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Auge, Oliver; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Handlungsspielräume fürstlicher Politik im Mittelalter: der südliche Ostseeraum von der Mitte des 12. Jahrhunderts bis in die frühe Reformationszeit — Mittelalter-Forschungen, Band 28: Ostfildern, 2009

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https://doi.org/10.11588/diglit.34741#0212

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11.4 Steigerung der eigenen Finanzkraft und doch keine finanzielle Konsolidierung? 197

gen."' Aus einem herzoglichen Mandat an alle Eingesessenen der fürstlichen Vogtei
Schwaan vom 24. August 1503 erfahren wir weiter, daß vorgesehen war, mit den Städten
Lübeck, Hamburg und Lüneburg gemeinsam eine neue Münze zu schaffen und schla-
gen zu lassen, wohingegen die bisherigen mecklenburgischen Schillinge und Sechslinge
auf ein Dreiviertel abgewertet werden sollten."" Die entsprechenden Verhandlungen ka-
men durch Magnus' Tod im Dezember 1503 zunächst nicht ins Stocken, sondern die nun
gemeinschaftlich regierenden Herzoge Balthasar und Heinrich V. besuchten im Lebruar
1504 der Münze wegen die Stadt Lübeck und bemühten sich sogar, Herzog Lriedrich
von Schleswig-Holstein zu den anstehenden Verhandlungen mit ins Boot zu holen.'"
Doch wurde nichts aus der geplanten Währungsunion, und auch zur versprochenen
Devalvierung der seit 1492 produzierten mecklenburgischen Münzen kam es nicht. Ihre
Prägung wurde vielmehr fortgesetzt und in Lorm des Doppelschillings sogar um ein
Nominal erweitert."" Eine gemeinsame Währungspolitik der Städte mit Mecklenburg
verhinderte nicht zuletzt der nahezu zeitgleiche Ausbruch der Lübecker Lehde. So mag
sich zumindest längerfristig auch die mecklenburgische »Münzreform« ausgezahlt ha-
ben, indem sie eine einheitliche Landeswährung schuf und durch die allgemeine Münz-
verschlechterung seit 1506 im nachhinein wohl auch profitabel wurde.

11.4 Steigerung der eigenen Finanzkraft und
doch keine finanzielle Konsolidierung?

Wie verhält es sich nun mit dem Gesamtergebnis der von Bogislaw X. und Magnus II.
betriebenen Maßnahmen zur Steigerung der eigenen Linanzkraft? Magnus soll einmal
zum Abt des Klosters Doberan gesagt haben, es sei das Ziel seines Lebens, seinen Kin-
dern ein schuldenfreies Land zu hinterlassen."'' Tatsächlich waren, wie schon gesagt,
alle Ämter und wohl auch so gut wie alle anderen Verpfändungen an seinem Lebens-
ende ausgelöst. Zeitgenossen hielten Magnus nicht von ungefähr auch für einen reichen
Lürsten. Reimar Kock pries seine Regierungszeit als eine für Mecklenburg goldene Zeit,
in der es eine gute Münze (!) und keine Steuerschatzungen gegeben habe.'"' Ab und an
mußte der Herzog sich aber durchaus Geld bei benachbarten Lürsten leihen, so etwa im
Dezember 1496 1.000 Rhein. Gulden bei Herzog Johann zu Sachsen-Lauenburg."" Im

195 StadtA Lübeck, AHL, ASA Interna, Münzwesen 31/9, Nr. 10, nach STEFKE 2004, S. 114, Anm. 166.
196 StadtA Lübeck, AHL, ASA Interna, Münzwesen 15/15, abgedruckt in STEFKE 2004, S. 127f.
197 STEFKE 2004, S. 124 und Beil. 2, S. 128.
198 Ebda., S. 126. Die bisherige Problematik ihrer Akzeptanz hatte sich dadurch erledigt, daß am
30. Dezember 1505 vom wendischen Münzverein selbst eine Münzverschlechterung beschlos-
sen worden war: HR 111.5, Nr. 151 mit Datumskorrektur bei STEFKE 2004, S. 126, Anm. 225.
199 STEINMANN 1922, S. 99,127 nach den späteren Landesteilungsakten. Auch zum Folgenden.
200 LAS, Bestand 1.12-1 Chroniken, Nr. 17.2, S. 373: Bei/ dn/?es /irrsten ringe i/? ein gntden ti'dt tu sineni
tnnde gewesen, setzr gnde Minute, gntti /rede, neue scdnttinge nnd ntte ding wod/ede.
201 LAS, Bestand 11.11, Nr. 23081. - Magnus' Bruder Balthasar bekannte sich im Februar 1499 gegen-
über Bogislaw X. zu einer Schuld von 100 Gulden (ebda., Nr. 23919), der junge Heinrich V. stand
bei zahlreichen Fürsten in der Kreide, so bei Bogislaw im März 1499 mit 500 Rhein. Gulden und
bei Herzog Friedrich I. von Schleswig-Holstein im Mai 1499 mit 2.000 Rhein. Gulden (ebda.,
Nr. 23943,23985) usw.
 
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