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Meurer, Moritz
Pflanzenformen: vorbildliche Beispiele zur Einführung in das ornamentale Studium der Pflanze; zum Gebrauche für Kunstgewerbe- und Bauschulen, Technische Hochschulen und höhere Unterrichtsanstalten sowie für Architekten und Kunsthandwerker — Dresden, 1895

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https://doi.org/10.11588/diglit.43158#0346
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Die Strahlenlinien entsprechen den 13 geraden Reihen der Verzweigungen und die ihnen beigefügten
Zahlen der Reihenfolge ihrer Ansätze. Über 1 würde das vierzehnte, über 2 das fünfzehnte Blatt u. s. f.
zu stehen kommen. (An jeder schraubenständig sich verzweigenden Pflanze lassen sich, wenn man sie
genau von oben betrachtet, ihre geraden Reihen ohne Mühe verfolgen.
Der Stengel ist keineswegs immer rund, sondern sehr verschiedenartig geformt: drei-, vier-,fünf-,
sechs- und mehreckig oder auch oval. Wenn er auch im Allgemeinen eine rundliche Form zeigt, so ist
er doch häufig durch Längsrippen oder Kanelluren gegliedert. Die jeweilige Querschnittsform steht in
Zusammenhang mit der Verzweigung und dem Skelett des Stengels. Vielfältig richtet sich seine Form
nach der Zahl der geraden Reihen, welche die Verzweigungen bilden: bei gegenständiger Stellung der
Seitensprosse, also bei vier geraden Reihen, zeigt der Querschnitt häufig ein Quadrat oder einen Vier-
pass; bei einer Schraubenstellung von fünf Verzweigungen innerhalb einer Umdrehung ein Fünfeck,
bei wechselständiger Verzweigung in 3/8 Spirale ein Achteck. Häufig wechselt auch die Stellung der
Querschnittsform des Schaftes von einem Internodium zum andern um, wie z. B. bei manchen gegen-
ständig sich verzweigenden Pflanzen. (Vergl. Schaft der Esche Taf. 72, 73.} Am sechseckigen Stengel
des Hopfens, welcher sich ebenfalls gegenständig verzweigt, steht jedes nächsthöhere Stengelstück über
Eck auf dem vorhergehenden, wodurch die vier geraden Reihen seiner Verzweigung sich ergeben.


[Die beigegebenen Stengelschnitte entsprechen folgenden Pflanzen: 1, 2, 3, dreikantige Stengel
der rotbraunen Segge, des Froschlöffels und eines Farn. 4, 5, 8, vierkantige Stengel verschiedener
Nesselarten. 6, 7, 9, desgl. vom Labkraut (Galium , von der Saubohne und vom Ziest {Stachys}.
10, 11, 12, Querschnitte eines unteren, mittleren und oberen Stengelteiles der Brennnessel. (Alle diese
vierkantigen Schäfte haben gegenständige Verzweigung.) Fünfkantige Stengel: 13, Gänsedistel (Sow-
chus' mit Verzweigung in 2/5-Schraube. 14, 15, 16, Kürbis, Ginster, Spiräa. 17? sechskantiger Stengel
des Hopfen. 18, achtkantiger Schaft eines Crepis. (Detailliertere Stengelschnitte sind auf Tafel 71
nachzusehen.)!
Wie die Blätter in zweckmässiger Weise durch ihr mechanisches Rippengerüst ausgespannt und
straff erhalten werden, so wird auch der Stengel durch ein geeignetesSkelett allseitig
versteift und zum Tragen der Anhangsorgane tauglich gemacht. Dieses Skelett
besteht aus einem ungewöhnlich zähen, dem Schmiedeeisen an Haltbarkeit nahe |
kommenden Baste, dessen Einzelzellen zu vertikalen Tauen oder Bändern zusammen¬
geordnet sind. Während sich das Skelett im Blatte aber flach verzweigt, lagert
es sich im Schafte der Pflanze in Strähnen, welche sich nach der Art eines T-Trägersystems cylindrisch
unter der Oberhaut des Stengels gruppieren. (Siehe Textzeichnung.' Die sich im Kreisdurchmesser
 
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