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Mauntel, Christoph; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Gewalt in Wort und Tat: Praktiken und Narrative im spätmittelalterlichen Frankreich — Mittelalter-Forschungen, Band 46: Ostfildern, 2014

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https://doi.org/10.11588/diglit.34763#0204
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11 Formen kriegerischer Gewalt

203

Die Reform war ein Erfolg: Zwar blieben die yhmcs-arc/ters hinter den an
sie gestellten Erwartungen zurück, 3so aber die ehemaligen Briganten gehorch-
ten und gliederten sich in die Ordonnanzkompagnien ein. Karl VII. verfügte
nun über eine schlagkräftige Truppe, mit der er schnell militärische Erfolge
errangt Mit der Verstetigung der Armee verstetigten sich aber auch die
Steuern zu ihrer Finanzierung.^ Dies führte zwar zu einer Welle heftiger
Kritik, da sowohl die Steuern als auch das stehende Heer als Zeichen tyranni-
scher Herrschaft angesehen wurden Gegen Ende des 15. Jahrhunderts hatte
sich die Sichtweise aber geändert: Während man Karl VII. wegen seiner mili-
tärischen Erfolge feierte, kritisierte man Ludwig XI. und Karl VIII. dafür, dass
sie trotz des herrschenden Friedens weiterhin ein stehendes Heer unterhiel-
ten.^ Die Armee hatte sich in ihrem Charakter jedoch bereits zu einem ganz
auf den König zugeschnittenen Instrument entwickelt: Jean de Bueil, selber
Cay/hnne einer Ordonnanzkompanie, orientierte sich im lehrbuchartigen JoM-
uencd zwar an ritterlichen Idealen, war aber gänzlich von der Idee professio-
neller Krieger im Dienste des Königs durchdrungen: Junge Krieger müssten
vor allem Gehorsam und die Regeln und Gebräuche des Krieges lernen, denn
sie sollten dem Gemeinwohl dauerhaft dienen.^ Die Idee des dauerhaften
Dienstes hatte mit dem traditionellen Ideal der ritterlichen Eigenständigkeit
und Selbstbestimmtheit nicht mehr viel gemein.

380 gig waren von der Steuer befreit, so dass sich viele diese aus finanzieller Sicht attraktiven
Posten erkauften, worunter die Qualität der Rekruten litt. Basin, Charles VII, Bd. 2, S. 22.
383 Minois, Guerre de cent ans, S. 493f.; Minois, Charles VII, S. 501 f.; Contamine, Guerre au Moyen
Age, S. 301 f.; Solon, Charles V, S. 46-73. Zur zeitgenössischen Darstellung der Reform als Er-
folg siehe Mathieu d'Escouchy, Chronique, Bd. 1, S. 59; Jacques du Clercq, Memoires, Bd. 1,
S. 397; Bd. 3, S. 140f.; Chastellain, Oeuvres, Bd. 3, S. 348; Masselin, Journal, S. 192, ähnlich
S. 370f.; Basin, Charles VII, Bd. 2, S. 18 und 24. Auch Jean Juvenal des Ursins erkannte die Er-
folge an, schrieb sie aber eher der Hilfe Gottes zu: Juvenal des Ursins, Ecrits, Bd. 2, S. 39f. (Trcs
crcshcM). Zur Argumentation Escouchys vgl. Solon, Charles VII, S. 216f.; siehe auch Minois,
Charles VII, S. 498f. Zu Jacques du Clercq siehe Zingel, Frankreich, S. 109-111; Barner, Jacques
Du Clercq,. Zur Argumentation de Jacques Clercq vgl. Solon, Charles VII, S. 217. Zur Argu-
mentation Chastellains vgl. Solon, Charles VII, S. 217f. Zur Argumentation Masselins vgl. So-
lon, Charles VII, S. 223-226. Zur Argumentation Jean Juvenals vgl. Juvenal des Ursins, Ecrits,
Bd. 3, S. 115-120; Solon, Charles VII, S. 219-222; siehe auch Minois, Charles VII, S. 499.
382 Ab 1446 gab es eine regelmäßige de gews de gMerre, die als tadle dM ro; das Kriegsende
überdauerte, Minois, Guerre de cent ans, S. 494—496; Minois, Charles VII, S. 502-505; Conta-
mine, Guerre au Moyen Age, S. 304; Solon, Charles VII, S. 132-178.
383 Siehe z. B. Mathieu d'Escouchy, Chronique, Bd. 1, S. 53; Juvenal des Ursins, Ecrits, Bd. 2,
S. 261-266 und 270 (Verda wica) sowie S. 165 (Tres crcshcn); Basin, Charles VII, Bd. 2, S. 24—36;
Masselin, Journal, S. 370; Blondei, Oeuvres, Bd. 1, S. 448f.; Philippe de Commynes, Memoires,
Bd. 1, S. 178 (111,3). Zum Begriff der Tyrannei v.a. bei Jean Juvenal siehe Krynen, Legistes;
Lewis, Jean Juvenal.
384 Masselin, Journal, S. 192; ähnlich S. 370f. Basin, Louis XI, Bd. 3, S. 318-322 und 372-374. Phi-
lippe de Commynes, Memoires, Bd. 1, S. 468f. (VI,6). Vgl. dazu Contamine, Structures, S. 319.
Zum Ausbau der Truppen unter Ludwig XI. siehe Lassalmonie, Aspect, bes. S. 427f. Siehe dazu
auch Solon, Charles VII, S. 225.
385 poM?- ^ tpTd JäMd tpTdz scrucMf coMÜMMcdcwcMf a la edose Jean de Bueil, Jouvencel, Bd. 2,
S. 27; siehe auch ebd., Bd. 1, S. 14 und 94-96. Vgl. zur Argumentation Jean le Bueils Solon,
Charles VII, S. 209-213. Ähnlich argumentierte Eustache Deschamps: Lassabatere, Theorie,
S. 40-47. Zu den intellektuellen Wurzeln der cdeuaUnr roi/aU siehe Allmand, Origines intellec-
tuelles. Siehe auch Stacey, Age of Chivalry, S. 30f.
 
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