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Merian, Maria Sibylla
Der Raupen wunderbare Verwandelung, und sonderbare Blumen-nahrung: worinnen, durch eine gantz-neue Erfindung, Der Raupen, Würmer, Sommer-vögelein, Motten, Fliegen, und anderer dergleichen Thierlein, Ursprung, Speisen, und Veränderungen, samt ihrer Zeit, Ort und Eigenschaften (Band 1) — Nürnberg, Frankfurt, Leipzig, 1679 [VD17 23:292909S]

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https://doi.org/10.11588/diglit.2553#0007
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ausgeschlossene Vögelein / rum Unt«rschied/Motken-!-vSgel«ltt
nennen. Diese sind bey Tag fast unbeweglich / fliegen mehren«
theils des Nachts /und werden bey ihren dicken Köpfen erkandt:
Die übrigen aber werde ich Mucken /oder Fliegen / nenne«.
An allen diesen nun hab ich so viel in acht genommen / daßsie
nicht mehr / als eine Stunde / ru ihrer Grösse vonnöthen haben/
im wachsen; und so sie heraus kommen/sind ihre Flügel sehr klein/
und weich / aber zusehends habe» sie/ in einer halben oder gantzen
Stund/ihre völlige Grösse und Starke / daß sie fliegen können/
wo sie hin wollene Sind dabey/absonderlich die Motten/sehr geil/
wie die Seidrnwürmrr/ welches kein Raup oder Wurm thut;
sondern sie suchen nur ihre Speise. Uber diß alles hab ich niemals
einige Raupe/oder Wurm/finden können/welcher Augen gehabt
hatte / oder sehen könte; da hingegen die Vögelein sehr Helle Au-
gen haben.Nicht weniger hab ich auch beobachtet/daß man solche
mit Zucker zimlich erhalten könne / indem sie denselben/ oder auch
sonst andere Süssigkeiten/mit ihrem langenSchnabel/welchen st«
vorn/ zwischen den Augen/sehr scheinbarlich haben/heraus ziehen.
Nach ihrem ersten Wachslhum werden sie weder grösser/noch
kleiner; ihr Mehl welche« ihre Färb ist/ kan wol abgewischt/ auch
von ihnen selbst etwas verderbt/ ein Flügel zerbrochen oder gebo-
gen werden. Belangend den Ort / so halten sich die Sommer-
und Motten-vögelein gerne bey denen Krautern/ Blumen / oder
Früchten auf/ die ihre Speise sind; damit sie ihren Samen bald
wieder darauf legen können.
Schlüßlichen sind zwar gegenwärtige fünfzig Rupfen
blätter so gut / als ich das Leben mit schwach auf weiß radirn
können / allhie vorgebildt; wofern aber der Natur-und Kunst-
liebend« Leser alle solche Blätter sauber mit Farben/ oder nur die
Raupen und Veränderungen / samt denen Vögelein/ allein illu-
minirt verlangt; der kan beedes bey uns habhaft werden.Wolan/
Der Anfang ist gemacht; wird dieses nun belieben/
so werd' ich miet) forthin / zu Dienst dem Leser / üben/
daß rch ihn bey dem Lust erhalte / durch die Runst/
damit man Lod verdient / und grosser Herren Gunst!
 
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