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Meggendorfers humoristische Blätter: Zeitschr. für Humor u. Kunst — 24.1896 (Nr. 262-274)

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https://doi.org/10.11588/diglit.16562#0136
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Meggendorfers Hurnoristische Blätler.


„Ia, nun mcichst Dn schlcchte Witze und zucrst ärgcrst Du
nüch nriin nnd blanl" tnnrrte Franz, tzoltc nichtsdcstoiveniger
obcr lint nnd Stork. So zogcn sie dann zieinlich fricdsertig
los, dein N?alde zn. „llnter der dicken Eicho wlrd gclagert",
rief dcr Noktor den bciden Inngcn nach, welcho die Tete nasiincn,
Grete schlenderte init einer Frenndin gcinächlich lsinten nach,
Licschen nnd F'ranz lsieltcn sich schwcigsain in der Nitte.

„lNorgcn gesic ich also l" fing der Ooktor endlich an und
schielte nach rechts bcrnnter, was seine stiiinine Bcgleiterin wolsi
fiir cin Gesicht inachen iviirdc, aber dic gab zieinlich glcichgnltig
zurürk: „Ia, das sagtest Dn vorhin schon."

„pardon!" rief Franz erbost, „daß ich Dir noch eininal init
der Laz'palic koinine!"

„G, bitte," lächeltc Licschcn freundlich, „cs siat nichts zn
iagen."

„Das ist der Dank, daß ich Dich nun so schön schlank ge-
niacht habc!" fing Franz micder an, es fiel ihm nichts Besseres
gcrade ein.

Sein Bäscheu hatte sich crlsitzt auf oinein Bauinstuiiipf
niedergelassen, sie warcn schnell gcgangen.

„Bilde Dir doch nichts cin," lachte sic hohnisch, „als ob ich
gcthan lsiitte, was Du wolltestl",

„Ba, ich incinc, Du wärest doch sehr folgsain geivescn."
„5o, meinst Dn?" gab Lieschen gercizt zuriirk. „Ia, vor
den andcrn that ich schon so, abcr in ineincin Zininier siabc ich
inich ordcntlich an Brot satt gegessen nnd aus dcr Dorrats-
kaiuiner stakl ich alles, inas dazu gehörte."

„Gott sei Dankl" lachte >franz, „da hast Dn menigstens
dio arine Mntter Dörtsie nicht anf dcin Gewissenl"

„Du solltost gar nirbt so lsiißlich lachcn l" schluchzte Lieschcn
plötzlich, „überkaupt ivcrdc ich nur so abschenlich inagcr, weil
Dn inich so ärgerst, D», Dnl Morgen rennst Dn wolsi gleich
zu Dciner siicbcn gutcn Martha', gelt?, und erzälsist ihr von
der cinfältigcn Lousine, die Du hast und dann lacht Ihr inich
bcide aus, nicht? Das inuß cin nettcs Mädchcn scin, die
INartha, die sich von Dir Bciefe schreiben läßtl"

„jdfni, Liese, schäinc Dichl" rief Franz unniutig ans, und
doch war's ihm, als sei ihin eben etwas nnendlich öüßcs mider-
fahren. „Das war nicht schön von Dir eben. Ivohor Du über-
haupt etwas von INartha crfahren hast, will ich nicht wissen

„Grete-—" stammelte Lieschen.

„Ist ganz gloichl Aber das sage ich Dir, jcne Briefe
köunte die ganze Welt lesen, und das INädchen, welchcs Dn so
kränkst, hat es gcwiß nicht verdicnt, denn das ist ein Lngel,
Liese, dcm nur die Flügcl fohlcnl"

Licschens lserz krampfte sich schmerzlich zusammen, aber sie
sagte tapfer: „Ach, Franz, was mußt Du von mir denken I Ich
ivill sie auch ganz gewiß lieb haben, wenn Dn sie uns dann
einmal bringst, sic ist ja dann auch meine Lousine."

Franz sah leisc lächelnd in ihr glühendes Gesichtchen, —
wic tapfer sie das herausgebracht hatte. „G Du süßes, dumines
Ding!" dachte er bei sich, aber er war noch nicht scrtig.

