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Meier-Graefe, Julius [Hrsg.]; Renoir, Auguste [Ill.]
Auguste Renoir — München, 1920

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https://doi.org/10.11588/diglit.27183#0047
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Tannhäuser. Skizze einer Dekoration für den Dr. Blanche. 1879. (1,42:0,57)

Sammlung- Durand Ruel, Paris.

II.

Die Hauptwerke des Jahres 1874 bring-en einen Ausgleich.
Es sind zum großen Teil Bildnisse in Interieurs. Das früheste
des Jahres mag das lebensgroße Damenporträt sein, das jetzt
im Luxembourg hängt*). Die Dame steht ganz in Schwarz vor
einem schwarzen Flügel. Das Schwarz entsteht nicht etwa aus
Mischungen, es ist wirklich und wahrhaftig richtiges Beinschwarz.
Und das Resultat ist so hinreißend, daß man versucht ist, der
heute so verhaßten Farbe alles abzubitten, was ihr moderne Kolo-
risten nachgesagt haben. Freilich ist es nicht das regungslose
Neutrum, mit dem Carolus Duran seine stattliche Dame im Luxem-
bourg schmückte, noch weniger jene dicke Masse der deutschen
und englischen Romantiker, in der der Blick wie in einem Sumpf
versinkt. Es ist Farbe. Man spürt durch die tonreiche Seide den
Körper hindurch. Auf dem Flügel spielen sonnige Lichter, die keinen
Eindruck von Dunkelheit zulassen. Rechts auf dem Flügel baut
sich aus den Notenheften ein farbenreiches Stilleben seltenster
Schönheit auf, dem das Schwarz nur den kostbaren Rahmen ver-
leiht. Ebenso steht die Farbe des Kleides zu den prunkenden
Akkorden des Teppichs und dem zarten Fleisch des stolzen Ge-
sichtes, das wir uns mit der gleichen, kühlen Würde nicht in
anderer Umgebung vorzustellen vermögen.

*) Es stellt die Gattin eines Musikverlegers namens Hartmann dar, der das
Bild testamentarisch dem Museum vermacht hat.
 
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