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Auge, Oliver; Schneidmüller, Bernd [Bibliogr. antecedent]; Weinfurter, Stefan [Bibliogr. antecedent]
Handlungsspielräume fürstlicher Politik im Mittelalter: der südliche Ostseeraum von der Mitte des 12. Jahrhunderts bis in die frühe Reformationszeit — Mittelalter-Forschungen, Band 28: Ostfildern, 2009

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.34741#0222

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111.1 Hausdenken und dynastische Räson

207

in Doberan transportiert wurdet zumindest jeweils für eine Zeitlang konstruiert. Bereits
auf das Jahr 1302 ist die erste Erbverbrüderung der Werler Linie mit Mecklenburg da-
tiert.^ Nach einer zeitweiligen Entfremdung, die die Werler 1316 auch auf Seiten der bran-
denburgischen Askanier gegen Heinrich II. in den Krieg ziehen ließ^, folgte die nächste
Erbverbrüderung mit Werle-Güstrow am 20. Juli 1344^, mit Werle-Goldberg am 22. Mai
1348U Es wurde bereits darauf hingewiesen, daß jene Absprachen Teil eines ganzen Ver-
tragsnetzes waren, mit denen Albrecht II. von Mecklenburg seine Werler Verwandten
in seine Politik einzubinden versuchte.^ Im Zusammenhang mit der Vermählung von
Albrechts II. ältestem Sohn Heinrich mit Mechthild, Bernhards II. ältester Tochter von
Werle-Waren, erfolgte 1377 eine neuerliche Erbverbrüderung zwischen beiden Linien.^
1418 wurde sie bei einer persönlichen Zusammenkunft der Mecklenburg-Schweriner
und -Stargarder Herzoge mit den Fürsten von Werle-Wenden in Rostock erneuert.^
Um nun dem berechtigten Eindruck entgegenzuwirken, daß diese Erbver-
brüderungen sich allein auf die Verdichtung oder auch Aufrechterhaltung der inner-
dynastischen Verbindungen im Sinne eines agnatischen Hausgedankens beschränkten,
sei nochmals mit Nachdruck daran erinnert, daß Mecklenburg im gleichen Zeitraum
auch derartige Vereinbarungen mit anderen Geschlechtern geschlossen hat: 1345 etwa
mit Graf Nikolaus von Schwerin^" oder 1431 mit Herzog Bernhard von Sachsen-Lauen-
burg". Erbverbrüderungen waren demnach auch ein probates Mittel, um kognatische
Beziehungen bzw. überhaupt Kontakte zu anderen Geschlechtern auszubauenA

42 Dazu MlNNEKER/POECK 1999.
43 Erstaunlicherweise wurde darin nur der Anfall Mecklenburgs an Nikolaus II. von Werle im er-
benlosen Todesfall Heinrichs II. festgelegt. Fehlt heute nur die Gegenurkunde? Siehe jedenfalls
MUB V, Nr. 2780 = SACHSSE 1900, Nr. 11: [...] S;' oero oäspMe berede pnüs noäis, pMod dens oMerfof, de-
cessen'f, do??M'n;'M?H sMM?n et endlos W;'s??Mn'n no&;'s cedef insfo deredüohs h/frdo pleno iure, et noNs sicMf
do??dno SMO ieghÜHo nddereäMuf; doc odiecfo; s;' woMis a;'r do??n'nMS NicoioMS de Rozsfolr, conpnhMMS nos-
fer ddecfMS, donnnio SMO resfÜMfMS/Ment ef iw ipso do??dnMS permonsenf ef CM?n sro's uosoids, ciMÜohäMS
ef ??mnicioni&MS irMic Mnioni wosfre se ndiMuxen'f, fMwc iw fMiciowe Mel ireredifofe doanni Mognopoiensis
pordone?n, pMe siäi deäefMr de iure, Mwo wo&;'scM?H percipiof doc ordiwofiowe nosfro non oäsfonfe. Die Ur-
kunde hielt also sogar den Gedanken an das ursprüngliche Gesamthaus Mecklenburg inklusive
der Teilherrschaft Rostock wach. Vgl. zur Erbverbrüderung auch RuDLOFF 1785, S. 190. Rudloff
nennt als Motivation dazu die Erfahrungen der Mecklenburger und Werler mit Nikolaus von
Rostock und seinem Erbe. Die Annahme, daß später Nikolaus das Kind tatsächlich beigetreten
sei, lehnt er aber ab (S. 355).
44 RucHHÖFT 2006, S. 21f.
45 MUB IX, Nr. 6434A u. B = PUB XI, Nr. 6303 = DD 111.2, Nr. 65f. = SACHSSE 1900, Nr. 26. - RuDLOFF
1785, S. 286, auch zum Folgenden.
46 MUB X, Nr. 6848 = SACHSSE 1900, Nr. 36: [...] Were, dof wp ojgdiHgdew one erJUnderew, so scoiew de
??MH, sciofe Mud Und ew ewedddcen MiMew. f.. J Were, dof se n/gidugden owe er/Underen, so scoiew de
??MH, sciofe Mwd Und äi Mws Mwd Mwsew erMew ewecdükew MiMew.
47 Siehe dazu nochmals Abschnitt I.3.4.I.
48 RuDLOFF 1786, S. 503. Bernhard II. und sein Sohn Johann sicherten Albrecht und seinen männli-
chen Nachkommen nach dem Abgang ihres Mannesstammes die Erbfolge in ihren Landen zu
und ließen ihnen deswegen Huldigung leisten. Der Brautschatz betrug damals 5.000 Mark Sil-
ber, die den Mecklenburgern auf das ihnen bereits verpfändete Land und Stadt Röbel sowie auf
die Warensche Hälfte des Schlosses Wredenhagen angewiesen wurden.
49 RuDLOFF 1786, S. 576. Siehe die Huldigungsreverse bei SACHSSE 1900, Nr. 66-68. - VÖGE 1994,
S. 84f.; HAMANN 1968, S. 208f.
50 MUB IX, Nr. 6538 = SACHSSE 1900, Nr. 27. - RuDLOFF 1785, S. 289.
51 LAS, Bestand 1.1-12 Sachsen, Nr. 29a = 11.11, Nr. 4873 = SACHSSE 1900, Nr. 71. - RuDLOFF 1786,
S. 621f.
52 Die Erbverbrüderung des Jahres 1431 schloß Bernhard von Sachsen mit Herzogin Katharina von
Mecklenburg, Witwe Johanns IV. und Vormund ihrer beiden Söhne Heinrich IV. und Johann V.,
 
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