„Ia, ich hatte ibr geschrieben," fuhr cr fort, „daß ich sie

gcrne hier hätte, denn das armo gelähmte Mädchen-"

„Ach, Franz, sie ist gelähmt I" stammelte Lieschen beschämt.
„Ja, seit ihrcr Rindhcit. Sie wohnt bci uns im bjaus
und Mutter bcsucht sie jcden Tag und ich anch, denn ich be-
handle sie."

„lvarnm hast Du dcnn das nicht gleich gesagt, Franzl"
ricf Lieschcn cifrig. „Das arme, arme Dingl"

„Ba, ich hätte nicht gedacht, daß der Linpfang anf Deiner
Scite besonders horzlich gewcsen wärel Du, Liese," sagte er
dann und setzte sich neben sie ins Gras, „waruin warst Du
denn so wütend auf die arme Martha, hm? Was ich sonst
thue nud trcibe, ist Dir doch ganz cgal, ivic Du imincr sagst?l"
„Ach, ich kann's nicht sageu I" slüstcrte Lieschen und drürkte
ihr rotes Aöpfchen gegen seincn Arm, wclcher sich sachte uiu

ihren kfals gclcgt hatte. „Ich glaube, ich — ich war.-"

„Lifersüchtig, gelt, dumme Liesc?l" lachte Franz und drückie
sie zärtlich an sich, „als ob Du nicht ganz gut hättcst wissen
können, wie lieb ich Dich habel"

„Ich will's nie wiedcr thnn," flüstertc Lieschen und sah
ihn so licb an, daß er sie wicder küssen niußte. „Und bin icb
Dir auch nicht mehr zu dick?" forschte sie besorgt.

„Auf Ehre nein, gnä's Fräuleinl" schnarrte er.

„Ach, Du Dummerl" lachte Lieschen. „Bein, sag', bin ich
Dir jctzt recht so?"

„Gewiß, Liebling I Ich könnte Dich jetzt ohne Uebertreibung,
wio in don Romanen, mein ,schlankes Rch^ nennen," lachtc
Franz. „Abcr das hat dicsmal lcidcr nicht dcr Doktor zu lvege
gcbracht, soudern einzig und allcin Amor, der Aurpsuscherl"

Äin jungcr Vrcch.

vater: „Na j?cpi, was thät'st jctzt Du, wonn Du Dich in dcr
Stadt verlaufen thät'st, findest Dn Dich denn wieder zurecht?"
Sohn: „Das glanb' ichl Gleich in d!c nächste Droschke thät
ich mich setzen und auf Deine Aosten heimfahr'n."

I' lü' g'scheibl, inci' Weib ist schöa!

1 bi' g'scheidt, mei' Uleib ist schöa,
Des muaß seine Ainder gca,

's wird se zoigä mit dcr Zcit,

Schätz wohll" hat dcr Uiichcl g'sait,
„Iveil der Apfel in der U)elt
Nia weit von sei'm Stamm wegfälltl"
Abcr ach, der Utcnsch, dear denkt
Und dcr bserrgott ist's, dcar lenkt,

Und dcr Uiichel dear kriagt glei'

Noch anandcr oi', zwoi, drei
Aindcr, dia wia älle sagct,

Ihm nnd ihr anss bsoor nochschlaget,

No hat's g'hoißa hintahear:

Dumm wia Sui und wüast wie Larl

Ä. S.

Äusgchiingcrt.

Baron: „So, nun wenn Sie Lnst habcn, gchen wir auf die
Bühnc, liebor vetter, damit ich Sio einigen der Damen
vorstelle — haben Sie siir eine derselben ein fuible, dann
fangen wir bci der an."

Landjnnkcr: „B bitte, bitte, fangen Sie an wo Sie wolle»,
das k-nibls ist iminer dal"

Redaktiou: Ulax Schreiber. Drnck uud vcrlag von I. Schreiber, beide in Lßlingcn bei Stuttgart.

Geschäftsstelle in Mnnrhen, Corneliusstrahr 19.
 
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