd der Ailssordci'ung und sang mit großcm Beisall
einige Lieder. Darauf waudte sich der Kommerzicnrat an den
Tcnoristen:

„kherr kvalter, bitte, singen Sie etwas."

„Thut mir leid, bin hcutc nicht bei Stimme ..."

„Das kennt man, alles Ansreden. Geniercn Sie sich nicht —"

„Ach bitte," sliisterte ihm Dora zu, „singen Sie, ich möchte
Sic auch cinmal nach so lauger Zeit ivicdcr hören."

Und ivalter sang, er saug so schön, wie vielleicht nie in
seinem Leben, denn seine ganze Liebe zu dcm anwesenden
Gcgcilstandc seines kjerzens legte er in die Töne. Die Au-
lvcsendcn warcn wcg vor Lntzüekcn, dic Dainen nmriilgten den
Sänger iind warfen ihm schwärmerische Blicke zu.

„Line ccht silbcrnc, - was sag' ich, eine goldeue Stimmel"
rief der Kommerzienrat.

Ictzt vcrabschiedete sich ch'i'äiilcin Lbuer, und als sie fori
ivar, wollte a»ch der Tcuorist sich ans dcm Stanbe iiiacbcn.
Aber der lsanshcrr hielt in sast mit Gewalt zurück. So sctzte
er sich denn, mit dem vorsatz, die crste Gelegenhcit zum Lnt-
schlüpfen wahrzunehmen, als er plötzlich von eineni Diener
herausgcrufen wurdc. In der Garderobe stand cin Dicnstmann,
der ihin ein Schreiben iibergab. Dasselbe kam vom Gpern-
direktor, der ihm mitteilt, daß es ihm leider nicht möglich sei,
anf dem Ball zu erscheinen.

„Gnt!" sagle cr uud wandte sich um, als ihn plötzlich ein
Gedanke durchfuhr.

„Uiein Lieber," sagte er zum Dienstmaiin, „wollcn Sie seine
Dclikatesseu esscn, schöne lvciuc trinken uud noch zchn Uiark
verdienen?"

Das rote Gcsicht des Uiannes erglänzte, und seine Nase
schien in cineni höheren jdurpur zu strahlen.

„Sie habcu nichts zu thun, als dieses Koslüm anzuziehen,
die Larve vor das Gesicht zn lcgen, in den Saal zu gehn, zu
esscn nnd z» trinken, und aus alles, was man Ihnen sagt, den
Rops zu schüttcln oder „Nein" zn sagen l"

Der Dienstmann zögerte noch, doch wich sein lctztes Ledenken,
als lvalter ihm ein blankes Zchnmarkstück entgegenhielt.

Uiit einem allgemeinen „Ah!" wurde der in den Saal
tretende Uiann in dem jdoleil-Aostiim empfangen.

„Aber, bester lserr lvalter, wollen Sie die Larve nicht ab-
legen?" fragte der Kommerzienrat. Lin Kopfschütteln war die
Antwort.
 
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