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Meurer, Moritz
Pflanzenformen: vorbildliche Beispiele zur Einführung in das ornamentale Studium der Pflanze; zum Gebrauche für Kunstgewerbe- und Bauschulen, Technische Hochschulen und höhere Unterrichtsanstalten sowie für Architekten und Kunsthandwerker — Dresden, 1895

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https://doi.org/10.11588/diglit.43158#0264
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Abt. ii. Tafel 45. Überschlag eines fiedernervigen Blattes.
Eselsdistel, Onopordon (naturalistisch dargestellt).
Vorliegende Zeichnung giebt ein, dem auf Tafel 16, 17 schematisch dargestellten Distelblatte
verwandtes Grundblatt mit dem Überfall seiner Längsachse und der Bewegung seiner Lappen. Seine
ausgebuchtetere Form markiert sich in den, zu vollständigen Fiederblättchen gewordenen untersten,
sowie in den starken Überfällen der mittleren Lappungen.
Manche Distelarten bieten charakteristische Beispiele einer besonderen Blatterscheinung in
ihren »stengelablaufenden Blattbildungen«, welche gleich anderen Wuchserscheinungen der
Blätter der ornamentalen Blattbildung Motive geboten haben. Auch am Onopordon treten diese flügel-
artigen Bildungen des Stengels auf, welche die Knotenzone der jeweilig unteren Blätter mit den beiden
Blatthälften den nächst oberen Blättern verbinden. Die Form dieser geflügelten Übergänge benutzte
die spätere Gotik zu innigerer Verbindung des Blattornamentes mit architektonischen Gliedern. So setzen
sich z. B. die blattartigen Krabben der Fialen häufig nach dem Vorbilde der Disteln als ablaufendes
Blattornament an der Kante der Fialen bis zur nächst unteren Blattform fort, wodurch das ganze
Architekturglied einen organisch emporwachsenden Charakter erhält.
Der beigegebene Schnitt der Bildtafel zeigt die, den meisten Grundblättern eigentümliche
sichelartige Form ihrer am Wurzelstocke ansetzenden Blattscheiden. Ähnliche Formen bieten auch die
dem Text als Ergänzung zu Tafel 33, 34 beigegebenen Schnitte durch Blattscheiden und Blattstiele.
Die Figuren 1 u. 2 zeigen verkleinerte Querschnitte durch den scheidenartigen Teil, 3 u. 4 durch obere
Teile des Stieles vom Blatte der Pestilenzwurz. Wenn schon in anderer Gestalt, so spricht sich auch
in diesen Querschnitten dasselbe statische Konstruktionsprinzip der Blattträgerformen deutlich aus:
die konkave Form der Blattscheiden, deren Tragkraft durch die wellenblechartige Form des Schnittes
auf der Unterfläche der Scheide unterstützt wird und die Zunahme des Höhendurchmessers von Blatt-
stiel und Blattrippe. (Vergl. Text von Tafel 33, 34.)
Figur 5 u. 6 geben die Querschnitte der nach gleichen Gesetzen sich formenden unteren Blatt-
stielteile der Scrofularia (Taf. 60) und die Figuren 7 —10 dieselben Formelemente der Verzweigungs-
träger des Sellerie. Die verschiedenen Schnitte sind fortschreitend dem untersten Scheidenteile des
Blattstieles (7 u. 8) bis in den oberen Mittelrippenteil (10) dieses Fiederblattes entnommen. Figur 11
stellt in verkleinertem Massstabe den Schnitt durch die Scheide des italienischen Fenchels dar.
 
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