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Société des Antiquités <Kassel> [Hrsg.]
Mémoires de la Société des Antiquités de Cassel — 1.1780

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Wepler, Johann Henrich: Gedanken über die Ursachen weswegen die Syrer den Hebräern und Arabern in der Dichtkunst so sehr nachstehen
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https://doi.org/10.11588/diglit.5548#0367

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308 "Gedanken über die Urfachen weswegen die Syrer
mittel darbietet. Man unterfucht das verwandte Volk, und wie
oft hat nicht hier ein glücklicher Blick Ausklärungen verfchasst,
wozu man die Hosnung fchon beynahe ausgegeben hatte.
Bedenkt man diese Vortheile, welche Hebräer, Araber und
Syrer sich wechselsweise geleistet haben und noch leiften, wie
leicht ilt der Schlufs, diese Volker in allen Stücken, übereinstim-
mend zu finden, und doch zeigt genauere Bekanntfchaft mit ihnen,
seine Falschheit.
Es würde mich auf ein zu weites Feld sühren, wenn ich
alle die verschiedenen Seiten betrachten wollte, von denen diefe
Volker bey der sonft nicht zu läugnenden Verwandfchast, doch
sehr von einander abweichen. Ich will deswegen jetzt blos
bey der Dichtkunst slehen bleiben, und meine Gedanken über die
Urfachen vortragen, weswegen wir Hebräer, Araber und Sy-
rer hier nicht aus gleicher Stuse antressen.
Schon vor Jahrhunderten finden wir bey den Hebräern und
Arabern Dichter, welche der Stolz ihres Zeitalters waren, und
auch jetzt noch diejenigen vergnügen, und in Bewunderung se-
tzen, welchen der nach orientalifchem Ton geftimmte Ausdruck
nicht missällt, fondern die fich in jene Zeiten und Länder verfe-
tzen, auch dasjenige, was hier fchön war, empfinden können.
Allein gar fehr würde man fich betriegen, wenn man folche
Dichter auch bey den Syrern fuchen wollte.
So ähnlich sie sich an Sitten und Sprache waren: so unähn-
lich find fie fich in der Poefie. Die Syrer liefern uns die
fchlechteften Gedichte, fo dass auch Araber der fyrischen Spra-
che gar alle Fähigkeit zur Diehterfprache abgeläugnet ha-
ben.
 
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