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den deutlich, fobald er ihn mit Rembrandts Atmofphäre
vergleicht. Die Auffätze können alfo nur den Ver-
trauten Delacroix’ etwas geben, denen das Journal und
die Briefe, vor allem aber die Bilder des Meifters be-
kannt find. Man Tollte fie in der Nähe feiner wärmen-
den Bilder lefen, um die Kälte ihrer Form zu über-
winden. Den Gleichgültigen mögen sie abftoßen.

DAS Kunfthiftorifche in den Eflays über Künftler
entfpricht dem Stand der Forfchung feiner Zeit.
Wir haben es unterlaßen, die wenigen belanglofen Ab-
weichungen gegen neuere Refultate der Forfchung
hervorzuheben. Denn die Bedeutung diefer Auffätze
könnte nicht in ihrem rein kunftwiflenfchaftlichen
Werte gefunden werden. Bedeutenden Werken über
Kunft gibt immer nur die überzeugende Ordnung des
künftlerifchen Kosmos, die der Schreiber einzuführen
weiß, ihren Wert; der Organismus der Anfchauung, aus
der er Wertungen gewinnt, nicht die einzelne mehr oder
weniger hiftorifche Tatfache. „Die Begebenheit ift
nichts“, Tagt Delacroix in einem feiner Sätze zur „Meta-
phyfik“. „Denn fie vergeht. Nur die Idee, die wir von
ihr gewinnen, bleibt.“ Daher find die Auffätze, zumal
als Äußerungen des Menfchen, dem die gewaltigfte
künftlerifche Synthefe Frankreichs gelang, wichtig;
weniger als objektive Refultate einer Sonderwiflen-
fchaft, die ihn nichts anging, vor der er fich fogar zu-
weilen mit dem vielen Künftlern eigenen Mißtrauen
verfchloß. Nur fehr feiten fordern feine Wertungen
innerhalb feiner beziehungsreichen Art der Darftellung
unbedingten Widerfpruch heraus. Hat er Pouflin ver-
ftanden? Was trieb ihn zu der bei allem Refpekt fühl-
baren Kühle gegen den Meifter, den wir von allen
Franzofen ihm allein an die Seite ftellen können? Zu

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