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Meggendorfers humoristische Blätter: Zeitschr. für Humor u. Kunst — 24.1896 (Nr. 262-274)

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https://doi.org/10.11588/diglit.16562#0124
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Meggendorfers Hurnoristische Blätter.

l20


sollte sie ihm alles Glück ivicderl>riugen, das er in lotzter Zcit
verinißt. Desbalb kaufte er sie nin vieles Gold und machte sie
zu seiner einzigen Frau.

Und wirklich — bald kehrte dcm Aönig scine friihere gnte
Lanne wieder; er war niiinter nnd gnter Dingc, und Turaja
licbte er nber die tltaßcn. Dic Thnren dcs Gartens aber ließ
er vcruiauern.

Lkachdem nun etwa ein Iahr vorstrichcn und Tnraja itzni
einen Sohn gcschenkt hatte, schön wie ein Stern, fragte or cinos
Tages Djafar i „Djafar, glanbst Du, daß Tnraja mir treu ist?"

Und cr zitterte, ivas Djafar antworten wiirde. Der aber
sprach ruhig:

„5o tren wie nur cine nnter der 5onne, o Aünig I"

Des; frcntc sich Nnrcddin Uii nnbändig,
und er ließ cin Frendenfest feiern nnd allen
seincn Dionern reichlich Gold ailsbezalsten.

Nur Djafar wies jede Gabe zurück, da cr
dnrch die Gunst seines Aönigs schon reich
genng sei.

Eincs Tages aber ercignete sich etwas
Unorhörtes. Turaja war verschwnnden.

Nnreddin 2lli raste.

„Djafar," brnllte er, „wo ist Turaja?"

„5ie ist uiit deinem jnngcn Gärtner
entflohen," erwiderte dicser gelasscn.

„Du ksnnd," schänmte der Aönig, „Dn
wußtest cs, daß sie mich betrog, und Du
schwiegest? Ia Dn nannteft sic so trcn, wie
nur eine nnter der 5onne, als ich Dich fragte
— so also dienst Dn dcr Udahichcit? bser-
nnter mit seinem Aopf!"

Da faßten die Lunnchen den Greis und
schon zuckte das krummc 5chwert iibcr seinem
Nacken. Aber der Aönig winkte; dcnn er
sah, daß Djafar sprcchcn wolltc. Und dor
Greis sprachi

„Der Wahrheit nicht, Deinem Gliicke
diente ich, von dem Dn sagtest, die Mcchrheit
sei es Dir. 5o war cs ansgemacht. Und
so habe ich gehandelt, bis ich scch, daß anch
Dn ein Utensch nud nicht der Gott, für den
Du Dich mir ausgegeben. Denn nur ein Goit
kann volle Ulcchicheit haben nnd noch glücklich
sein. Ukenschen aber sind Ulenschen und
5chein ist ihr Glück, dem einen mehr, dem
andcrn wcniger. Und da ich's einmal mit
der Wcchrheit Dir geraubt, gab ich anf Deine
zweite Frage ein zweidentig Udort, das Dir
Dein Glück erhalten sollte; dcnn kvahrheit,
hatte ich geschen, war nicht Dcin Gliick.

Ich fchlte vor dem Gotte; vor dem Uken-
schen fchltc ich nicht, da ich mich mensch-
lich dem gozeigt, dcn ich als Utensch er-
kannt, ob er anch solbst sich bsöheres dünkto.

Nnn laß mich tötenl"

5o sprach der Greis mit gelassencr Udiirde.

Uud das 5chwert blitzte wiedcr über seiuem
Nacken, und die Augen der 5chergen funkel-
ten mordlnstig. Dcr Aönig abcr wehrtc
ihnen. Flammen uiid Todesblässe wechselten
anf seinem Antlitz. 5chwer ging die Brnst
anf und nieder. Lndlich sprach er miihsami

„Djafar, Dein Leben schenk' ich Dir — und einen Bcniel
Goldes — doch ich will nicht mchr Dir begcgnen in uieinem
Lande."

Dann sank er wie gebrochen anf dcn 5essel nieder nnd
verhüllte sein Antlitz mit beidon thänden.

Und der Grcis zog von dannen, ans dem Lando.

Die Wahrhoit zog mit ihm nnd ward nicht mehr an des
Aönigs lhof gesehen. Doch anch das Glück — es kchrte
Nnreddin nicht wiedcr. Pcicr SirinS.

Äin güliger Ähes.

Buchhalter: „thente sinds gerade siinfundzwanzig Iahre, daß ich in Ihre
Dienste gctreten bin."

Lhef: „5chon fünfnudzwanzig Jahre .... 5chade daß 5ie nicht schnupfen,
Uteyerl"

Nedaktion: !Uax 5chreiber. Druck und Uerlag von I. F. 5chreiber, boide in Lßliugeu bci 5tuttgart.

Geschäfksstelle in Münchrn, Cnrneliusstraste 10.
 
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