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Lorke, Ariane; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]; Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg [Mitarb.]
Kommunikation über Kirchenreform im 11. Jahrhundert (1030-1064): Themen, Personen, Strukturen — Mittelalter-Forschungen, Band 55: Ostfildern: Jan Thorbecke Verlag, 2019

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https://doi.org/10.11588/diglit.54853#0347
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346

VI Kirchenreformer in der Mitte des 11. Jahrhunderts

VI.2.2.10 Gebhard, Erzbischof von Ravenna
Das für die deutsche Italienpolitik wichtige Erzbistum Ravenna besetzte Kon-
rad II. 1027 mit dem Eichstätter Domherrn Gebhard.1774 Als senior et magister
beriet Gebhard seinen Suffragan Johannes von Cesena zu Beginn der 1040er
Jahre hinsichtlich einer auf die apostolischen Ursprünge des Zusammenlebens
referierenden Klerusreform und unterfertigte als erster die darüber 1042 aus-
gestellte Urkunde.1775 Leider werden darin die übrigen confratres, episcopi und
religiosi abbates, welche beratend zur Seite standen, nicht näher bezeichnet, doch
vermutete Laqua, dass sich unter diesen gut die Äbte Guido von Pomposa und
Lambert von Sant'Apollinare in Classe, beide den Ideen des Eremiten Romuald
nahe stehend und mit Gebhard eng verbunden, befunden haben könnten.1776 In
eben der gleichen Zeit begann die Bekanntschaft zu dem Fonte Avellaner Ere-
miten Petrus Damiani, der Gebhard aufgrund von dessen einwandfreier Hal-
tung sowie ausgesprochen löblichen Kampfes gegen die Simonie verehrte.1777
Noch vor dem Aufbau der römischen Reformkurie unter Papst Leo IX. dürfte zu
Zeiten Gebhards eine Verwaltungsreform der erzbischöflich-ravennatischen
Kurie erfolgt sein.1778 Im Februar 1044 verstarb Gebhard und fand im Kloster
seines verehrten Freundes Guido von Pomposa die letzte Ruhe.1779 Damit kann
Gebhard als einer der Exponenten der beginnenden Reform im regnum Itcdicie
bezeichnet werden.1780
VI.2.2.11 Gerhard L, Bischof von Cambrai und Aire-en-Artois
Aus einer bedeutenden Lütticher Familie stammend, erlangte Gerhard1781 (um
975-1051) nach dem Besuch der bedeutenden Reimser Domschule auch Auf-
nahme in das dortige Kapitel.1782 In dieser Zeit machte er die Bekanntschaft
Richards, des späteren Abtes von St-Vanne in Verdun.1783 Dessen gute Kontakte

1774 Zu ihm vgL Laqua, Traditionen 1976, S. 90-103; Samaritani, Gebeardo 1967; Leclercq, Pierre 1960,
S. 22-36; Schwartz, Besetzung 1913, S. 156; Steindorff, Jahrbücher 11874, S. 253f. Zur Ernennung
eines Mitglieds des Domkapitels, dem Konrad selbst angehörte, vgL Samaritani, Gebeardo 1967,
S. 112f.; zur Bedeutung Eichstätts als „Pflanzschule für Bischöfe", hauptsächlich in Italien vgl.
Schulte, Könige 1934, S. 155f.
1775 Laqua, Traditionen 1976, S. 99 bezeichnete ihn in diesem Zusammenhang als „Schlüsselfigur"
des Reformaktes. S. unten Anm. 1876 mit Nachweis der Urkunde.
1776 Laqua, Traditionen 1976, S. 102. - Zu den beiden Äbten s. unten Abschnitte VI.3 und VI.3.4.
1777 Petrus Damiani, Briefe 1, Nr. 3 (1043); Samaritani, Gebeardo 1967, S. 122; Steindorff, Jahrbücher 1
1874, S. 253. S. oben Anm. 1130.
1778 Vgl. Laqua, Traditionen 1976, S. 117f.
1779 Vgl. Steindorff, Jahrbücher 1 1874, S. 254.
1780 Vgl. Boshof, Salier 2000, S. 85.
1781 Zu ihm vgl. Riehes, Bishop 2007; Reilly, Art 2006; ders., Bishop 2005; van Mingroot, Chartes 2005;
Jegou, Eveque 2004; Oexle, Dreiteilung 1978, S. 42-45; Platelle, Dioceses 1978, S. 32-35; Duby,
Gerard 1976; Sproemberg, Gerhard I. 1971; Fleckenstein, Hofkapelle 2 1966, S. 185L; Th.
Schieffer, Gerhard I. 1937.
1782 Vgl. Sproemberg, Gerhard I. 1971, S. 103-106.
1783 Vgl. ebd., S. 107; Th. Schieffer, Gerhard I. 1937, S. 354. Zu Richard s. unten Abschnitt VI.3.9.
 
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