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Meggendorfers humoristische Blätter: Zeitschr. für Humor u. Kunst — 24.1896 (Nr. 262-274)

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https://doi.org/10.11588/diglit.16562#0074
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INeggendorfers Humor.istische Biätter.



„Nun nein, doch mas soll Maina dazn sagen?"

„Mit der werde ich schon fertig werden. - iind Sie — ?u
milligst ein, die iiieine zu iverden?"

„Gewiß — Maxl"

Sie waren auf der andern Seite angekoinincn iNit einein
Iubelschrei ließ der Assessor die junge Daine zur Lrde gleiten
und schnell drückte er einen Auß auf die frischen Lippcn.

„iserr Assessor, wie lango soll ich denn warten?" scholl in-
dessen die Stiinine der Rätin ungeduldig herübcr.

„Ich koinme schon, iNainacheul" rief der Glückliche und
sprang hinüber.

Die Rätin überhörte die kleine Oertraulichkcit und saß

Dcr iserr Rat ivilligtc ohne Iaudern in die Oerbindung
nnd das seltsanie Lrlebnis sciner Frau niachte ihni köstlichen Spaß,
zuni Schluß abcr schwor die Frau Rätin ganz feierlich, daß sie
im iDinter, wenn sie wieder in Gesellschaft gehe, ihre zweitc
Tochter Lnise bestininit nicht mitnehine, daniit sie nicht wieder
von eineni Schneegestöber nnd einein so schrecklichen Menschen
überrunipelt werde.

Da lachte der Assessor: „iVer soll Sie aber durch den Schnee
tragen, ilkamachen?"

„Dann," versetzte die Danie trocken, „nohnie ich niir einen
Dienstinanii, der kostet niich nur so jdfennig und nicht gleich
eine Tochter, vcistaiidon, lserr Schwiegersohn?"

Ah l — das mar ja das dreifache Gewicht wie Bertha —
lsininiel . . . l

„Frau Rätin," begann er sofort beini Gehen, „ich habe
sooben Ihrer Tochter das Geständnis nieiner Liebe geinachtl"

„lvas — Sie? — inein lserrl — ilnd was sagte ineinc
Tochter?"

„Nicht neinl"

„lscrr Assessorl — Das hätte sie — das haben Sie gewagt?
— das ist dreist! — niehr als drcistl — Sie habeu ihr das
Geständnis abgezwungen — das — das ist Lrpressungl"

„Bertha hat mir gesagt, daß sie mich schon lange liebe,
und ich wollte Sie bitten, uns Ihre Linwilligung zu geben auch
bei dem lserrn Rat . . ."

„Nie — niel Das sehlte gerade noch. Ich habe schon

eine andere Partie sür nieine Bertha.-Doch weshalb

bleiben Sie plötzlich steheu? ivas beabsichtigen Sie? Sie werdeu
niich doch nicht niitten ini Schnee absetzen wollen?"

„Li gewiß l Meine Schwiegermiitter trage ich hinüber, aber
was künimern mich fremde Damen?" Lr machte thatsächlich
Miene, sie in den Schneehaufen zu
stellen.

„Aber, mein Gott, das ist ja
entsetzlichl Sie sind abscheulichl
lvas verlangen Sie denn?"

„Nur ein Ja oder Neinl

„Jch Iwill mir die Sache noch
überlegen."

„Dann bitte, bleiben Sie hier
so lange stehen, ich hole Sie dann
später."

„lserr Assessorl lvie kann
man nur so unhöstich sein. Lin
Mann wie Siel — will ja auch
nicht ihr Unglück, und ssapa, na,
der sagt auch nicht nein."

„Ich habe Jhr wortl"

„Ia doch, ja dochl Nur erst
hinüber I"

„lvir sind schon dal"

Aaum abgesetzt, fiel ihr die
Tochter glückstrahlend um den lsals.

„Böses Uindl" sagte die lNama,
nnd dann wanderten alle drei
stumm weiter, die beiden jungen
im Glück, die Alte verstimmt über
die Ueborrumplung, im Grunde aber
nicht bäse.

Drucksehler.

Dor verschuldete Baron glaubtc die Tochter des rcichen wein-
händlers schon gewonnen, er hielt an und holie sich einen
«ork ....

Die Beamten verchrten ihrem Lhef zu desseu fünfuudzwan-
zigjährigem Dienstjnbiläum eine prächtige lllosaikhose.

Dann empfand er dnmpse llngst. Berlin ist so groß, hat
der Miicken soviel uud Gefahreu.

Aßgetrumpst.

Uloses: „Ich hab' die Lhr', Ihue vorzustellen nieine Lochter Sarah."

Der eine <zm» »»dc>» l-eisein): „Schon mehr Saharal"

llloses lder L>l,ö»): ..lvie haißt Sahara? «önue mer ja stelle c lebendes Bild — Ivcrd'
ich mache den Wüstenlöwen und die lserren übernehmen viellcicht die Kamele?"

Rcdaktion: lUax Schreiber. Druck und vcrlag von I. F. Schreiber, beide in Lßlingcn bci Stnttgart.
GeschäflsstvNv i» Müuche»: Corueliii-sstr.iliv l:>
 
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