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antiken Wandmalerei mit ihren großen Farbenmassen, mit
ihrer einfachen Liniensprache erkennt er die Bedingungen
der monumentalen Malerei; aus dem Inhalt des antiken
Lebens schafft er das antike Stimmungsbild für den
modernen Menschen.
Daß nicht Rom, sondern Pompeji diese Wandlung
vollführte, ist menschlich begründet.
In Rom empfindet der Epigone mit Schaudern den
Boden einer großen Vergangenheit, die Jahrtausende alte
Kluft. Pompeji mit feinen tausend kleinen Erinnerungen
reißt uns unaufhaltsam in den Kreis des antiken Lebens.
Seiner Bewunderung für Pompeji hat Böcklin oft
den begeistertsten Ausdruck gegeben. „Obgleich Handwerker
dem Stande nach, sind die pompejanischen Maler doch
größere Maler gewesen, als alle späteren des XV. oder XVI.
Jahrhunderts."
„Es ist zu bewundern, mit welcher Leichtigkeit und
Schönheit sie alles anzuordnen verstanden haben, daß eines
künstlerisch wirksam aus das andere war. Man erstaunt,
wie groß ihre Kenntnis der malerischen Mittel war, wie
sie durch Härten das eine weich, und durch weiche Formen
das andere hart erscheinen lassen."
Und ein ander Mal: „Die große Masse der
Schöpsungen des Cinquecento sind aber arger Wust. Das
fällt einem recht auf, wenn man von den pompejanischen
Wandgemälden in Neapel in den oberen Stock zu Raffael,
Tizian tritt, die einem gegen die antike Schönheit wie
Zopfbilder vorkommen."
Der Eindruck, den Neapel auf ihn machte, „war so
so gewaltig, daß er ganz aus der bisherigen Bahn ge-
trieben wurde und fast ein ganzes Jahr damit verlor, ehe
er mit sich ins Reine kam; dann aber hätte er einen ganz
neuen Weg eingeschlagen."
 
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