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Merkel, Friedrich
Jacob Henle: ein deutsches Gelehrtenleben ; nach Aufzeichnungen und Erinnerungen — Braunschweig, 1891

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https://doi.org/10.11588/diglit.15260#0404
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ANHANG.

i.

Einleitung zur Vorlesung über Anthropologiel).

Die Anthropologie ift die Wiffenfchaft von den
Functionen des menfchlichen Geiftes und Körpers in
populärer Faffung. Dies letztere unterfcheidet fie
von der Phyfiologie, welche eine propädeutifche, eine
Hülfswiffenfchaft der Medicin ift. Da nun aber beide
denfelben Stoff behandeln, fo kann man mit Recht
fragen, wie die Anthropologie dazu komme, als felbft-
ftändige, der Medicin nicht inhärirende Wiffenfchaft
von Bedeutung für die allgemeine Bildung aufzu-
treten. Man könnte antworten, dafs die Naturwiffen-
fchaften überhaupt den Menfchen zieren, dafs es gut
und ziemlich fei, den Geift mit den Bildern der Um-
gebungen zu erfüllen. Aber indem der Menfch feine
Eingeweide, fein Herz, feine Gedanken erforfcht und
betrachtet, geht ihm die liebenswürdige Naivetät ver-
loren, und die Wiffenfchaft vermag fchwerlich, diefen
Mang-el zu erfetzen. Eine andere Antwort würde auf
die praktifche Anwendbarkeit der Anthropologie in

J) Nach einem in Henle's Nachlaß befindlichen Collegienheft ;
nachgefchrieben von Mart. Schenk, ftud. phil. Sigens. Heidelb.,
Winter, 1846 bis 1847.
 
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