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Meggendorfers humoristische Blätter: Zeitschr. für Humor u. Kunst — 24.1896 (Nr. 262-274)

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https://doi.org/10.11588/diglit.16562#0104
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sOO

Meggendorfers tfumoristische Blätter.

Lin Rarlenkunststück.

trcink sein Glas leer, sofort stand es wieder gefnllt oor ihm.
meine kserren" —

Lr wnrde unterbrochen, da die Thiir sich öffnete nnd ein
schon ältcrer Rittmeistcr, der hagere etwas vcrlebte v. Adlers-
holm eintrat, der aus einer Gesellschaft kam und noch einen
Schlaftrnnk nehmen wollte. Lr mußte natnrlich am 5ekt teil-
nehmen und sich neben don Bberst setzen, der ihm sofort das
Lrlebnis des Abends erzählte.

„Wie war das 5piel, kserr Gberst?" sragte er.

Diesor erklärte es nochmals. Der Rittmeister lachte lustig
ans und örehte seinen langen Schnauzbart. „Da haben Lserr
Gberst ja Kiimmelblättchen gespieltl" sagte er, doch er ver-
stummte augenblirklich, als er scch, welche Wirkung dieses nniiber-
legte Wort auf den Aommandeur hervorbrachte.

Röter färbte sich Brauses ohnedies schon rotes Gcsicht, als
solle es in Flammen anfgehen, fest biß or die Zcchne in die
Anterlippe und furchtbar wogte es in seiner Brust.

„Also Knmmelblättchen — ich alter Lsell Oaben
Sie das gewnßt, Ulkwitz?"

„Iawohl, bjcrr Dberst," kam es nun doch rocht betrete»
heraus.

„ljören Sie lserr" — es schien, als solle ein heiligos
Oonnerwetter losbrechen, aber v. Branse bezwang sich — er
scch ein, daß er am besten thäte, hior nicht wcitcr auf die Sacbe
einzngehen. Tr trank iu anscheinender Ruhe noch einige Glcis-
chen, dann wiinschte er gute Nacht nnd entfernte sich.

Unheimliche Schwiile blieb auf dem vordem so lustigen
Areise zurück, der sich bald zerstreute — nnd nuheimliche
Schwiile lagerte noch den ganzen solgenden Morgen iiber don
Lieutenants, bis der schwere
öruck endlich um s2 Uhr, wo
der kserr Gberst sämtliche Gfsi-
ziere an der bedeckten Reitbahn
zu sprechen wiinschte, durch die
gewaltigc, donnernde Stand-
rede, die erfolgte, gelöst wurde.

Die erneute Ulahnung schloß
sich daran, daß in Zukunft jeder,
der hazardierte, unnachsichtlich
seinen Abschied erhalten wiirde,

„und auch ich selbst schreibe
mir den blauen Brief", cndete
der Gberst, „wenn ich mich noch
einmal dabei erwische. lhimmel-
sachsenl" Auch bei diesem
Schluß lächelte selbst nicht der
im verborgenstcn UAnkel steh-
ende jüngste Lieutenant.

Ulkwitz bekam hier ooram
publieo nur die Morte: „Und
Sie, mein getrener lserr Adju-
tant — der Witz, zu dem Sie
sich die Freiheit nahmen, war
nicht schlecht — wenn Sie sich
aber dergleichen noch einmal
erlauben, so könncn Sie ge-
trost nach einem guten Zivil-
schneider Umschau halten l Im
übrigen haben Sie Ihr Fett ja
heute früh schon unter vier
Augen bekommcn." — öas
Fett mußte allerdings gut ge-

wescn sein, denn der kecke Lieutenant blickte zum ersten Uial
in seinem Leben wirktich verdutzt drcin. —

Das heimliche Spiel im Ratskeller hörte von diesem Tage
an auf. Allmählich aber wurde öfter nnd öfter, anfangs nur
ganz im geheimen erzählt, wie der Adjutant mit seinem Kom-
mandeur Uümmelblättchen gespielt hatte — und schließlich er-
zählte es v. Brauso selbst, als bei seinem immer mehr ver-
rauchenden Aerger sich ihm stets klarer der ljumor des über-
mütigen Streiches seines Zldjntanten darstellte. —

Das Kassiererland.

n,m): „Nu, Tateleben, war der Kolnmbus auch ä Kassierer?"

Die neuen Ktrahlen.

j) h ^ s i k l c h r c r (zu einem beschrünktei, primuner): „Sie müssen
ein Brett vorm Kopfe haben, dnrch das nicht einmal die
Röntgcn-Strahlen hindurchdringen."

MeberMsfig.

Arzt: „Nehmcn Sie cin Dampf sch witzbad."

Kandidat: „Aber lserr Doktor, ich habe ja ohnedies morgeti
mein Staatsexamen."

Doppelt getroffen.

Schlechter piortraitmaler: „lvas sagen Sie zu dem lserrn, Ven ich hier auf die Lein-
wand geworfen?"

Aritiker: „Sollte Schmerzensgeld fordernl"

Redaktion: Max Schreiber. Druck und Verlag vou I. L. Schreiber, beide in Lßlingen bei stuttgart

Geschäftsstelle in München: Lorneliusstraste 19.
 
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