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Auge, Oliver; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Handlungsspielräume fürstlicher Politik im Mittelalter: der südliche Ostseeraum von der Mitte des 12. Jahrhunderts bis in die frühe Reformationszeit — Mittelalter-Forschungen, Band 28: Ostfildern, 2009

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https://doi.org/10.11588/diglit.34741#0277

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262

IV. Die verfassungsrechtliche Stellung

gleichfalls mit dem dänischen König verschwägert/" Bei dem Reichstag, den Christof
1256 wegen Erlandsson einberief, ergriff Jaromar offen die Partei des Geistlichen.'" Zwei
Jahre später eskalierte der Konflikt, als Erlandsson von Christof gefangengesetzt wur-
de.^ Jaromar landete darauf mit Heeresmacht auf Seeland und gemeinsam mit dem
Bruder des Erzbischofs auf Bornholm.'" Am 4. Juni 1259 erging an Jaromar gar der Auf-
trag Papst Alexanders IV., den Gesandte des Erzbischofs um Hilfe gebeten hatten, für
die Freilassung des Gefangenen samt des ebenfalls inhaftierten Lunder Propstes und
Archidiakons Sorge zu tragen"" - der Auftrag erklärt sich über die Verwandtschaft der
beiden und offenbart die damals wichtige Position des Rügenfürsten. König Christof
lebte allerdings zu diesem Zeitpunkt gar nicht mehr, sondern war überraschend am
29. Mai 1259 in Ripen verstorben/" Dennoch ging der Kampf weiter, bis schließlich eine
Aussöhnung zwischen dem Erzbischof und der Königwitwe Margareta zustandekam
und ihr Sohn Erich V. Klipping an Weihnachten 1259 in Viborg zum König gekrönt wur-
de/* Jaromars Eingreifen in Dänemarks innere Angelegenheiten indes brachte einen
handfesten materiellen Gewinn: Er erhielt bedeutende Besitzungen auf der Insel Born-
holm, darunter die Stadt Rönne/"

IV.1.2 Auf dem Weg zum Reichsfürstenstand?
Eine mit den Rügenfürsten vergleichbare Rolle spielten die Fürsten bzw. Herren von
Mecklenburg und Pommern innerhalb der dänischen Vasallität kaum, läßt man die
kurze Periode zu Beginn des 14. Jahrhunderts außer acht, in der Heinrich II. von Meck-
lenburg eng mit Erich Menved zusammenarbeitete, um gegen die Städte Wismar und
Rostock vorzugehen, wodurch er sich freilich langsam, aber sicher aus der dänischen
Abhängigkeit zu lösen wußte/" Auf Dauer entscheidender sollten für die Mecklenbur-
ger und Pommern, wie gesagt, ihre Beziehungen zu König, Reich und Reichsfürsten
werden. Die Fürsten von Rügen ordneten sich zumindest phasenweise vasallitisch aber
auch dem deutsch-römischen König oder dem Bischof von Schwerin unter. " Aus der
»Sicht« des Reiches erfüllten sie damit durchaus die vorhin erwähnte Forderung nach
der exklusiven Lehnsbindung an den römischen König, ganz abgesehen davon, daß

25 Seine Gemahlin Eufemia und Christofs Gattin Margareta waren als Töchter Herzog Swanto-
pulks II. bzw. Herzog Sambors II. von Pommerellen Cousinen ersten Grades: ScHEiL 1962, Tf. 1
sowie ScHWENNiCKE 1984, II, Tf. 100; ebda., 111.1, Tf. 6.
26 PUB II, Nr. 619 = MUBIV, Nr. 2670; Proc.lit., S. 584-586; HuiTFELDT I, S. 245: [...] Quo/ oudKus or-
ciiiepiscopus, uoiews, iw ipso /nif onimMm regis pUcore, sperons per consnngMineos snos, prne-
dicfos dondwos, iioc posse/ocihfer pronioaeri [...]. Postwodiun 0Mfe?n modico eUpso fe?npore dondwi de
ScUuM [...] in Wortin&org orresserurd; BARTHOLD 1840, II, S. 519ff.
27 HuiTFELDT I, S. 238,241,254; MUB II, Nr. 810; FABRicius I, S. 40f. - ScHWARTz 1740, S. 202.
28 AnmNestved., A.D. 114: [...] /oroMrus orrupot'd SioiondMr/;. - HAMANN 1933, S. 45.
29 PUB II, Nr. 664 = FABRicius 11.1, Nr. 71. - Die Kurie verhängte nach der Gefangennahme sofort
das Interdikt gegen Schonen und Seeland. Siehe dazu LAURING 1964, S. 86. - Am gleichen Tag
erging dieser päpstliche Auftrag auch an die Bischöfe von Schwerin, Lübeck und Paderborn:
MUB II, Nr. 840; Proc.lit., S. 604.
30 LAURING 1964, S. 87; ScHWENNiCKE 1984, II, Tf. 100.
31 HAMANN 1933, S. 45.
32 Ebda., S. 84.
33 KNOCH 1992; FiscHER 1889, S. 41ff.
34 Siehe dazu die Ausführungen in Abschnitt 1.3.1.1.
 
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