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Auge, Oliver; Schneidmüller, Bernd [Bibliogr. antecedent]; Weinfurter, Stefan [Bibliogr. antecedent]
Handlungsspielräume fürstlicher Politik im Mittelalter: der südliche Ostseeraum von der Mitte des 12. Jahrhunderts bis in die frühe Reformationszeit — Mittelalter-Forschungen, Band 28: Ostfildern, 2009

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https://doi.org/10.11588/diglit.34741#0211

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196

II. Die fürstlichen Finanzen

eins zu sichern.*"" Doch gerade an dieser Akzeptanz haperte es, handelte es sich doch
nur um sehr schlechte Nachahmungen.*"" Im Februar 1494 schlug Lübeck in einem Brief
an die anderen Städte des wendischen Münzvereins vor, das stark unterwertige gelt in
&7ne to Me/(eL'n&orc/z to Rostock gesogen zum Gegenstand von Verhandlungen
am Rande eines Tages der wendischen Städte zu machen.*"" Obschon Lübecks Initiative
auf dem Tag vom März 1494 zu keinem konkreten Ergebnis führte, setzte das die Meck-
lenburger anscheinend so unter Druck, daß sie sich im August 1494 darum bemühten,
eine Probierung ihrer Münzen, also eine Überprüfung von deren Feingehalt, durch den
Lübecker Wardein zu erreichen, was aber fehlschlug.'" Indes akzeptierten nicht nur die
Städte, sondern auch andere Reichsfürsten die neuen mecklenburgischen Münzen nicht.
So erfahren wir aus einem Brief, den Magnus zu einem unbekannten Datum an den
Herzog von Sachsen gerichtet hatte, daß der sächsische Herzog zwar bei Verhandlun-
gen mit Magnus' Sohn Heinrich mecklenburgisches Kurrenzgeld zur Bezahlung abge-
lehnt habe, sich aber bei einem Zusammentreffen mit ihm selbst jüngst zn CassH von
dieser Ablehnung nichts habe anmerken lassen."" Und da er, Magnus, über die Land-
bede doch nur solche Münzen einnehme und Gold ganz schwer zu bekommen sei, bitte
er den Herzog von Sachsen, Hh'c/ze stnwne nnser znontzc anznnc/zzncn.
In einem an die Stadt Rostock gerichteten Schreiben aus dem Jahre 1499 gaben die
mecklenburgischen Herzoge zu, daß die fürstlichen und Rostocker Münzen in Ham-
burg, Lübeck und anderen Städten nicht angenommen wurden, doch erinnerten sie be-
schönigend an ihr Ziel, einen gleichen Münzfuß im ganzen Land zu erhalten."* Die an-
haltende Ablehnung der Münzen und ihr damit nur geringer fiskalischer Nutzen""
werden für den radikalen Kurswechsel verantwortlich gewesen sein, den Magnus im
Frühjahr 1503 in der Münzpolitik vollzog.*"" Albert Krantz berichtet, der Herzog habe
damals eingesehen, daß die silberne Münze, die er hatte schlagen lassen und die gegen-
über der Lübecker an Gewicht und Wert ungleich war, ihm größten Schaden bringe; er
habe daher beschlossen, diese aufzugeben, sie auf die wahren, ihrem inneren Wert ent-
sprechenden Nennwerte zu reduzieren und seinen Münzhammer den Städten anzu-
gleichen, die in Münzsachen mit den Lübeckern zusammengingen. Bevor er dies aller-
dings zum Abschluß gebracht habe, sei er aus dem Leben geschieden.*"^ Tatsächlich ist
ein Brief von Magnus, datiert auf den 30. Juni 1503, bekannt, in welchem er sich in der
Quintessenz gegenüber Lübeck verpflichtete, nur noch lübische Silbernominale zu prä-

186 Ebda., S. 105.
187 Sowohl bezüglich der Münzfuß- als auch hinsichtlich der Feingewichtswerte.
188 HR 111.3, Nr. 257 (S. 180f.). - STEFKE 2004, S. 110.
189 Sie schickten daher einen Gesandten mit einer Vnr&Mc(zse, worin sich die mecklenburgischen
Probemünzen befanden, und einer Abschrift des Kontrakts mit ihrem Münzmeister nach Lü-
beck. Aber besagter Wardein wiegelte ab: Er sei nicht verpflichtet, irgendwelcher Fürsten Mün-
zen zu bewerten. Die Episode ist in einem Brief Lübecks an Lüneburg überliefert: BAHRFELDT
1884, Sp. 504, Nr. 14.
190 LAS, Bestand 11.11, Nr. 24157 (datiert auf ca. 1500).
191 STEFKE 2004, S. 110t.
192 Dies galt zumal seit der 1501/02 erfolgten Aufrichtung eines neuen Lübecker Währungs- und
Münzsystems. Dazu ausführlich ebda., S. lllff.
193 Begünstigt wurde der Schritt einer münzpolitischen Annäherung an den wendischen Münz-
verein dadurch, daß am 10. Januar des gleichen Jahres ein zehnjähriger Freundschaftsvertrag
zwischen den Herzogen und den Städten Lübeck und Lüneburg zustandegekommen war, wel-
cher den Herzogen ab Weihnachten 1503 zusätzlich mehrere hundert Mark Lübisch io unsere
(zo/fsLge io /:u/pe einbrachte: LAS, Bestand 1.1-12 Lübeck, Nr. 42 (u. 41); StadtA Lüneburg, Sign.
UAa 1503 Jan. 10. - HAMANN 1968, S. 253.
194 Krantz 1600, XIV.32.
 
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