Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Meurer, Moritz
Pflanzenformen: vorbildliche Beispiele zur Einführung in das ornamentale Studium der Pflanze; zum Gebrauche für Kunstgewerbe- und Bauschulen, Technische Hochschulen und höhere Unterrichtsanstalten sowie für Architekten und Kunsthandwerker — Dresden, 1895

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.43158#0391
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Abt v. Tafel 67. Laubknospen cler Holzpflanzen.
Esche, Fraxinus ;Laubknospen fünfmal vergrössert).
In dieser und den nächstfolgenden beiden Tafeln ist die fortschreitende Entwickelung von Laub-
knospen an drei verschiedenen Holzpflanzen zu sehen. Reichhaltige und sehr brauchbare Formen der-
selben bietet dem Künstler die Esche.
Wie die Blumenblätter aus den Stengelblättern, die Stützblätter aus den Laubblättern ihre
Formen für ihre verschiedenen Zwecke meist nicht sprungweise umwandeln, so gliedern sich häufig
auch die Knospenschuppen stufenweise bis in die vollständig entwickelten Laubblätter. Das allmäh-
liche Auswachsen der Eschensprossen giebt dafür die schönsten Beispiele. Vorliegende Figuren zeigen
noch den vollständig geschlossenen Knopf: in der oberen und unteren, von zwei Seiten projizierten
Darstellung, die Endknospe eines Zweiges mit zwei seitlichen Knospen; in den beiden anderen
Bildern sind nur die Anlagen der letzteren zu sehen. Mittel- wie Seitenknospen werden von ent-
sprechenden Auskragungen des Schaftes getragen; ihre gegenständigen, kraftvollen Schuppen sind
in den jüngeren seitlichen Knospen am einfachsten, rundlich gleich dem Mundteil eines Löffels ge-
formt, eine Rippe ist in ihnen noch nicht erkennbar. Die Schuppen der Endknospe beginnen da-
gegen schon eine gratartige Mittelrippe zu bilden und strecken sich in ihrem Kopfteile zu einer Spitze,
in welcher sich eine Dreiteilung als Anfang der künftigen Laubblattgliederung zu zeigen beginnt. In
welcher Weise dieselbe fortschreitet, ist aus Tafel 75, 76 ersichtlich: die Streckung der Schuppe nimmt
fortlaufend zu, ihre Mittelrippe schiebt sich allmählich aus der Blattspitze heraus und formt sich zu
einem Stiele, an welchem sich die weiter fortschreitenden Teilungen der Blattspitze als seitliche fieder-
blättchenartige Gebilde angliedern. Dieselben vergrössern sich zunehmend zur Blattspreite, deren Stiel
sich entsprechend verlängert, während der Teil, welcher in der Knospe die Schuppe war, zu einer ge-
streckteren Blattscheide sich zusammenzieht.
Die geschlossene Knospe sowohl, wie die einzelnen Stadien des Aufbrechens derselben zeigen
bei der Esche so wechselnde Formen des Liniamentes, dass kaum zwei ganz gleichartige Bildungen in
der Natur gefunden werden möchten.
 
Annotationen