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Auge, Oliver; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Handlungsspielräume fürstlicher Politik im Mittelalter: der südliche Ostseeraum von der Mitte des 12. Jahrhunderts bis in die frühe Reformationszeit — Mittelalter-Forschungen, Band 28: Ostfildern, 2009

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https://doi.org/10.11588/diglit.34741#0189

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II. Die fürstlichen Finanzen

11.2 Der Ausverkauf fürstlicher Herrschafts- und Besitzrechte

Ein gutes Beispiel zur Veranschaulichung bieten die Herren von Werle, deren Geschichte
sich für das 14. Jahrhundert in der Tat als eine Reihe von Verpfändungen beschreiben
ließe.'' Sie setzten noch zum Ende des 13. Jahrhunderts ein, als es die Kosten des Krieges
nach dem Werler »Vatermord« 1291 zu tilgen galt. Den Anfang machte 1294 die Verpfän-
dung eines Teils des Burgbezirks Werle zwischen der Warnow und der Recknitz an Ni-
kolaus von Rostock samt der Rückgabe des zuvor an die Werler verpfändeten Landes
Gnoien."
Als Ergebnis des ersten Rügischen Erbfolgekrieges kam es 1328 zwar zur Über-
nahme der Länder Grimmen und Tribsees als Pfänder, die bis 1356 auch im werleschen
Pfandbesitz verblieben." Diesem zeitweiligen Erwerb von Pfandbesitz stand jedoch eine
»erschreckende Bilanz« von Verpfändungen gegenüber: »Malchin befand sich wie 1316
noch in den Jahren 1344 und 1349 im Besitz von Johann I. von Mecklenburg(-Stargard),
war also nach wie vor verpfändet. Plau lag seit 1356 mit schlimmen Folgen in den Hän-
den Albrechts von Mecklenburg; später kam es zusammen mit Stavenhagen in adlige
Hände ebenso wie Malchow und Wredenhagen an die von Flotow. 1362 gingen Röbel
und Wredenhagen in den Pfandbesitz, erst an die von Flotow, dann an die Linie Meck-
lenburg-Stargard und schließlich ganz verloren. Parchim, Malchin, Teterow, Laage,
Goldberg und Stavenhagen befanden sich wegen einer Vormundschaftsregierung für
Lorenz und Johann V. in Verwaltung einiger Ritter.«'" Es kam weiter noch vor 1356 zur
Verpfändung von Plau und Krakow an Albrecht II. von Mecklenburg."* Bis 1405 blieben
die beiden Städte in fremdem Pfandbesitz." An Bernhard Maltzahn, als Marschall oh-
nehin einer der mächtigsten Vasallen im Land Werle, wurden 1375 auch die Einnahmen
aus der Vogtei Malchin und Stavenhagen sowie 1414 Penzlin verpfändet.""
Ähnlich die Verhältnisse zu Beginn des 14. Jahrhunderts im Fürstentum Rügen:
Der verlustreiche und erfolglose Kampf gegen Stralsund setzte Fürst Wizlaw III. derart
unter Druck, daß er in kurzer Frist Verkäufe und Verpfändungen in einem Umfang vor-
nehmen mußte, die den Eindruck eines wahren Ausverkaufs seiner Herrschaft er-
wecken."* 1318/19 kam er schließlich nicht umhin, den umstrittenen Zoll und die Münze

17 Siehe dazu insgesamt RucHHÖFT 2006, S. 19f., 23ff., 27ff. sowie das Kartenmaterial im Anhang.
18 MUB III, Nr. 2302, 228/ 2402. - Zum Vatermord siehe BoLL 1995, S. 1166; HAMANN 1968, S. 1126;
STICHERT 1891/96.
19 PUB VII, Nr. 43956 = MUB VII, Nr. 4940. - MUB XIII, Nr. 78906; XIV, Nr. 82386; XVI, Nr. 99386
20 Zitat aus RucHHÖFT 2006, S. 27-29.
21 MUB XIV, Nr. 8243, im Anschluß als Teilpfand an Sachsen-Lauenburg weiterverpfändet und
1361 als Afterverpfändung an die Familien Stralendorf, Dewitz und Bülow: MUB XIV, Nr. 8591;
XV, Nr. 8909.
22 Siehe die lange und wechselvolle Verpfändungsgeschichte bei RucHHÖFT 2006, S. 29.
23 MUB XVIII, Nr. 10791,107636 - RucHHÖFT 2006, S. 29.
24 PUB V, Nr. 2956: Verpfändung der Bede und des Gerichts von einigen Hufen in Glewitz, Flemen-
dorf, Langenhanshagen und Wobbelkow an die Brüder Heinrich und Gottfried von Dotenberg
(2. Mai 1315); Nr. 2983: Wizlaw III. verschreibt dem Ritter Hasso Both und einer Anzahl Knap-
pen, die bis vierzehn Tage nach Ostern in seinen Diensten stehen, zwölf bzw. zehn Mark Silber
(5. Dezember 1315); Nr. 3009-3014: Rentenverschreibung von 56 Mark aus Gütern in Hermanns-
hagen und Bartelshagen für 466G Mark Wendisch an mehrere Barther Bürger (12. Mai 1316),
Schenkung des Dorfes Zarnekevitz an die Stadt Barth (20. Mai 1316), Verschreibung einer Rente
von zehn Mark Wendisch aus der Bede in Hermannshagen für 100 Mark an Ritter Konrad Berck-
han (23. Mai 1316), Sold- und Entschädigungsversprechen in Höhe von 62 Mark Silber und 192
Mark Lübisch an Ritter Johann von Thun (25. Mai 1316), Verpfändung der Bede aus Bartelshagen
 
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