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Meyer, Johann Heinrich
Die bühnenschriftstellerische Tätigkeit des Freiherrn Wolfgang Heribert v. Dalberg — Heidelberg: Buch- und Kunstdruckerei von Carl Pfeffer, 1902

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https://doi.org/10.11588/diglit.56547#0015
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Cholerische“1), „Oronooko“, „Der Mönch vom Carmel“, ,,Mon-
tesquieu“ Die beiden letzten verdienen besondere Aufmerk-
samkeit, weil sie in Jamben geschrieben waren und Dalberg
damit den Versuch wieder aufnahm, die poetisch gemessene
Sprache auf die Bühne zu bringen, die schon Lessing durch
seinen „Nathan“ empfohlen hatte. Dalberg benutzte also seine
doppelte Eigenschaft als Schriftsteller und Bühnenvorstand
rühmlich für die Veredelung der deutschen Sprache. Er hat
ferner das Verdienst, einigen Shakespeareschen Gedichten
durch seine Bearbeitungen Erfolg auf der Bühne verschafft
zu habend
Die durch Goedekes Artikel über Dalberg (Grundriss V. 367)
verbreitete Meinung, als habe er in der dramatischen Literatur
„die Mittelmässigkeit der Bühneneffektstücke durch eigene und
fremde Leistungen“ gefördert, erweist sich als ungerechtfertigt.
Er suchte im Gegenteil das künstlerische Denken und Emp-
finden des Publikums zu heben; wenn ihm dies nicht immer
gelang, wenn seine Bestrebungen in der Hochflut Kotzebue-
scher und Ifflandscher Rührstücke versanken, so kann man
ihm nicht dafür die Verantwortung auf bür den. Er hatte als
Intendant die Pflicht, dem Zeitgeschmack Rechnung zu tragen
in Rücksicht auf die finanzielle Seite des Theaters, und diese
Pflicht zwang ihn, auch seichten Stücken Gastrecht an seiner
Bühne zu gewähren. —
Der Literarhistoriker, der die Bedeutung eines im lite-
rarischen Leben der zweiten Hälfte des XVIII. Jahrhunderts
stehenden Mannes prüft, muss ihn nach seiner Stellung zu
Shakespeare beurteilen. Wer die Bedeutung des grossen eng-
lischen Dramatikers für das geistige Leben und die ethische
und ästhetische Erziehung des deutschen Volkes richtig erkannt
und ihn dem Volke näher zu bringen sich bemüht hat, gilt
einer eingehenden Beachtung wert. Zu ihnen gehört Dalberg.
Seine Shakespeare - Bearbeitungen, die lange unbeachtet ge-

l) Vgl. Anm. S. 8.
 
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