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Weinfurter, Stefan; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Päpstliche Herrschaft im Mittelalter: Funktionsweisen - Strategien - Darstellungsformen — Mittelalter-Forschungen, Band 38: Ostfildern, 2012

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Große, Rolf: Ubi papa, ibi Roma. Papstreisen nach Frankreich im 11. und 12. Jahrhundert
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https://doi.org/10.11588/diglit.34754#0334

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Ubi papa, ibi Roma. Papstreisen nach Frankreich im 11. mid 12. Jahrhundert

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fest: „Certes,... les résultats ne sont pas spectaculaires. Louis VII n'a pas largement
agrandi son domaine par ces interventions, tandis que sans cesse le pape a marqué
des points contre les schismatiques. Dans cette politique, le roi a été le fidèle allié
d'Alexandre III; par elle et grâce à elle, il a fait connaître son autorité dans des ré-
gions où elle était à peu près méconnue et gravement menacée par ses rivaux, Plan-
tagenêt et Staufen125."
Aber die Medaille besaß auch ihre Kehrseite. Andere Zeugnisse belegen die
Konkurrenz, in die beide Gewalten geraten konnten. Dazu kam es 1164 als Folge
einer Auseinandersetzung in Tours zwischen einem Bürger und einem Kanoniker
von Saint-Martin, dessen Laienabt der Kapetinger war126. Beide Kontrahenten
wandten sich zunächst an Alexander III., der den Fall dem Bischof von Le Mans als
päpstlich delegiertem Richter übertrug. Gegen dessen Entscheidung zugunsten
des Laien appellierte der Geistliche von Saint-Martin an Ludwig VII. Nun griff der
Papst ein und forderte Ludwig auf, das erste Urteil des Bischofs zu bestätigen. Ver-
geblich, denn der König entschied zugunsten des Kanonikers. Daraufhin sprach
Alexander dem königlichen Gericht jegliche Zuständigkeit ab, da an dem Streit ein
Geistlicher beteiligt sei. Die Gerichtshoheit des Kapetingers stieß sich an der des
Papstes also selbst dann, wenn der Kleriker einer Königskirche Hilfe bei ihm
suchte. Angesichts der Rivalität auf dem Gebiet der Jurisdiktion blieb Ludwig je-
doch nicht tatenlos. Vielleicht als Reaktion auf die Präsenz der Kurie in Sens zog
auch er gelehrte Juristen an seinen Hof, die sich seit den sechziger Jahren intensiv
mit dem kanonischen und dem römischen Recht auseinandersetzten127.
Mit der Reise Alexander III. beschließen wir unseren Beitrag. Dank der Unter-
stützung Ludwigs VII. konnte er sich gegen Barbarossa behaupten. Seit dem Inves-
titurstreit orientierte sich der Papst nicht mehr am Kaiser, sondern am französi-
schen König. Wie Karl der Große solle Philipp I. die Römische Kirche schützen,
bittet Paschalis. Aber Karl der Große und später die deutschen Herrscher zogen
nach Italien, um die Verhältnisse zu ordnen. Auf dieses Abenteuer ließ sich der
französische König nicht ein. So reiste der Papst nach Frankreich. Hatte der Kape-
tinger es lange verstanden, sich aus Konflikten herauszuhalten, so nötigten die
Papstreisen ihn, Position zu beziehen. Dies tat er, aber anders als der Kaiser, ohne
das Schwert zu zücken. Das Gewicht der ecclesia Gallicana machte Waffengewalt
überflüssig. Trotz der Unterstützung, die er beim König fand, wahrte der Nachfol-
ger Petri seine Unabhängigkeit. Ubi papa, ibi Roma: Fern der Urbs, bot Frankreich

125 Pacaut, Louis VII (wie Anm. 117), S. 34.
126 Zu dieser Auseinandersetzung siehe Grosse, Fille aînée (wie Anm. 7), S. 313f. Die Belege ver-
zeichnet Gunnar Teske, Die Briefsammlungen des 12. Jahrhunderts in St. Viktor/Paris. Ent-
stehung, Überlieferung und Bedeutung für die Geschichte der Abtei (Studien und Dokumente
zur Gallia Pontificia 2), Bonn 1993, S. 150. Zum von der Kirche beanspruchten Privilegium fori
siehe jetzt Jean Werckmeister, Le privilège du for et la compétence judiciaire de l'Église ca-
tholique, in: Revue de Droit canonique 56,2009, S. 33-62.
127 Vgl. André Gouron, L'entourage de Louis VII face aux droits savants: Giraud de Bourges et
son ordo, in: Bibliothèque de l'École des chartes 146,1988, S. 5-29 (ND in: Ders., Droit et cou-
tume en France aux XIIe et XIIIe siècles [Collected Studies Series CS 422], Aldershot 1993,
Nr. XII).
 
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