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Freilich ist Dalberg keiner von denen, die aus der Tiefe
der Seele das Erlebte, Erfasste und Durchdachte schöpfen und
plastisch vor das geistige Auge zu stellen wissen, er war über-
haupt kein Dichter, sondern ein Bühnenpraktiker. Aber darum
ist seine schriftstellerische Tätigkeit doch nicht gering anzu-
schlagen und Gervinus hätte nicht das absprechende und un-
gerechte Urteil über ihn fällen sollen, er habe zwar die beste
Absicht gehabt, zum Blühen der Bühne etwas beizutragen,
„wenn er nur nicht selbst Schauspieldichter hätte sein wollen“1)
Bei anderer Gelegenheit spricht Gervinus von des Intendanten
übel geratener Lust, sich kritisierend und produzierend überall
einzumischen.2) Heinrich Kurz3) lässt ihm wenigstens insofern
Gerechtigkeit angedeihen, als er zugibt, seine Bearbeitungen
aus dem Englischen seien gerne gesehen worden, auch sein
Schauspiel „Der weibliche Ehescheue“ habe gefallen. Nach
Ebeling4) hat Dalberg nicht Bedeutendes geschaffen, er er-
innert nur an die Uebersetzung aus dem Englischen: „Der
Cholerische“5) Die übrigen Literaturhistoriker erwähnen ihn
als Schriftsteller überhaupt nicht, oder wie Koberstein in einem
Atem mit einer Reihe weit unter ihm stehender Dramatiker.
Treffend hat die literarische Tätigkeit Dalbergs Devrient in
seiner Geschichte der Schauspielkunst (III, 14 ff.) gewürdigt:
„Er stand nicht gänzlich ausserhalb des Kreises der künstler-
ischen Produktion, er war Bühnenschriftsteller und seine Er-
folge und Erfahrungen geben ihm mindestens ein ebenso
grosses Recht auf die Leitung der Bühne als Löwen, Sonnenfels
und Heufeld, anzusprechen hatten. Schon 1780 wurde „Walwais
und Adelaide“, im Laufe der nächsten zehn Jahre eine Anzahl
von Bearbeitungen englischer Stücke von ihm gegeben, „Der
h Gesch. d. d. Dichtung V, 165.
2) Desgl. V, 602.
3) Gesch. d. d. Literatur S. 382.
4) Gesch. d. komischen Literatur in Deutschland III. 712 ff.
5) Die Autorschaft Dalbergs am „Cholerischen“ ist sehr zweifel-
haft. Vgl. Anm. zur Bibliogr. 8. S. 70.
Freilich ist Dalberg keiner von denen, die aus der Tiefe
der Seele das Erlebte, Erfasste und Durchdachte schöpfen und
plastisch vor das geistige Auge zu stellen wissen, er war über-
haupt kein Dichter, sondern ein Bühnenpraktiker. Aber darum
ist seine schriftstellerische Tätigkeit doch nicht gering anzu-
schlagen und Gervinus hätte nicht das absprechende und un-
gerechte Urteil über ihn fällen sollen, er habe zwar die beste
Absicht gehabt, zum Blühen der Bühne etwas beizutragen,
„wenn er nur nicht selbst Schauspieldichter hätte sein wollen“1)
Bei anderer Gelegenheit spricht Gervinus von des Intendanten
übel geratener Lust, sich kritisierend und produzierend überall
einzumischen.2) Heinrich Kurz3) lässt ihm wenigstens insofern
Gerechtigkeit angedeihen, als er zugibt, seine Bearbeitungen
aus dem Englischen seien gerne gesehen worden, auch sein
Schauspiel „Der weibliche Ehescheue“ habe gefallen. Nach
Ebeling4) hat Dalberg nicht Bedeutendes geschaffen, er er-
innert nur an die Uebersetzung aus dem Englischen: „Der
Cholerische“5) Die übrigen Literaturhistoriker erwähnen ihn
als Schriftsteller überhaupt nicht, oder wie Koberstein in einem
Atem mit einer Reihe weit unter ihm stehender Dramatiker.
Treffend hat die literarische Tätigkeit Dalbergs Devrient in
seiner Geschichte der Schauspielkunst (III, 14 ff.) gewürdigt:
„Er stand nicht gänzlich ausserhalb des Kreises der künstler-
ischen Produktion, er war Bühnenschriftsteller und seine Er-
folge und Erfahrungen geben ihm mindestens ein ebenso
grosses Recht auf die Leitung der Bühne als Löwen, Sonnenfels
und Heufeld, anzusprechen hatten. Schon 1780 wurde „Walwais
und Adelaide“, im Laufe der nächsten zehn Jahre eine Anzahl
von Bearbeitungen englischer Stücke von ihm gegeben, „Der
h Gesch. d. d. Dichtung V, 165.
2) Desgl. V, 602.
3) Gesch. d. d. Literatur S. 382.
4) Gesch. d. komischen Literatur in Deutschland III. 712 ff.
5) Die Autorschaft Dalbergs am „Cholerischen“ ist sehr zweifel-
haft. Vgl. Anm. zur Bibliogr. 8. S. 70.