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Auge, Oliver; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Handlungsspielräume fürstlicher Politik im Mittelalter: der südliche Ostseeraum von der Mitte des 12. Jahrhunderts bis in die frühe Reformationszeit — Mittelalter-Forschungen, Band 28: Ostfildern, 2009

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https://doi.org/10.11588/diglit.34741#0016

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Einleitung

Für das Münster zu Doberan, in dem sich die Hauptgrablege des fürstlich-mecklenbur-
gischen Hauses befindet, wissen wir von der Existenz zweier Epitaphien auf Herzog
Albrecht II/ Als tü'gHMS pro cerio cororüs wird er auf der einen dieser Tafeln beschrieben
sowie als süvooos in /ocü's, in A'iiis insfis [...] /;üns ei in pnciis, wofür ihm giorin gebühre.'
Dieses Ruhmpostulat gründet sich in verschiedenen Eigenschaften und Verdiensten
des Herzogs, über welche uns die zweite Tafel ausführlicher belehrt. Von Albrechts ta-
delloser Statur ist darauf die Rede, von seiner Disziplin und Tatbereitschaft als Ausweis
seines Adelst Früh habe er seinen Vater verloren, doch dafür Herzog Rudolf von Sach-
sen-Wittenberg als Berater zur Seite gehabt. Die Raubnester frecher Ritter habe er gebro-
chen und dadurch in seinem Land Frieden geschaffen und gesichert. Milde Güte und
fürstliche Großzügigkeit habe er an seinem Hof walten lassen. Feinde hätten ihn schnell
zu fürchten gelernt, so etwa der Herzog von Pommern und der Markgraf von Branden-
burg, welche Albrecht mit seinen Schlägen gewaltig getroffen habe. Die Grenzen seines
Landes seien von ihm großzügig erweitert worden. Fast fünfzig Jahre habe er so das
Land regiert. Auf dem Sterbebett habe er von seinen Söhnen die Bestätigung seines Ver-
mächtnisses und die Befolgung seines Willens eingefordert. »Doberan zu fördern ließ er
nicht ab zu mahnen, / Den Ort, wo er selbst wollt schlafen bei seinen Ahnen«. »Welch
bittres Klagen hat es bei seinem Volk gegeben«, so beschreibt der Text die Reaktion auf
Albrechts Tod, »wo(h)l nie war zu Schwerin ein solches Klagen«. In Doberan sei Al-
brecht schließlich in Anwesenheit eines Königs [seines Sohnes Albrechts III., O. A.] und
im Beisein von Herzogen, Grafen, Adel, Bürgern und Priestern in feierlicher Weise be-
stattet worden. Einem König, so wird zu guter Letzt erklärt, hätte man keine größere
Referenz erweisen können.
Unbestritten haben wir in dem so gerühmten Albrecht II. einen der bedeutendsten
und erfolgreichsten Fürsten Mecklenburgs überhaupt vor uns/ Im Einvernehmen mit
den Hansestädten Lübeck, Wismar und Rostock befriedete er das eigene Land, verleibte
seiner Herrschaft dann die Grafschaft Schwerin ein, erwarb seinem Haus auf Dauer die
Herzogswürde, gewann für seinen mittleren Sohn Albrecht die schwedische Königs-
krone und schuf durch eine geschickte Heiratspolitik die chancenreiche Voraussetzung
für die Aufrichtung eines mecklenburgischen Ostseeimperiums. Seiner Leistungen und
Erfolge wegen wurde Albrecht später nicht von ungefähr »der Große« genannt/

1 Siehe dazu ScHLiE 1899, III, S. 634ff. - Vgl. zur Rolle Doberans als dynastischer Grablege MiNNE-
KER 2001 sowie DiES./PoECK 1999.
2 Text zitiert nach KÜHNE 1896, S. 36 (Übersetzung S. 25).
3 Dazu und zum Folgenden ebda., S. 25f. bzw. 36f.
4 Vgl. zu Albrechts II. Biographie neben MoHRMANN 2002 u. FROMM 1875 vor allem und am bis-
lang ausführlichsten HuscHNER 1995. Daraus auch zum Folgenden. - Siehe ebenfalls Abschnitt
I.3.4.I.
5 Der Beiname ist nicht zeitgenössisch. Erstmals verwendet ihn anscheinend RuDLOFF 1786, II,
S. 506. Siehe dazu HAMANN 1968, S. 191, Anm. 29. - Vgl. aber die zeitgenössische Charakterisie-
rung in den Annalen des Nikolaus Marschalk, hier in der Übersetzung des Elias Schedius: Er
 
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