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Meurer, Moritz
Pflanzenformen: vorbildliche Beispiele zur Einführung in das ornamentale Studium der Pflanze; zum Gebrauche für Kunstgewerbe- und Bauschulen, Technische Hochschulen und höhere Unterrichtsanstalten sowie für Architekten und Kunsthandwerker — Dresden, 1895

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https://doi.org/10.11588/diglit.43158#0081
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Vorwort
ZU
ABTEILUNG I (TAFEL 1-27).
Laubblätter in flacher und schematisierender
Darstellung.
Die Laubblätter der Pflanze sind diejenigen seitlichen Organe der Pflanze, welche deren
Gesamtform am meisten beeinflussen, in ihrer Einzelbildung aber die selbständigsten Bilder geben.
Ihre flache Gestaltung, ihre Wirkung als künstlerisch vom Ganzen loslösbare Einzelerscheinung, die
Deutlichkeit ihrer inneren und äusseren Gliederung in Berippung und Silhouette machen sie für
den Beginn des Pflanzenstudiums am geeignetsten.
Wir wollen sie in dieser ersten Abteilung zunächst nur in ihrer Flächenerscheinung betrachten.
An den Laubblättern sind drei Elauptteile zu unterscheiden: die Blattscheide, der
Blattstiel und die Blatt fläche.
Die Blattscheide ist der Teil des Blattes, mit welchem es am Stengel ansetzt; sie umgiebt
den letzteren mehr oder weniger und festigt den Ansatz des Blattes.
Der Blattstiel, der fadenartig sich zusammenziehende Teil, trägt die Blattfläche und ver-
längert sich meist zur Mittelrippe und Achse derselben.
Die Blatt fläche oder Blattspreite ist der eigentliche, flächenförmig ausgebreitete Teil
des Blattes; sie bildet sich in den meisten Fällen links und rechts seiner Achse symmetrisch.
Gewöhnlich übertrifft ihr Längendurchmesser ihre Breitenausdehnung.
Die genannten drei Teile zeigen verschiedene Grade der Entwickelung, indem bald der
eine, bald der andere eine vorwiegende Rolle spielt; am häufigsten und umfänglichsten erscheint
die Blattspreite. Zuweilen fehlen einzelne dieser Teile ganz.
Die Rippen oder Nerven bilden das Gerüst: das Skelett des Blattes, sie festigen es und
halten es flach ausgespannt. Sie verzweigen sich innerhalb der Blattspreite vom Endpunkte des
Stieles oder vom Verlaufe der Mittelrippe verschiedenartig und liegen als Träger des Blattfleisches
auf der Unterseite des Blattes in ihrem grössten Umfange frei. Auf der Oberseite erscheinen sie
mehr als flache Furchen. Sie verjüngen und verfeinern sich ihrer Verzweigung entsprechend in
ihrem Verlaufe stetig.
Das Blattfleisch ist das zwischen den Rippen liegende Gebilde, welches vielfach von
feineren, bei dicken Blättern kaum bemerkbaren Nervaturen durchzogen wird. Da es sich aus dem
Gerippe entwickelt, so nimmt es in seiner Bildung mit der Verfeinerung und Endigung der Rippen
fortschreitend ab.
Die Form der Blätter in ihren äusseren Umfassungslinien (ihrem Limbus) wird daher in
erster Linie von ihrem Gerippe beeinflusst. Aus der Abnahme und Verzweigung des Skelettes
und aus der Richtung, Winkelstellung, Linienführung und dem gegenseitigen Abstande
 
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