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Auge, Oliver; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Handlungsspielräume fürstlicher Politik im Mittelalter: der südliche Ostseeraum von der Mitte des 12. Jahrhunderts bis in die frühe Reformationszeit — Mittelalter-Forschungen, Band 28: Ostfildern, 2009

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https://doi.org/10.11588/diglit.34741#0310

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IV.6 Kontakte zu anderen Reichsfürsten

295

und den Herzogen Magnus II. und Balthasar gewesen.*^ Die Funktion des Gabentau-
sches als »soziales System«, wie Jan Hirschbiegel meint, macht für uns eine hierarchi-
sche Topographie sichtbar und dient als Gradmesser der Außenbeziehungen zu be-
stimmten anderen Höfen/* Insgesamt suggeriert die Quellenüberlieferung eine stetige
Zunahme und geographische Ausweitung*^ dieser Art von Beziehungspflege gegen
Ende des 15. Jahrhunderts, doch kann das durchaus auch nur ein überlieferungsbeding-
ter Eindruck sein.
Die Gesuche um Gaben und Geschenke sowie die jeweiligen Antworten darauf
sind Teil einer im ausgehenden 15. Jahrhundert scheinbar rapide zunehmenden schrift-
lichen Korrespondenz der Fürsten mit anderen Fürstenhäusern, die auf ihre diplomati-
sche wie persönlich-familiäre Weise zu einer Vertiefung der wechselseitigen Beziehun-
gen und Kontakte beitrug. Die Bestände der heutigen Archive sind voll von solchen
Schreiben mit privat-öffentlichem Mischcharakter, für welche die Forschung den Be-
griff »Familien- und Freundschaftsbriefe« favorisiert.*^ Regen Briefverkehr, in dem es
folglich um politisch-diplomatische Angelegenheiten genauso ging wie um pn'wtü'sswM
unterhielten die mecklenburgischen Herzoge um 1500 z. B. mit ihren Nachbarn, wie den
einzelnen Linien der Herzoge von Braunschweig'", den Herzogen von Sachsen-Lauen-
burg-7", den Herzogen von Pommern*^ und den Markgrafen von Brandenburg*^, aber
auch mit entfernteren Fürstendynastien, wie dem hessischen Landgrafenhaus" , den
kursächsischen Wettinern*^ oder den Wittelsbachern aus Kurpfalz'" und sogar Bay-
ern*^'.

IV.6.3 Handlungsspielräume durch Beziehungspflege
Die Bedeutung derartiger dynastischer Kontaktpflege für die eigenen, nach außen wie
innen gerichteten Handlungsspielräume ist sicher hoch zu veranschlagen. Die Ge-
schenke verpflichteten die beschenkte Seite zu einer mindestens adäquaten Gegenlei-
271 LAS, Bestand 2.11-2/1 Auswärtige Beziehungen, Nr. 2693.
272 Vgl. dazu am Beispiel preußischer Jagdfalken auch HECKMANN 1999. Anschaulich ist der Fall
vom Spätherbst 1499: Der Hochmeister des deutschen Ordens verschickte zwölf Falken an Kö-
nig Maximilian, je zehn an - in dieser Reihenfolge! - den Herzog von Pommern, den Markgra-
fen von Brandenburg, die Herzoge Friedrich und Johann von Sachsen, an seinen Bruder Herzog
Georg von Sachsen, die Erzbischöfe von Magdeburg, Köln, Mainz und Trier sowie den Pfalzgra-
fen bei Rhein. Markgraf Friedrich von Brandenburg-Bayreuth erhielt dagegen nur vier Falken:
RI XIV.3,2, Nr. 13818a. Damals ging es um die Gewinnung von Unterstützung im Konflikt des
Ordens mit Polen.
273 1525 etwa hatte Herzog Karl von Geldern mit Heinrich V. wegen der Übersendung eines Heng-
stes schriftlichen Kontakt: LAS, Bestand 2.11-2/1 Auswärtige Beziehungen, Nr. 5262.
274 Siehe dazu die Untersuchungen von NoLTE 2005 u. 2000a (hier S. 185f.), FouQUET 2002 (hier
S. 173), RoGGE 2000 (hier S. 204f.). - Dieses Forschungsfeld untersucht zur Zeit intensiv auch Jür-
gen Herold, Greifswald, anhand der Mantuaner Überlieferung.
275 LAS, Bestand 2.11-2/1 Acta Externa, Nr. 2693,2695,2829,2767) 2838,2729.
276 Ebda., Nr. 3245,3246,3257) 3280,3288.
277 Ebda., Nr. 871,873,874,875,878,879,880,883 usw.
278 Ebda., Nr. 2688,2172,2084,2085.
279 Ebda., Nr. 4564,4566,4567) 4575,4576 usw. Siehe auch Politisches Archiv II, Nr. 2151f., 2155.
280 LAS, Bestand 2.11-2/1 Acta Externa, Nr. 4370-4373,4376,4395,4396,4562,4393 u. 4394.
281 Ebda., Nr. 4766,4767.
282 Vgl. dazu etwa für den Zeitraum von 1502 bis 1550 HStA München, Bestand Auswärtige Staaten
Lit. Mecklenburg 1, fol. 70-120 und fortgesetzt bis 1586, hauptsächlich allerdings zum sog. Liv-
ländischen Krieg.
 
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