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Auge, Oliver; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Handlungsspielräume fürstlicher Politik im Mittelalter: der südliche Ostseeraum von der Mitte des 12. Jahrhunderts bis in die frühe Reformationszeit — Mittelalter-Forschungen, Band 28: Ostfildern, 2009

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https://doi.org/10.11588/diglit.34741#0276

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IV.l Die Sonderstellung der Fürsten von Rügen

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eine machtvolle wirtschaftliche wie politische Spitzenposition. Der umfangreiche Be-
sitz, den die Rügenfürsten in Dänemark erwerben konnten, kann zumindest teilweise -
auch durch Heirat und Erbschaft gelangte dänisches Gut an sie - auf den »guten Draht«
zum Königshaus zurückgeführt werden." Ihren Status innerhalb der dänischen Vasalli-
tät spiegelt die Nennung der Rügenfürsten in den Zeugenreihen dänischer Königsur-
kunden wider: Sie tauchen unter den weltlichen Großen regelmäßig an erster Stelle der
Zeugenliste bzw. gleich nach dem König auf."
Die Rolle, die ein Rügenfürst im dänischen Lehnsverband spielen konnte und die
von Fall zu Fall große Handlungsspielräume bescherte, zeigen die Ereignisse der 1250er
Jahre, als König Christof I. einen Streit mit dem Lunder Erzbischof Jakob Erlandsson
ausfocht.^ Erlandsson entstammte dem Geschlecht des in den früheren Kämpfen um
Rügen hervorgetretenen Bischofs Absalon, welches die dänische Kirche damals domi-
nierte, und war gegen des Königs Willen vom Domkapitel von Lund zum neuen Erzbi-
schof gewählt worden. Erlandsson war ein strikter Verfechter der ecdesz'e und
wollte die Kirche von jeglicher weltlichen Bevormundung frei wissen. Fürst Jaromar II.
von Rügen war wohl über die Ehe seines Vaters mit dem Erzbischof verwandt, freilich

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uersi sinh.
22 Für Wizlaws III. Anspruch auf die Insel Men und wegen anderer Verpflichtungen gegenüber
Rügen verpfändete Erich Menved dem Rügenfürsten auf dem Hoftag zu Ribnitz am 12. April
1310 etwa die Hälfte des Landes Gnoien zur Pfandsumme von 2.000 Mark: PUB IV, Nr. 2608 -
HuiTFELDT I, S. 348 = FABRicius 111.1, S. 63 = MUB V, Nr. 3388. Da der König weitere 800 Gulden
schuldig blieb, gestand er Wizlaw das Nutzungsrecht an allen seinen dänischen Pfandschaften
zu und gestattete ihm auch, die andere Hälfte des Landes Gnoien von Nikolaus von Werle zu
erwerben. Keine zwei Jahre später, am 13. Januar 1312, verschrieben König Erich und Herzog
Christof von Hailand dem Fürsten dann 1.200 Mark zur Einlösung von Gütern im Land Gnoien
für die Insel Mon: PUB V, Nr. 2706 = MUB V, Nr. 3511 = FABRicius IV.2, Nr. CCCCX (621).
23 Am 8. September 1315 z.B. vor Heinrich II. von Mecklenburg, Graf Nikolaus von Schwerin so-
wie den Grafen Otto von Hoya und Gerhard von Holstein-Rendsburg und am 23. März 1316
etwa vor Herzog Erich I. von Sachsen-Lauenburg, Bischof Hermann II. von Schwerin, Hein-
rich II. von Mecklenburg und den Grafen Nikolaus I. und Heinrich III. von Schwerin. Vgl. insge-
samt zur »Erstplazierung«: Wizlaw II.: Nyköping, 24. Juni 1278 (FABRicius 111.2, Nr. 204), Vor-
dingborg, 8. September 1283 (PUB II, Nr. 1275 = FABRicius 111.2, Nr. 243 [Regest] = Reg.dipl.hist.
Dan. I, Nr. 1322), Nyborg, 31. März 1286 (PUB II, Nr. 1369 = FABRicius 111.2, Nr. 292 [Regest] -
HuiTFELDT I, S. 366), Nyköping, 23. u. 24. Juni 1288 (PUB III, Nr. 1462-1464; FABRicius 111.2,
Nr. 314f. [Regest], 134), Dänemark, 1298 (PUB III, Nr. 1873 = HuiTFELDT I, S. 311 = FABRicius 111.2,
Nr. 453 [Regest]), Dänemark, 1300 (PUB III, Nr. 1952 = FABRicius 111.2, Nr. 475 [Regest]); Wiz-
law III.: Steege, 8. September 1315 (PUB V Nr. 2971 = CDB 11.1, Nr. 460 = FABRicius IVB,
Nr. CCCCLXXII [695] = MUB VI, Nr. 3778 = HuiTFELDT I, S. 372), Vordingborg, 5. Februar 1316
(PUB V Nr. 2996 = HuiTFELDT I, S. 385 = FABRicius IVB, Nr. CCCCLXXXI [705] = MUB VI,
Nr. 3805), Vordingborg, 10. Februar 1316 (PUB V, Nr. 2997 = FABRicius IVB, Nr. CCCCLXXXII
[706] = MUB VI, Nr. 3806) sowie Rendsburg, 23. März 1316 (PUB V, Nr. 3002 = HuiTFELDT I, S. 378f.
= FABRicius IVB, Nr. CCCCLXXXIV [708] = CDB 11.1, Nr. 469 = MUB VI, Nr. 3818). - Vgl. die Auf-
stellung bei HAMANN 1933, S. 30f. - Auf die gleiche oder eine ähnliche Reihung stoßen wir in
zahlreichen Bündnisverträgen, z.B. bei dem Pakt, den verschiedene norddeutsche Fürsten am
26. August 1302 mit dem König wegen der Unterwerfung Rostocks schlossen: PUB IV, Nr. 2042 -
HuiTFELDT I, S. 317 = CDB 11.1, Nr. 315 (Regest) = MUB V- Nr. 2818. - Bei dem bekannten Hoftag,
den König Erich Menved im Sommer 1311 vor den Toren der Hansestadt Rostock, begleitet von
einem großen Turnier, abhielt, nahm Wizlaw allerdings auffallenderweise keine ähnlich her-
ausragende Stellung ein. Siehe dazu HuiTFELDT I, S. 353: Wizlaw erscheint an nachgeordneter
Position; Ann.Rip., A.D. 155; Ann.Lub., S. 422; KRABBO, Nr. 2214. - KNOCH 1992, S. 44ff., freilich
allein nach der Schilderung bei Ernst von Kirchberg; HAMANN 1933, S. 25.
24 HoFFMANN 1990, S. 26f.; HAMANN 1933, S. 20,44f.
 
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