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Weinfurter, Stefan; Schneidmüller, Bernd [Bibliogr. antecedent]; Weinfurter, Stefan [Bibliogr. antecedent]
Päpstliche Herrschaft im Mittelalter: Funktionsweisen - Strategien - Darstellungsformen — Mittelalter-Forschungen, Band 38: Ostfildern, 2012

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Große, Rolf: Ubi papa, ibi Roma. Papstreisen nach Frankreich im 11. und 12. Jahrhundert
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https://doi.org/10.11588/diglit.34754#0314

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ROLF GROSSE

Ubi papa, ibi Roma
Papstreisen nach Frankreich im 11. und 12. Jahrhundert

In der Auseinandersetzung des Papsttums mit Friedrich II. nahm die Stadt Lyon
einen besonderen Rang ein. Obwohl auf Reichsboden gelegen, war sie vor dem
Zugriff des Kaisers sicher1. Papst Innocenz IV. wählte 1244 diesen Ort, um den
Endkampf gegen den Staufer aufzunehmen. Der französische König, Ludwig der
Heilige, bemühte sich in dem Konflikt zwar um eine vermittelnde Haltung, hätte
dem Papst aber im Fall eines Angriffs Schutz bieten können. So war Innocenz dazu
in der Lage, ein Konzil zu veranstalten, das den Kaiser absetzte2. Der Papst nutzte
den Aufenthalt aber auch, um seinen Kommentar der Dekretalen Gregors IX. ab-
zuschließen. Er bot ihm Gelegenheit, denjenigen zu antworten, die an seiner Ab-
wesenheit aus Rom heftige Kritik übten und die Rückkehr des Nachfolgers Petri in
die Urbs forderten. Innocenz hielt ihnen entgegen, die limina apostolorum seien
nicht an Rom gebunden, sondern an den Ort, wo der Papst sich aufhalte. Damit
formulierte er eine Auffassung, die der (als Hostiensis zitierte) Kanonist Heinrich
von Segusia wenig später in die Worte fassen sollte: Ubi papa, ibi Roma. Mittelpunkt
der Christenheit war nicht mehr die Stadt Rom, sondern die Person des Papstes3.

1 Vgl. Bruno Galland, Deux archevêchés entre la France et l'Empire. Les archevêques de Lyon
et les archevêques de Vienne du milieu du XIIe siècle au milieu du XIVe siècle (Bibliothèque des
Écoles françaises d'Athènes et de Rome 282), Rom/Paris 1994, S. 704f.; Jean-Marie Moeglin,
Kaisertum und allerchristlichster König, 1214 bis 1500 (WBG Deutsch-Lranzösische Ge-
schichte 2), Darmstadt 2010, S. 37.
2 Zu Lyon I siehe Gerhard Baaken, lus imperii ad regnum. Königreich Sizilien, Imperium Ro-
manum und römisches Papsttum vom Tode Kaiser Heinrichs VI. bis zu den Verzichterklärun-
gen Rudolfs von Habsburg (Porschungen zur Kaiser- und Papstgeschichte des Mittelalters 11),
Köln/Weimar/Wien 1993, S. 295-340. Einen ersten Überblick gewährt Burkhard Roberg,
I. Konzil von Lyon, in: Lexikon des Mittelalters, Bd. 6, München/Zürich 1993, Sp. 46f. Ein mög-
liches Eingreifen Ludwigs des Heiligen spricht Jean Richard, Saint Louis, roi d'une Prance
féodale, soutien de la Terre sainte, Paris 1983, S. 187, an.
3 Henricus de Segusio, cardinalis Hostiensis, In Quintum Decretalium librum Commenta-
ria, doctissimorum virorum quampluribus adnotationibus illustrata, Venedig 1581 (ND Turin
1965), fol. 60va (Kommentar zu X 5.20.4). Zur Entstehung dieser Porrnel ist grundlegend Mi-
chele Maccarrone, Ubi est papa, ibi est Roma, in: Aus Kirche und Reich. Studien zu Theolo-
gie, Politik und Recht im Mittelalter. Pestschrift für Wilhelm Kernpf, hg. von Hubert Morder,
Sigmaringen 1983, S. 371-382, bes. S. 376-378 (ND in: Michele Maccarrone, Romana Ecclesia
Cathedra Petri [Italia Sacra 48], hg. von Piero Zerbi/Raffaello Volpini/Alessandro Ga-
luzzi, Bd. 2, Rom 1991, S. 1137-1156, bes. S. 1146-1150); vgl. auch Jean Gaudemet, Église et
 
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