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zählte und wie sie sich freue, sie wieder zu haben.“ Stets fanden die Gäste von Neudeck
bei ihren Gutsfreunden offene Türen, nur der Besuch der Familie v. Hindenburg mit
ihrem kleinen Sohne am 18. Oktober 1856 beim Präsidenten v. Eulenburg in Marienwerder
war der alten Lina nicht recht, denn dadurch wurde sie verhindert, in die Nachmittags-
predigt zu gehen.
100 Ludendorff, Erich, preußischer General im Weltkrieg. Brief mit
eigh. U. Hauptquartier, 8. März 1916. 1 Seite, Folio.
An den Kriegsminister v. Stein über die Besetzung der Stelle eines katholischen
Garnisonpfarrers bei den 300 litauischen Gefangenen in Königsberg. „Gegebenenfalls
könnte bei den litauischen Gefangenen die Seelsorge durch einen gefangenen litauischen
Geistlichen, der ebenfalls sich als Gefangener in Königsberg befindet, ausgeübt werden . . .“
101 Stresemann, Gustav, deutscher Politiker. 2 Briefe mit eigh. U.
Berlin, 31. Oktober und 9. November 1917. 31 Seiten, 4°.
Stresemann, der nach dem Tode Ernst Bassermanns zum Führer der nationalliberalen
Partei gewählt worden war, setzt in diesen Briefen seinem Freunde, dem Geheimen
Sanitätsrat Küster auseinander, daß er wegen der vielen Arbeit, die ihm die Führung
der Partei auferlege, zu jeder anderen Tätigkeit weder Zeit noch Gelegenheit habe. Selbst
seine Stelle als Syndikus des Verbandes sächsischer Industriellen werde er mit Friedens-
beginn aufgeben, um sich völlig der Politik widmen zu können. — Da diese Briefe zur
Zeit des beginnenden Aufstiegs der Laufbahn Stresemanns geschrieben sind, die ihn
zu den höchsten staatlichen Ämtern führte, so dürfte ihnen ein biographischer Wert nicht
abgesprochen werden kennen.
102 Luise, Großherzogin von Baden. Brief m. eigh. Unterschrift und
den eigh. geschriebenen Worten: „Gott befohlen“. Schloß Langen-
stein, 21. Januar 1919. 3 Seiten, 4°.
An den Geheimrat Passow über die erste Wiederkehr des Tages der Reichsgründung
nach Errichtung der Republik. „Wohl in keinem Jahre ist der 18. Januar so ergreifend
für uns gewesen, die wir ihn in seiner ganzen Bedeutung kennen und festhalten, als in
diesem Jahre . . . Tief erschütternd war es, vor der völligen Umwandlung stehen zu
müssen, welche in wenigen Monaten den Niedergang dessen gebracht hat, was einst auf-
erbaut wurde zu immer bleibendem Bestände, wie wir es zu glauben dankbar und völlige
Berechtigung hatten. Aber was alles war und nicht mehr ist, es ist doch unauslöschlich
eingeschrieben in Jenen Blättern unserer vaterländischen Geschichte, welche zu den weihe-
vollsten gehören . . Als die Großherzogin diese Worte unterzeichnete, mochte sie wohl
an die schlichte Feier zurückdenken, mit der sie am Abend des 18. Januar 1871 die
Gründung des Reiches im Kreise ihrer Kinder begangen hatte, und worüber sie ihrem
Vater, dem Kaiser berichtete: „Als die Kanonen gelöst wurden und alle Glocken läuteten,
rief ich die Kinder ins Zimmer und wir knieten zusammen und beteten für Dich. Später
musicirten wir zusammen „Heil Dir im Siegerkranz“ von mir auf dem Klaver gespielt,
wozu Fritz, (der spätere Großherzog Friedrich II.) die Trompete blies, Ludwig W'ilhelm
trommelte, und Vicky (die spätere Königin von Schweden) sang mit selbständiger Ver-
änderung: Heil Kaiser Dir! Es hätte Dir Spaß gemacht, weil wir alle vier so begeistert
waren.“
103 Ebert, Friedrich, der erste deutsche Reichspräsident. Brief m. eigh.
U. Weimar, 15. Februar 1919. 2 Seiten, 4 °.
Aus diesem, wenige Tage nach seiner Wahl zum Reichspräsidenten geschriebenen
Briefe geht hervor, mit wie klarem und richtigem Blick Friedrich Ebert die Aufgaben
erkannte, die zu erfüllen waren, wenn Deutschland wieder emporsteigen sollte. Hinter
ihm lag ein „grauenhafter Krieg, der die blühende Volkswirtschaft und das aufsteigende
Kulturleben Deutschlands vernichtet“ hatte, und vor ihm dehnte sich ein Feld unendlicher
Arbeit. Da galt es vor allem, wie er der Berliner Humboldtakademie schrieb, ein großes.
