„Olympia“ und des „Dejeuner sur l’herbe“ die folgende Periode
war. Wohl legt er sich wiederum auf die Ausbildung des
Mittels und kommt dabei mit dem Problematischen der Zeit in
Berührung. Aber er verliert nichts dabei. Die Entwicklung, die
sich bei Manet nicht ohne Schwächung der Vision vollzog, ist hier
mit einer Steigerung verbunden. Renoir hat bis dahin sich und
anderen sein Recht auf Existenz nachgewiesen. Nun hebt die höhere
Existenz an, die Verfeinerung des Persönlichen, die Kondensierung
seiner Resultate, die Formulierung seines Begriffs von Modernismus.
Er gleicht dem Dichter, der nach der Exposition der materiellen
Tatsachen zur psychologischen Handlung schreitet.
Übrigens war es mit der leiblichen Existenz noch nicht weit
her. Choquet, der treue Prophet Cezannes, Renoirs erster Helfer,
der schon 1874 auf der ersten Impressionistenausstellung mit Wort
und Tat energisch für ihn eintrat und sich und seine Frau mehr-
mals von ihm malen ließ, verfügte bei seinen Aufträgen nur über
bescheidene Mittel. Auch die Enthusiasten zahlten Mitte der
siebziger Jahre nur wenige Hunderte für mittlere Bilder und waren
ihrer zu wenig, um den vielen talentvollen Hungerleidern Brot zu
geben. Der Einfluß Durand Ruels, der schon Anfang der siebziger
Jahre die Werke der Impressionisten zu verbreiten suchte, war
ganz gering, und über die wenigen Kritiker, die für sie eintraten,
machte man sich lustig. Die gewohnte Taxe im Hotel Drouot blieb
noch längere Jahre recht niedrig*). Renoir hat sich noch in der
*) Hier einige Zahlen. Am 24. März 1875 veranstaltete Durand-Ruel eine
Vente von Gemälden Monets, Sisleys, Renoirs und der Berthe Morisot im Hotel
Drouot. Es kam am Tage der Ausstellung zu tollen Skandalszenen, die in
Prügeleien ausarteten, und die Auktion konnte nur mit Hilfe der Polizei durch-
geführt werden. Die zwanzig Gemälde Renoirs brachten zusammen 2251 Frcs.
Dabei waren, wie mir Durand Ruel erzählte, einige Preise von Freunden „hoch-
getrieben“ und mußten nachher von dem Ergebnis abgezogen werden. Unter
den Bildern befanden sich mehrere Meisterwerke. „La Source“ (hier abgebildet)
wurde mit 110 Frcs. zurückgezogen (dreißig Jahre später verkaufte sie Durand
Ruel für 70000 Frcs. an den Prince Wagram). „Avant le bain“ (ebenfalls
hier abgebildet) wurde für 140 Frcs. an den Sammler Hecht verkauft. (Dieser
verkaufte das Bild später an Duret. Auf der Vente Duret am 19. März 1894
erwarb Durand Ruel das Bild für 4900 Frcs.) „Le Pecheur ä la ligne“ kaufte
der Verleger Georges Charpentier für 180 Frcs. (Auf der Vente Charpentier
im Jahre 1907 brachte das Bild 14050 Frcs.) Den höchsten Preis, 300 Frcs.,
erzielte eine der schönsten frühen Landschaften „Une vue du Pont Neuf.“ — Am
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war. Wohl legt er sich wiederum auf die Ausbildung des
Mittels und kommt dabei mit dem Problematischen der Zeit in
Berührung. Aber er verliert nichts dabei. Die Entwicklung, die
sich bei Manet nicht ohne Schwächung der Vision vollzog, ist hier
mit einer Steigerung verbunden. Renoir hat bis dahin sich und
anderen sein Recht auf Existenz nachgewiesen. Nun hebt die höhere
Existenz an, die Verfeinerung des Persönlichen, die Kondensierung
seiner Resultate, die Formulierung seines Begriffs von Modernismus.
Er gleicht dem Dichter, der nach der Exposition der materiellen
Tatsachen zur psychologischen Handlung schreitet.
Übrigens war es mit der leiblichen Existenz noch nicht weit
her. Choquet, der treue Prophet Cezannes, Renoirs erster Helfer,
der schon 1874 auf der ersten Impressionistenausstellung mit Wort
und Tat energisch für ihn eintrat und sich und seine Frau mehr-
mals von ihm malen ließ, verfügte bei seinen Aufträgen nur über
bescheidene Mittel. Auch die Enthusiasten zahlten Mitte der
siebziger Jahre nur wenige Hunderte für mittlere Bilder und waren
ihrer zu wenig, um den vielen talentvollen Hungerleidern Brot zu
geben. Der Einfluß Durand Ruels, der schon Anfang der siebziger
Jahre die Werke der Impressionisten zu verbreiten suchte, war
ganz gering, und über die wenigen Kritiker, die für sie eintraten,
machte man sich lustig. Die gewohnte Taxe im Hotel Drouot blieb
noch längere Jahre recht niedrig*). Renoir hat sich noch in der
*) Hier einige Zahlen. Am 24. März 1875 veranstaltete Durand-Ruel eine
Vente von Gemälden Monets, Sisleys, Renoirs und der Berthe Morisot im Hotel
Drouot. Es kam am Tage der Ausstellung zu tollen Skandalszenen, die in
Prügeleien ausarteten, und die Auktion konnte nur mit Hilfe der Polizei durch-
geführt werden. Die zwanzig Gemälde Renoirs brachten zusammen 2251 Frcs.
Dabei waren, wie mir Durand Ruel erzählte, einige Preise von Freunden „hoch-
getrieben“ und mußten nachher von dem Ergebnis abgezogen werden. Unter
den Bildern befanden sich mehrere Meisterwerke. „La Source“ (hier abgebildet)
wurde mit 110 Frcs. zurückgezogen (dreißig Jahre später verkaufte sie Durand
Ruel für 70000 Frcs. an den Prince Wagram). „Avant le bain“ (ebenfalls
hier abgebildet) wurde für 140 Frcs. an den Sammler Hecht verkauft. (Dieser
verkaufte das Bild später an Duret. Auf der Vente Duret am 19. März 1894
erwarb Durand Ruel das Bild für 4900 Frcs.) „Le Pecheur ä la ligne“ kaufte
der Verleger Georges Charpentier für 180 Frcs. (Auf der Vente Charpentier
im Jahre 1907 brachte das Bild 14050 Frcs.) Den höchsten Preis, 300 Frcs.,
erzielte eine der schönsten frühen Landschaften „Une vue du Pont Neuf.“ — Am
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