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Lorke, Ariane; Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg [Mitarb.]; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Kommunikation über Kirchenreform im 11. Jahrhundert (1030-1064): Themen, Personen, Strukturen — Mittelalter-Forschungen, Band 55: Ostfildern: Jan Thorbecke Verlag, 2019

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https://doi.org/10.11588/diglit.54853#0348
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VI.2 Kleriker

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zu Heinrich II. dürften bei der späteren Entscheidung, den inzwischen in die
Hofkapelle aufgestiegenen Gerhard mit dem territorial problematischen Bistum
Cambrai1784 zu investieren, eine nicht unerhebliche Rolle gespielt haben.1785 Die
Reformansichten Richards sowohl teilend als auch unterstützend, übertrug
Gerhard ihm bzw. seinen Schülern die Leitung und Reformierung mehrerer
Klöster und Stifte.1786 Kritisch äußerte sich Gerhard über die Verwandtenehe
Graf Reginars/Rainers V. vom Hennegau, tolerierte diese jedoch schließlich.1787
Gerhards Bruder Eilbert, der Mönch in Reims war, erhielt das in ein Kloster
umgewandelte Kanonikerstift Marbilles sowie das neu gegründete Kloster
Chäteau-Cambresis übertragen.1788 Auch bei der Restitution Burtscheids an das
Lütticher Bistum (gemeinsam mit Heinrich II.) und der Reform von Lobbes (mit
dem Bischof von Lüttich und Richard von St-Vanne) wirkte der Cameracenser
Oberhirte mit.1789 Gemeinsam mit vielen übrigen Bischöfen und Äbten sowie
König Heinrich III. wohnte Gerhard zudem der Weihe der Stabloer Klosterkirche
im Jahre 1040 wie auch einer Reliquienerhebung in Maastricht bei.1790 Für die
Gottesfriedensbewegung, insbesondere deren eidliche Selbstverpflichtung,
konnte sich Gerhard bis in die frühen 1030er Jahre kaum erwärmen. Er setzte auf
die Ermahnung zur Einhaltung der Kanones und ein schlichtes Versprechen Gott
gegenüber. Erst Graf Balduin V. gelang es, Gerhard zur Zustimmung zu bewe-
gen.1791 Zwar gestalteten sich die Beziehungen zwischen Heinrich III. und dem
Lothringer wohl aufgrund von Autoritätsdifferenzen hinsichtlich Friedens-
wahrung1792 und Kirchenregiment1793 eher schwierig, doch hat sich eine Bestä-
tigung des Kaisers für Gerhards Gründung Chäteau-Cambresis1794 erhalten.

1784 Seit dem Vertrag von Verdun war das Bistum zweigeteilt: Der westliche Raum um Arras gehörte
zur Francia occidentalis, die östlichen Gebiete Hennegau, Brabant bis Antwerpen hingegen zu
Lothringen und dem Reich. Kirchenrechtlich unterstand das Bistum der westfränkischen Erz-
diözese Reims, vgl. Sproemberg, Gerhard I. 1971, S. 108.
1785 Zu einer Mitgliedschaft in der Hofkapelle vgl. Fleckenstein, Hofkapelle 2 1966, S. 186; zur
Investitur mit Cambrai vgl. MGH DD H II 387 sowie Gesta epp. Cameracensium III1, S. 465f.
und zu Richards Einfluss darauf Sproemberg, Gerhard 1.1971, S. 107. Sicherlich spielte Gerhards
enge Verwandtschaft mit den Ardennergrafen und dadurch u. a. Erzbischof Adalbero von Reims
eine mindestens ebenso gewichtige Rolle bei seiner Akzeptanz als Diözesan und politischer
Größe in Niederlothringen, welches durch aufstrebende Grafen bedrängt wurde, vgl. Th.
Schieffer, Gerhard I. 1937, S. 326f.
1786 St-Gengoul (Gesta epp. Cameracensium III18, S. 470f.; vgl. Sproemberg, Gerhard 1.1971, S. 113),
St. Andreas in Cambrai, ebendort auch St-Gery und das Domstift St-Marie (Gesta epp. Came-
racensium III 19, S. 483f.), St-Pierre-et-Paul in Hautmont (ebd. III 7, S. 468 zu 1013/14) sowie
Marchiennes und Haspres (Th. Schieffer, Gerhard 1.1937, S. 355f.).
1787 Dies berichten die Gesta epp. Cameracensium III10, S. 469. Vgl. dazu Corbet, Burchard 2001, S.
148-150 und 235f.; Körner, luramentum 1977, S. 101-103.
1788 Vgl. Sproemberg, Gerhard I. 1971, S. 114; Th. Schieffer, Gerhard I. 1937, S. 357.
1789 Vgl. Sproemberg, Gerhard 1.1971, S. 114; zu Lobbes vgl. Gesta epp. Cameracensium III15, S. 470
zu 1020; zu Burtscheid ebd. III 35, S. 479f. zu 1023.
1790 Gesta epp. Cameracensium III 56, S. 487f. zu 1039; Steindorff, Jahrbücher 1 1874, S. 87f.
1791 Gesta epp. Cameracensium III 54, S. 487; vgl. Töpfer, Anfänge 1961, S. 887; Huberti, Studien
1892, S. 206f.
1792 Vgl. das Fragment eines Briefes Gerhards an Heinrich III. wohl von 1042, inseriert in den Gesta
epp. Cameracensium III60, S. 488, Z. 28 - S. 489, Z. 6 und dazu Riehes, Bishop 2007; Minninger,
 
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