„Hindernis aus der Welt zu schaffen, die Uneinigkeit des deutschen Volkes und die von
Sonderinteressen diktirten Loslösungsbestrebungen in den einzelnen Reichs- und Landes-
teilen. Deutschland kann nur wirtschaftlich groß und kulturell mächtig werden, wenn
unser einheitliches Wirtschaftsgebiet aufrecht erhalten wird und wenn alle deutschen
zählte und wie sie sich freue, sie wieder zu haben.“ Stets fanden die Gäste von Neudeck
bei ihren Gutsfreunden offene Türen, nur der Besuch der Familie v. Hindenburg mit
ihrem kleinen Sohne am 18. Oktober 1856 beim Präsidenten v. Eulenburg in Marienwerder
war der alten Lina nicht recht, denn dadurch wurde sie verhindert, in die Nachmittags-
predigt zu gehen.
100 Ludendorff, Erich, preußischer General im Weltkrieg. Brief mit
eigh. U. Hauptquartier, 8. März 1916. 1 Seite, Folio.
An den Kriegsminister v. Stein über die Besetzung der Stelle eines katholischen
Garnisonpfarrers bei den 300 litauischen Gefangenen in Königsberg. „Gegebenenfalls
könnte bei den litauischen Gefangenen die Seelsorge durch einen gefangenen litauischen
Geistlichen, der ebenfalls sich als Gefangener in Königsberg befindet, ausgeübt werden . . .“
101 Stresemann, Gustav, deutscher Politiker. 2 Briefe mit eigh. U.
Berlin, 31. Oktober und 9. November 1917. 31 Seiten, 4°.
Stresemann, der nach dem Tode Ernst Bassermanns zum Führer der nationalliberalen
Partei gewählt worden war, setzt in diesen Briefen seinem Freunde, dem Geheimen
Sanitätsrat Küster auseinander, daß er wegen der vielen Arbeit, die ihm die Führung
der Partei auferlege, zu jeder anderen Tätigkeit weder Zeit noch Gelegenheit habe. Selbst
seine Stelle als Syndikus des Verbandes sächsischer Industriellen werde er mit Friedens-
beginn aufgeben, um sich völlig der Politik widmen zu können. — Da diese Briefe zur
Zeit des beginnenden Aufstiegs der Laufbahn Stresemanns geschrieben sind, die ihn
zu den höchsten staatlichen Ämtern führte, so dürfte ihnen ein biographischer Wert nicht
abgesprochen werden kennen.
102 Luise, Großherzogin von Baden. Brief m. eigh. Unterschrift und
den eigh. geschriebenen Worten: „Gott befohlen“. Schloß Langen-
stein, 21. Januar 1919. 3 Seiten, 4°.
An den Geheimrat Passow über die erste Wiederkehr des Tages der Reichsgründung
nach Errichtung der Republik. „Wohl in keinem Jahre ist der 18. Januar so ergreifend
für uns gewesen, die wir ihn in seiner ganzen Bedeutung kennen und festhalten, als in
diesem Jahre . . . Tief erschütternd war es, vor der völligen Umwandlung stehen zu
müssen, welche in wenigen Monaten den Niedergang dessen gebracht hat, was einst auf-
erbaut wurde zu immer bleibendem Bestände, wie wir es zu glauben dankbar und völlige
Berechtigung hatten. Aber was alles war und nicht mehr ist, es ist doch unauslöschlich
eingeschrieben in Jenen Blättern unserer vaterländischen Geschichte, welche zu den weihe-
vollsten gehören . . Als die Großherzogin diese Worte unterzeichnete, mochte sie wohl
an die schlichte Feier zurückdenken, mit der sie am Abend des 18. Januar 1871 die
Gründung des Reiches im Kreise ihrer Kinder begangen hatte, und worüber sie ihrem
Vater, dem Kaiser berichtete: „Als die Kanonen gelöst wurden und alle Glocken läuteten,
rief ich die Kinder ins Zimmer und wir knieten zusammen und beteten für Dich. Später
musicirten wir zusammen „Heil Dir im Siegerkranz“ von mir auf dem Klaver gespielt,
wozu Fritz, (der spätere Großherzog Friedrich II.) die Trompete blies, Ludwig W'ilhelm
trommelte, und Vicky (die spätere Königin von Schweden) sang mit selbständiger Ver-
änderung: Heil Kaiser Dir! Es hätte Dir Spaß gemacht, weil wir alle vier so begeistert
waren.“
103 Ebert, Friedrich, der erste deutsche Reichspräsident. Brief m. eigh.
U. Weimar, 15. Februar 1919. 2 Seiten, 4 °.
Aus diesem, wenige Tage nach seiner Wahl zum Reichspräsidenten geschriebenen
Briefe geht hervor, mit wie klarem und richtigem Blick Friedrich Ebert die Aufgaben
erkannte, die zu erfüllen waren, wenn Deutschland wieder emporsteigen sollte. Hinter
ihm lag ein „grauenhafter Krieg, der die blühende Volkswirtschaft und das aufsteigende
Kulturleben Deutschlands vernichtet“ hatte, und vor ihm dehnte sich ein Feld unendlicher
Arbeit. Da galt es vor allem, wie er der Berliner Humboldtakademie schrieb, ein großes.
„Hindernis aus der Welt zu schaffen, die Uneinigkeit des deutschen Volkes und die von
Sonderinteressen diktirten Loslösungsbestrebungen in den einzelnen Reichs- und Landes-
teilen. Deutschland kann nur wirtschaftlich groß und kulturell mächtig werden, wenn
unser einheitliches Wirtschaftsgebiet aufrecht erhalten wird und wenn alle deutschen