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Meggendorfers humoristische Blätter: Zeitschr. für Humor u. Kunst — 24.1896 (Nr. 262-274)

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https://doi.org/10.11588/diglit.16562#0079
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Meggendorfers humoristische Blätter.

Der kurzsichtige Gensdarm
und der pfiffige Handwelksbursche.

5

Zeichen der Vildrmg.

Bcluer (eiiicm Skrolch liegegiieiiki, der dochft

waß »et, ob uns der uet aiu Eud' unfüllt?"

Bäuerin: „Was füllt ?ir ciu! Der
siclist uct, dus; cr riluuschet tcn trägt?"

defekl gekleidct ist, ober MmifchcUeii trägl): „Du, i

thut uns nix, dös is a gebildeter Mensch,

Der vcrboppelle Uachtwächier.

nt, tut!— V)ört ihr Berru und laßt euch sagen, zcstn hat jetzt
die vbr geschlagcu. Tnt, tut!" Dcr bravc lsanncs Kacsebier
schritt durch dic Gassen Ucberlingens und waltctc scines Amtcs.
Ain „Boten Vchscn" heinintc cr scine Zchrittc.

„Nanu? wer ist dcnn da noch so spät im Mchsen? Ist
das ain Lndc gar - " schmcrfällig nätzcrtc er sich der Tküre

des Ivirtstzauscs. „Ivalirliaftig, da ist deni Bartel von Ningcl-
hciin sein Fulirwcrk noch. Da ninß ich doch inal liincinschauen
und,Gutcn Abend' sagcn. ALnnte inir's sonst übcl neliincn, wenn

ich vorübcrging, und-düster genug ist's anch hentc Abcnd,

„einen Rleincn auf die Lampe" kann man schon vertragen."
In wcnigeu Sckundcu saß cr ain wirtstische dei» Fulir-
inann gegcnüber: „prost Bruder, sal, veinen Ivagen vor der Thüre stehen, da wollte
doch nicht gradcwegs vorbcilaufeu. . . ."

„Recht so, Bruder, prosit I"

Sie waren „seßstafte" Leute iin „Rotcn Mchsen," der lfannes, wic der Bartel, zu-
mal wenn sie dort gerade zusammen trafen, wie heute Abend. Die Gläser gingen daher
brav lstn und wider. „prosit, Brnder Ülndreasl Linen trinken wir noch. wcr weiß,
wann wir uns wiederschen!"

Lndlich fiel dem kfannes aber doch ein, daß er dcn veberlingcr Bauern mal wieder
die Stunde anrufen uiiisse. Uud da es zu glcichcr Zeit elf Uhr schlug, griff er zu Specr
uud Uorn. „Ich bin bald wicdcr zuriick, alter Aumpan, Adjüs dcrwcile l"

Inzwischcn war dranßen das Rößlcin am wagen ungeduldig gewordcn. Ls
verlangte nach seinem Stalle und statte das wägelchen, waffrscheinlich damit sein kserr
fiinker hinaufstcigen könnc, mit dem offenen kfintcrteil just so gegeu die ffcche Steintreppe
dcr Roten-Vchsenthiir gcschoben, daß der herausschwankende Bannes spornstreichs stinein-
spazieren konnte.

Vas that er dcnn anch und — da cr rechts wie links die hohen Seitenbretter
spttrte, uutcr seincu Fiißen abcr weichc Decken nnd Stroh, so ließ er sich sanft an den
crsteren niedergleiten uud schlief auf dem letztereu eiu.

Sein Uumpau im kvirtszimmer wartcte eine Zeit auf seine Rückkehr. Als er aber
gar nicht kam, erbob auch er sich, grunzte dem wirt eine „woblschlascndc Nacht" zu und
j kletterte auf seinen Autschersitz. „lfüh, Schimmel, hüh,' damit wir nach lfaus kommen."
 
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