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Auge, Oliver; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Handlungsspielräume fürstlicher Politik im Mittelalter: der südliche Ostseeraum von der Mitte des 12. Jahrhunderts bis in die frühe Reformationszeit — Mittelalter-Forschungen, Band 28: Ostfildern, 2009

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https://doi.org/10.11588/diglit.34741#0001

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Handlungsspielräume
fürstlicher Politik im
Mittelalter

Der südLiche Ostseeraum von der Mitte des
12. Jahrhunderts bis in die frühe Reformationszeit


THORBECKE

Hatten die Fürsten und Herren von Mecklen-
burg, Pommern, Rügen und Werle tatsächlich
kaum Handlungsspielräume, wie die bisherige
Forschung kolportiert? Oliver Auge zeigt, wie
diese Fürsten zu ihrem Vorteil im Schutz der
Vasallität agieren konnten, wie sie bündnis-
politische Möglichkeiten für ihre Interessen zu
nutzen suchten und wie sie mehr oder minder
erfolgreich nach einer Vormachtstellung im
regionalen Konkurrenzkampf strebten. Nach
innen bemühten sie sich immer wieder um
Durchdringung und Beherrschung des eigenen
Herrschaftsbereichs, wobei Adel, kirchliche
Institutionen sowie Städte die Gegenkräfte dar-
stellten, mit denen sie sich arrangieren mußten.
Auge fragt weiter, wie die Fürsten mit ihren
begrenzten wirtschaftlichen Ressourcen bei der
Verfechtung politischer Ziele auskommen
mußten und welche Schlüsselrolle Verwandt-
schaft und Heiratspolitik bei der Ausweitung
oder Behauptung ihrer Handlungsspielräume
spielten. Ebenso wird dem verfassungsrecht-
lichen Bezug zu Kaiser und Reich der gebühren-
de Platz eingeräumt und dargelegt, welche
Bedeutung persönliche Begegnungen mit dem
Reichsoberhaupt, Reichstagsbesuche, Königs-
dienst oder Kontakte zu anderen Reichsfursten
für die Handlungsspielräume erlangen konn-
ten. Zu guter Letzt behandelt der Autor Rang-
bewußtsein und dynastische Repräsentation
der Fürsten, verstanden als handlungsbestim-
mende Größe und iegitimatorischen Reflex auf
verschiedene Einengungen oder Erweiterungen
der Handlungsspielräume. Im Ergebnis gelangt
Auge zu einem besseren Verständnis vom
Erfolg, aber auch vom Scheitern so manches
Fürsten und insgesamt von der Eigenart „des"
Fürstentums dieser Zeit, das seiner eigenen
Rationalität folgte. Die Vorstellung fürstlicher
Politik als Suche nach Handlungsspielräumen
und die Definition von Handlungsspielräumen
als Möglichkeit, auf das Bündel ganz verschie-
denartiger Herausforderungen zu reagieren,
bewahren dabei vor der Interpretation fürst-
lichen Handelns als stets planmäßiges und von
vornherein auf eine längere Dauer hin ange-
legtes Vorgehen.
 
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