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Auge, Oliver; Schneidmüller, Bernd [Bibliogr. antecedent]; Weinfurter, Stefan [Bibliogr. antecedent]
Handlungsspielräume fürstlicher Politik im Mittelalter: der südliche Ostseeraum von der Mitte des 12. Jahrhunderts bis in die frühe Reformationszeit — Mittelalter-Forschungen, Band 28: Ostfildern, 2009

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https://doi.org/10.11588/diglit.34741#0221
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III. Fürst, Familie und Dynastie

dann Heinrich II. von Mecklenburg, das Land Rostock in seinen eigenen Herrschaftsbe-
reich einzuverleiben, wo es fortan auch verblieb.
Die Werler und die Mecklenburger teilten ihr Gebiet nach 1229 weiter auf: Es ent-
standen um 1281 die Herrschaftskomplexe Werle-Güstrow und Werle-Parchim/Gold-
berg, die, gegen Ende des Jahrhunderts kurzfristig wiedervereint, dann 1316 erneut ins
Leben gerufen, 1347 um Werle-Waren erweitert und Ende des 14. bzw. Anfang des
15. Jahrhunderts noch weiter geteilt wurden^, bzw. 1352/55 die Fürstentümer Mecklen-
burg-Schwerin und Mecklenburg-Stargard / In beiderlei Fällen stoßen wir - im Gegen-
satz zu 1229 - nun aber tatsächlich auf Bemühungen um einen dynastisch-familialen
Zusammenhalt.^ Sie äußerten sich in gemeinsamen Handlungen, wie etwa dem Werler
Familientag von Wredenhagen / oder aber in vertraglichen Vereinbarungen. Bei den
Teilungen des Jahres 1316 bzw. 1347 wurde z. B. ein gegenseitiges Anfallrecht im erben-
losen Todesfall einer Linie vereinbart.^ Am 8. Mai 1353 schloß Nikolaus IV. von Werle-
Goldberg mit Nikolaus III. und Bernhard II. von Werle-Güstrow/Waren eine Erbverbrü-
derung, worin sie sich verpflichteten, eweyääTren tizsza?zen& tzz ää'zzc?z& und keine
Huldigung gegenüber Dritten vorzunehmen. ' An die Seite der Erbverbrüderung trat
im November 1357 auch noch ein Gemeinschaftsvertrag der Brüder Nikolaus und Bern-
hard, in den auch ihr Mündel Johann, Sohn des 1354 verstorbenen Nikolaus IV., einbezo-
gen wurde. ' Bei der mecklenburgischen Landesteilung von 1352, welche die Brüder Al-
brecht II. und Johann I. Vornahmen, war zuerst wieder eine Totteilung geplant, doch
wurde dieses Vorhaben beim Vergleich der brüderlichen Teilungsstreitigkeiten drei
Jahre später in eine Mutschierung umgewandelt/" Letzterer Vertrag legte daher aus-
drücklich fest, daß die mecklenburgischen Länder und Herrschaften nur zur gesamten
Hand vom König zu Lehen genommen werden sollten, wy iznse ertzen ewyc/ßy-
/u'?; an äcydczz tzy&n een insnwen& in Mynen sc/zoien. Sowohl innerhalb des Werler
als auch des Mecklenburger Hauses stellte der Erbgang somit eigentlich kein Problem
dar/* Doch auch zwischen Werler und Mecklenburger Herren bzw. Fürsten wurde im-
mer wieder der - teilweise sehr brüchige - dynastische Zusammenhalt beschworen und
somit ein übergreifender Hausgedanke, der auch in der bis 1348 gemeinsamen Grablege

33 Siehe den Überblick bei RucHHÖFT 2006, S. 17ff., 25ff., 31.
34 Siehe dazu die Ausführungen in Abschnitt I.3.4.I.
35 Darauf hebt insbesondere RuDLOFF 1785, S. 353ff. ab, z. B. S. 353: » Die einheimischen Regenten
derselben [mecklenburgischen Teilgebiete, O. A.] fuhren fort, selbiges als ihr gemeinsames Va-
terland und sich als StammVettern anzusehen.«
36 MUBIII, Nr. 1754.
37 Vgl. MUB VI, Nr. 3860 = SACHSSE 1900, Nr. 14: Uzzzzzze desse rede ne deie wy zzz'cäi zzzzse szzzzzende äzzzzi,
zzzer se sczd en Mäzen zznser enes Mnf sczzi erzzen oyye den zzzzderezz, sier/i äe szzzzder Müder. - MUB X,
Nr. 6779 = SACHSSE 1900, Nr. 34: [...] Vorizzzer sczd zznser izeyder Und ezz szzzzzef äzzzzd Mäzen, zznde en sczzi
zznser nen dezzze zzzzderezz de Und zzzzf/ernen oder zzzzsen recäfezz er/nzzzzzen dorcä nenerieye szAe oder sfzzcice
wz'äezz, de dzzrzzzz ozzäezz zzzocäfezz.
38 MUB XIII, Nr. 7771f. = SACHSSE 1900, Nr. 41.
39 MUB XIV, Nr. 8404 = SACHSSE 1900, S. Nr. 45: [...] dzü wy nzz rzzde zznser iezzen, frzzwen rzügäezzen zznde
zzzzzzz, izz urede zznde izz were zznser, zznser zzzzzzz, siede zznde Und, äeMzen gäeiozzed zznde gäezzzzAef ene
ezzdrzz/iegäe uorezzz'zzgäe zzäe zzser sizze/ce zznde szz/ce [...]. Bereits 1341 hatten die beiden Brüder den er-
sten Gemeinschaftsvertrag geschlossen (MUB IX, Nr. 6169 = SACHSSE 1900, Nr. 24). Deutet die
Mehrzahl auf eine zeitweilige Differenz der Brüder hin?
40 MUB XIII, Nr. 7679 = SACHSSE 1900, Nr. 40 bzw. MUB XIII, Nr. 8049 = SACHSSE 1900, Nr. 42. -
Siehe auch FlAMANN 1968, S. 178; RuDLOFF 1785, S. 315ff.
41 1426 wurden alle Werler Flerrschaften unter Fürst Wilhelm wiedervereint (RucHHÖFT 2006,
S. 32), 1471 die Fürstentümer Mecklenburg-Schwerin und Mecklenburg-Stargard unter Herzog
Heinrich IV.
 
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