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Auge, Oliver; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Handlungsspielräume fürstlicher Politik im Mittelalter: der südliche Ostseeraum von der Mitte des 12. Jahrhunderts bis in die frühe Reformationszeit — Mittelalter-Forschungen, Band 28: Ostfildern, 2009

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https://doi.org/10.11588/diglit.34741#0316

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V. Fürstliches Rangbewußtsein und
dynastische Repräsentation:
Handlungsbestimmende Größen und
legitimatorischer Reflex

Seit der Herzogserhebung im Jahre 1348 verfochten die Schweriner und Stargarder Li-
nien einen Superioritätsanspruch den anderen (Werter) Linien des mecklenburgischen
Gesamthauses gegenüber. Die Herren von Werte, im 13. Jahrhundert eindeutig noch der
mächtigste Familienzweig der Dynastie, im 14. Jahrhundert aber durch die mehr oder
minder hausgemachten wirtschaftlichen und familiär-dynastischen Probleme und den
machtpolitischen Sog der verwandten Nachbarn unter Druck geraten*, pendelten zwi-
schen der Bereitschaft zur Unterordnung und verdecktem bis offenem Widerstand hin
und her, ohne daß unbedingt eine klare Tendenz erkennbar wäre. 1415/16 etwa versuch-
ten sich die Brüder Balthasar und Wilhelm sowie ihr Vetter Christoph von Werle aus der
entstandenen »Umklammerung« zu lösen, indem sie gegen die Herzoge von Mecklen-
burg-Schwerin und Mecklenburg-Stargard, ebenso die Herzoge von Pommern-Stettin
und den Bischof von Schwerin zu Felde zogen/ Der Waffengang endete für sie in einer
Niederlage. Christoph geriet in die Gefangenschaft seiner Verwandten, aus der er sich
schließlich statt mit der Zahlung eines Lösegeldes mit der Abtretung von Stadt und
Land Röbel als Faustpfand freikaufte. Im Rahmen des am 27. Oktober 1418 geschlosse-
nen Friedens und Bündnisses vereinbarten die Herzoge von Mecklenburg mit den Wer-
tem eine Erbverbrüderung/ Rund ein halbes Jahr zuvor hatte sich Wilhelm vom Havel-
berger Bischof die in zwei alten Chroniken der Klöster Dobbertin und Neuenkamp
verbürgte königliche Abstammung der Werter Herren bestätigen lassen/ Seitdem be-
zeichnten sie sich selbst nur noch als Fürsten von Wenden/ Offensichtlich handelte es

1 Vgl. dazu RucHHÖFT 2006, S. 7. RuDLOFF 1786, S. 504 spricht etwa von dem »äußerst verschulde-
ten Warenschen LandesAntheil«.
2 Ebda., S. 30. - HAMANN 1968, S. 207. Vgl. auch die entsprechenden Passagen in Abschnitt I.3.4.I.
3 LAS, Bestand 11.11, Nr. 2454-2458.
4 SACHSSE 1900, Nr. 64 (4. Mai 1418); LAS, Bestand 11.11, Nr. 2413h Es heißt darin u. a.: [...] Zuos /Dros
seM MohunuM in nuti^Mn scriptMro repertos et reperto, in se StoMorM?n ^MOwZo?M regM??p regM?orM?H et
principM?H crowicn?H et ipsiMS pre/oti Zo??Mni Bottirosor, SMi/rotris Zo??Mni WiZrei??M et Cn'sto/on, pro nunc
Mt sMpro pru!c;'pM?H StoMorM?n et WMrte, GMstrow et Wnrne terrorM?n Zo??M'norM?H, origine?H et progenion
SMorM?H ?Mc;'oHM?H et ;'psorM?n pru!c;'potM?H et Zo??M'niM?H coHttHewtes et coHttHewcM proZMxit et in porte
iegi/ecit et pro ipsorM?H ii&rorM?H et ooiM??MHM?H uerttote tM&enZn [...]. Iw ipsis oero Zhris et oo?M??M'n;'&MS
legt /ecMHMS et inMeuMHMS ;'psorM?n Zo??M'norM?H pretoctorM?n geweotogio?M, originon et progen;'e?H, ito,
<?MoZ siwt Ze regio stirpe et sMccessuZs te?npori&MS ipsis et sMorM?n SMCcessorM?n StoMorM?n principi&MS
gewiti et procreoti [...]. - Siehe dazu auch RuDLOFF 1786, S. 575.
5 Die Bezeichnung als »Herren von Wenden« begegnet freilich bereits vorher, als Betitelung von
seiten eines Dritten z.B. in LAS, Bestand 11.11, Nr. 600 zum Jahr 1405 (in diesem Falle Al-
brechts III. von Schweden), als Selbstbezeichnung etwa in ebda., Nr. 1495 zum 9. Oktober 1411.
Siehe auch RuDLOFF 1785, S. 362f.
 
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