Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Auge, Oliver; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Handlungsspielräume fürstlicher Politik im Mittelalter: der südliche Ostseeraum von der Mitte des 12. Jahrhunderts bis in die frühe Reformationszeit — Mittelalter-Forschungen, Band 28: Ostfildern, 2009

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.34741#0197

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
182

II. Die fürstlichen Finanzen

11.3.1 Sparmaßnahmen zwischen Bescheidenheit und Repräsentationsanspruch
Angesichts der zerrütteten Finanzen kamen die Mecklenburger - und das galt selbstre-
dend auch für den Pommernherzog Bogislaw - anscheinend gar nicht umhin, Kosten
einzusparen, wollten sie ihre Herrschaft konsolidieren und ihre Handlungsspielräume
erweitern bzw. überhaupt erst wiedergewinnen. Das hieß nach dem schon Gesagten zu-
nächst einmal, vor allem den Aufwand für den eigenen Hof zu reduzieren. Allerdings
ist in den relevanten Quellen kaum je direkt von dem Plan die Rede, die Kosten des Hofs
den fürstlichen Einnahmen anzupassen/ Solche Sparmaßnahmen waren in diesem
Raum übrigens nicht neu. So hatten sich im Jahre 1321 die Herzoge Otto I. und Wartis-
law IV. von Pommern, Onkel und Neffe, für die Dauer von vier Jahren auf eine gemein-
same Hof- und Landesverwaltung verständigt und ihren Hofstaat durch Einziehung
seiner überflüssigen Teile auf insgesamt 75 Personen beschränkt.^ Von 1341 datiert auch
ein Vertrag der Brüder Nikolaus III. und Bernhard II. von Werle-Güstrow, mit welchem
sie iu legten use sie&, sloie, Lni wun unse frosi
Hof oo dusdurzer wys, dui oser z'eweH scof züh'gg/zezz o&' zdzdz'L uuzz sywe dedc td oser Hydev
lunde dui gooize /ztzzzdcLorzz io osew /zotzc."
Magnus und sein älterer Bruder Albrecht VI. vereinigten nun ebenfalls - offen-
sichtlich aus Einspargründen - ihre Einkünfte und Hofhaltungen auf zwei Jahre, wie
wir aus einer am 7. April 1477 ausgestellten Urkunde erfahren/" 1480 teilte dann zwar
die Herzoginwitwe Dorothea das Land zur gesamten Hand unter ihren Söhnen, indem
Albrecht das Land Wenden außer Waren, seinen Brüdern Magnus sowie Balthasar das
restliche mecklenburgische Herrschaftsgebiet zugesprochen wurde." Doch wurden die
so ins Leben gerufenen zwei Höfe wieder auf einen reduziert, als Albrecht drei Jahre
später verstarb und es seitdem bei der vereinfachten, gemeinsamen Hofhaltung der
Brüder Magnus und Balthasar blieb." Als Magnus verstarb, einigten sich Balthasar und
sein Neffe Heinrich, Magnus' Sohn, in einem Vertrag vom 4. Dezember 1504 ebenfalls
auf eine gemeinsame Hofhaltung.^ Der Vertrag stellt zugleich die früheste erhaltene

73 VIERGUTZ1937 s. 52.
74 PUB VI, Nr. 3541 = DÄHNERTI, S. 244, Nr. 2. - HASENRITTER 1937 S. 148. Es handelt sich zugleich
um das älteste erhaltene Zeugnis über die Ordnung des pommerschen Hofwesens.
75 MUBIX, Nr. 6169 = SACHSSE 1900, Nr. 24. Dazu scoie wz tu sehen Müde neznen enen gudeu zunu un nser
Hyder rode, de use Hst Müde fzo/ oorsL, Müde scoieu Muse iegfzer freMzeu eu Ld/ Lr tu Gusf rowe Müde eu
Hi/ zur tu koizeie oder uzzder wor uzz usezz Luden, dur z'f nns Heyden nnde den Lnden zzn nser zzzu[n r]ude
don/cei urozzzeizL nnde znzfz'sf wesen. Dieselben Brüder vereinbarten dann nochmals 1357 einen Ge-
meinschaftsvertrag und beurkundeten am 3. November dieses Jahres, duf wy zu? rode unser /euen,
frnwen rufgizeuez! nnde zzzuzz, tu urede nnde tu were unser, unser zzzuzz, siede unde Lnd, izeMzezz gizeioued
unde gizezzzufref ene endru/fegde uorezzz'zzgize ude user sfzzcH unde suH in desser wz's, duf wy scoien unde
widen fudoye ieggden unde ieggden fusuznende un dessezzz dreue, tu urozzzezz unde tu senden unser Hyder
siofe, zzzuzz unde Lnd, froste, scute unde unscuM, nde renfe unde gdutde, drofre unde denesf nun unser dey-
der Lnde [...]: MUB XIV, Nr. 8404 = SACHSSE 1900, Nr. 45.
76 LAS, Bestand 1.1-14 Hausverträge, Nr. 146; 11.11, Nr. 16659. - HAMANN 1968, S. 235; STEINMANN
1922, S. 100; WiTTE 1909, S. 277.
77 LAS, Bestand 11.11, Nr. 17610L; SACHSSE 1900, Nr. 80. Die strittige Frage der Versorgung und Aus-
stallung der hinterbliebenen Töchter bzw. Witwe der Linie Mecklenburg-Stargard wurde dabei
derartig geregelt, daß Albrecht für Heinrichs d. A. Tochter Magdalena, Magnus und Balthasar
für Ulrichs II. Tochter Ingeborg zu sorgen hatten, wohingegen man sich wegen der Versorgung
von Heinrichs d. A. dritter Gemahlin Margarethe von Braunschweig noch vergleichen wollte.
78 AucE 2004, S. 18.
79 LAS, Bestand 1.1-14 Hausverträge, Nr. 152. - STUTH 2001, S. 73; SANDER-BERKE 1997 S. 88-91 (An-
hang). - Bereits am 21. Mai 1504 hatten sich Magnus' Söhne Heinrich, Erich und Albrecht - letz-
 
Annotationen