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Weinfurter, Stefan; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Päpstliche Herrschaft im Mittelalter: Funktionsweisen - Strategien - Darstellungsformen — Mittelalter-Forschungen, Band 38: Ostfildern, 2012

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Maleczek, Werner: Die eigenhändigen Unterschriften der Kardinäle – ein Spiegelbild ihrer Persönlichkeit? Mit einem Überblick über eigenhändige Unterschriften auf Urkunden vom Frühmittelalter bis ins 13. Jahrhundert
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https://doi.org/10.11588/diglit.34754#0240

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WERNER MALECZEK

Die eigenhändigen Unterschriften der Kardinäle -
ein Spiegelbild ihrer Persönlichkeit?
Mit einem Überblick über eigenhändige Unterschriften auf
Urkunden vom Frühmittelalter bis ins 13. Jahrhundert

Selbst hartgesottene Diplomatiker können sich dem Reiz nicht entziehen, den ein
feierliches päpstliches Privileg ausübt. Dem äußeren Erscheinungsbild wurde des-
halb ein „Charakter magischer Zeichenhaftigkeit" zugesprochen1. Auffallend ist
bei dieser Urkundenart, die von der Mitte des 11. bis zur Mitte des 13. Jahrhunderts
vor allem für Rechts- und Besitzbestätigungen verwendet wird, in erster Linie das
große Format, im Durchschnitt zwischen 3000 und 4000 cm2 (= ca. 60 x 50 cm ~ 75
X 55 cm)2. Beeindruckend fanden die Urkundenempfänger ebenso wie die heuti-

1 Hagen Keller, Die Entwicklung der europäischen Schriftkultur im Spiegel der mittelalterli-
chen Überlieferung. Beobachtungen und Überlegungen, in: Geschichte und Geschichtsbe-
wußtsein. Festschrift Karl-Ernst Jeismann, hg. von Paul Leidinger/Dieter Metzler, Mün-
ster 1990, S.171-204, hier 191f. Diesen Aspekt für die Ottonenzeit hat mehrfach herausgestrichen
Ders., Die Herrscherurkunden. Botschaften des Privilegierungsaktes - Botschaften des Privile-
gientextes, in: Comunicare e significare nell'alto medioevo (Settimane di studio del Centro Ita-
liano di Studi sull'Alto Medioevo 52), Spoleto 2005,1, S. 231-278. - Ich danke meinem Freund
und Grazer Kollegen Reinhard Härtel für nicht wenige Verbesserungen und Hinweise und
Herwig Weigl fürs genaue Lesen und ebenfalls zahlreiche Hinweise.
2 Frank M. Bischoff, Urkundenformate im Mittelalter. Größe, Format und Proportionen von
Papsturkunden in Zeiten expandierender Schriftlichkeit (ll.-13.Jh.) (Elementa diplomatica 5),
Marburg/Lahn 1996, S. 54-62. Ab etwa 1080 und bis etwa 1135 schrumpft das Format, während
es ab etwa 1150 standardmäßig großes Format aufweist. - Zu dieser Urkundenart schrieb die
ausführlichste Untersuchung Julius v. Pflugk-Harttung, Die Bullen der Päpste bis zum
Ende des zwölften Jahrhunderts, Gotha 1901. Aber es handelte sich um eine - fast ohne wissen-
schaftlichen Apparat verfasste - detaillierte Beschreibung der äußeren Merkmale der Papst-
urkunden unter Verwendung einer vom Autor entwickelten speziellen Terminologie, die nicht
Anklang fand, ja scharf kritisiert wurde (zum Beispiel: Theodor v. Sickel, Bella diplomatica
ohne Ende?, in: Mitteilungen des Instituts für österreichische Geschichtsforschung 6, 1885,
S. 325-374, hier 374: „Aber da der Dilettantismus zu dreist auftritt, sei ihm hier auch einmal of-
fen und entschieden entgegengetreten...Unter den Diplomatikern werden seine absonderli-
chen Lehren bald vergessen werden..."). Die Materialgrundlage waren die drei Bände Acta
pontificum Romanorum inedita, Tübingen/Stuttgart 1886-1901, und das Faksimilewerk Speci-
mina selecta chartarum pontificum Romanorum, 3 Bde., Stuttgart 1885-1887. Die Arbeit über
die „Bullen" erschien lange, nachdem sich Pflugk-Harttung nach einer gescheiterten akademi-
 
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