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Meggendorfers humoristische Blätter: Zeitschr. für Humor u. Kunst — 24.1896 (Nr. 262-274)

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https://doi.org/10.11588/diglit.16562#0113
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rNeggendorsers t) u mo r istis ch e Blätter.

Kolossal.

^_„ _

erggigerl (»zähiend): „Na ich sage Ihnen iä" war schon

ier tvochen im tsochjelnrse ol> nieiner Iägcr-Courage so

- c» „,»i„er ansichtia

nach vier tvochen ini tsochjelnrje ol> ineiner
bekannt, das; sojar die Ieinsengosten, wenn se ineiner ansichtig
ivnrden, l'fijfen: ,Ansjepaßt jetzt kiinint erl"'

Lieschen's (öiilfellnngskur.

von I. 2<orus.

^?ein, ivirklich Lieschen," sagte vetter Franz, welcher hente
^ ^ angekoniinen ivar nnd seincn llrlaub anf Mnkel jdeter-
sens Landgnt ziibringeii ivolltc — ivährend cr seinein Bäschen
das Gartentor öffnete — „L>n bist ein nettes, sesches und vor
alleni liebes Niädel, aber siir ineinen Geschmack bist Dn halt

doch ein ivenig zu wohlgenährtl"

„Bnn habe ich aber endlich Deine Grobheiten sattl" rief

Lieschen init zornig geröteten lvangen. „Zudein hast Dn inir
genau dasselbe schon vor einer halben Ltiindc iin Beisein der
gesaniten Fainilie petersen versichert — ich sah ganz gut, wie
die beiden Bengels, der Kurt und der Ldi vor Lntzücken ihre
Dläuler ausrissen, die werden dasiir sorgen, daß Dein weiser
Ausspruch nicht in vergeffenheit gerätl"

s09

Liescheil's Lntfettungskur.

„Gott sei Dank! I>a koinint endlich mal ein Pnnkt," lacktc
Franz, „schöpse doch erst mieder Atenp eliörs eousins, mir ging
schicr vom Zuhören der Atem aus l"

„Da kann ich doch nichts dafür, wenn T>n schwach aus
der Lnnge bist!" höhnte seine Begleiterin, indeni sie leichtsüßig
über eine Pfühe sprang, welche der Gewitterregen von heute
Iliorgcn ziirückgelassen hatte.

„Trotz Deiner Aorpulenz kannst T>n noch ganz nett hüpsenl"
neckte Franz, welcher gar zu gerne das leicht crregbare Blut
seines hübschen Bäschens in kvallung brachte.

„Ich brauche mich von Dir gar nicht beleidigen zu lasscn!"
rief dieses nun auch zornig aus, „ich bin ini Iuni achtzehn Iahre
alt geworden, Töerr Doktor lvirthl"

„Ach was? volle achtzehn Iahre l" wiederholte Franz feier-
lich, „ja, da bist Du sreilich schon eine richtige junge Damel"
„Das will ich wohl nieinenl" sagte Lieschen besänftigt nnd
schob ihren Arni zutraulich in den seinen. „Aber, Du Franz,
ineinst Du denn wirklich, wahrhastig, ich sei ein bißchen
zu-zu-"

„Dick! jawohl, ich erlaube niir, diese Ansicht zu sagen.
Aber das läßt sich ja leicht änderu, — was hältst Dn denn von
einer Lntfettungskur, hm?"

„Ach, wasl Das ist langweiligl" nieintc Lieschcn und vcr-
zog ihr Mäulchen. „Das bringe ich auch gar nicht fcrtig, weißt
Du, ich kann doch deshalb nicht hungcrnl"

„lsungern sollst Du auch nicht, Aind I" bernhigte sie der
Doktor, rvelcher für sein Leben gcrne eininal solch ein junges
nettes Ding in Behandlung gehabt hätte, — sreiude jniigc
Dainen hatten sich ihni bis jetzt noch nicht anvcrtrant, dafür
war er noch zu jung — und zu ledig.

„Du brauchst Dir ja nur in der Tvahl der Speisen einen
kleinen Zwang aufzuerlegen," fuhr er überzeugcnd fort. „Und
dann vor allein Bewegung, das ist die Tsanptsachel Dafür, daß
Dn auf dem Lande wohnst, gehst Du viel zu wenig l"

„Aber uin des lffiininelswilleii, Franz I Ivohin soll ich denn
hier auch viel gehen?" rief Lieschen ganz verwundert aus.

„Bis ins Dorf sind's fünf Uiinuten, da komiiie ich gut zwei-
nial iin Tag hin, wenn was zn beftellen ist; die Felder und
kviescn sind auch alle nahebei und Papa sagt, da hätte ich auch
gar nichts verlorenl"

„Ia, weil Dn einmal alle Aühe mitsanit ihren Tsütern
durch Dein knallrotes Uleid in namenlose Aufregung versetzt hast,
die Geschichte kenne ich l" lachte Franz. „Aber Du könntest Dich
vielleicht in der Tsaushaltung ein rvenig nützlich machen, wie?"
meinte er dann überlegend.

„Ach, da jagen sie mich crst recht fortl" schmollte sein
Bäschen, „und blos deshalb, weil ich einmal ganz in Gedanken
statt Ukuskatnuß ein wenig Zimmt in das Aalbs-Ragout
gethan habe, — das ist auch der Rede wertl"

„Uöiintest Du dann nicht ein neues Rochbuch herausgeben?"
spottete ^sranz belustigt. „Siehst Du, niin wirst Dn vor Zorn
wieder so rot wie ein welschcr ksahn, das sind alles Zeichcn
dafür, daß Dcine Blutcirkulation nicht ist, wic sie sein sollte l"
„Za, wenn Du wirklich meinst," seufzte Lieschen kleinlaut,
„dann könnte ich's ja mal probierenl"

„Recht so l" rief der Doktor, „und gleich morgen fangen
wir an — und zwar findest Du Dich mit mir um 7 Uhr beim
Rinderfrühstück ein, verstanden?"

„Ach, Franzl" seufzte Lieschen, aber ihr flehender Llick
riihrte ihn nicht.

„pst l ganz lieb l" ermahnte er, „Du stehst nun in ärztlicher
Behandlung, da wird nicht geinuckst, sondcrn Vrdre pariert!
Zu was wäre ich denn sieben Iahre älter, als Du, Tlückenl"
„Ra, also l" rief sein Bäschen, die Treppen zum lffausein-
gang hinaufspringend. „Aber Du, Franzl" meinte sie dann
 
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