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Meurer, Moritz
Pflanzenformen: vorbildliche Beispiele zur Einführung in das ornamentale Studium der Pflanze; zum Gebrauche für Kunstgewerbe- und Bauschulen, Technische Hochschulen und höhere Unterrichtsanstalten sowie für Architekten und Kunsthandwerker — Dresden, 1895

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https://doi.org/10.11588/diglit.43158#0386
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während die Unterflächen einem Zusammendrucke ausgesetzt sind Druckgurtung;. Infolgedessen lagert
sich das Skelett der seitlichen Organe (Blattscheiden, Stiele, Rippen nicht gleichmässig, sondern ver-
schiedenartig auf ihren Ober- und Unterflächen. In den letzteren ordnet es sich ähnlicherweise wie im
Stengel an, um dem Drucke der Eigenschwere zu begegnen, in den Oberflächen, welche einer Dehnung
ausgesetzt sind, in der zweckmässigeren Form von Tauen oder Bändern.
Die Rohrarten geben anschauliche Beispiele dieser verschiedenartigen Anordnung. Die bei-
gefügten stark vergrösserten Querschnitte, welche mit Weglassung der fiir unseren Zweck nicht in
Betracht kommenden anderen Zellsysteme der Pflanze nach Zeichnungen von Prof. Schwendener sche-
matisiert wurden, zeigen die Querschnittsformen des Skelettes in einer Blattscheide (Mittelfigur: Sac-
charum strictum), in einem Blattmittelnerv links: Ravennazuckerrohr und in einer Blattfläche (rechts:
Mais). In allen drei stark vergrösserten Beispielen ist die Querschnittsform der Skelettsträhne an der
Unterseite der Organe in ihrer Längenausdehnung der Richtung des Druckes entgegen nach oben ge-
stellt, die Oberseiten zeigen dagegen einen band- oder gurtartigen Schnitt der Bastlagerungen.
Die Form des Gerippes wirkt auch in seinen seitlichen Organen wie beim Stengel auf die Aussen-
gliederung derselben, daher zeigen die Unterseiten der Blattscheiden und Stiele je nach der Quer-
schnittsform der Skelettbündel ein mehr oder weniger ausgesprochenes Relief: Grate, Riefen und
Canneluren; die Oberseiten sind den flacheren Formen der Skelettbänder entsprechend dagegen selten

gegliedert.

Die Vergleichung mit den verschiedenen Schnitten durch Scheiden und Blattmittelrippen

früherer Textzeichnungen und die Beobachtung der natürlichen Formen wird dies überall erkennen
lassen. Das kräftigste Relief wird man immer an den unteren Seiten der betreffenden Organe und
namentlich an den Stellen finden, wo der grösste Widerstand gegen Druck nötig ist, z. B. an den An-

sätzen der Scheiden am Stengel (vergl. Taf. 63).
 
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